piwik no script img

Bau der Limburger BischofsresidenzLetzte Hoffnung Amtsverzicht

Nach der Kostenexplosion beim Bau der Limburger Bischofsresidenz wird die Kritik an Bischof Tebartz-van Elst heftiger. Entlassen kann ihn nur der Papst.

Nicht nur für seinen luxuriösen Geschmack steht der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in der Kritik. Bild: dpa

WIESBADEN taz | Es ist ein stolzes Ensemble, das da neuerdings das Zentrum von Limburg schmückt. Alte Vikarie, Küsterhaus und Teile der Stadtmauer sind renoviert. Neu sind ein Büro- und Konferenzgebäude, eine modernistische Kapelle mit steilem Satteldach, eine Bibliothek mit angeschlossener Bischofsresidenz, hübsch gruppiert um ein edles Atrium und abgerundet durch einen Teich und einen Garten.

Geplant hatte den Bau einst das Domkapitel, eine Art Hilfsregierung des Bischofs, der damals noch nicht Franz-Peter Tebartz-van Elst hieß. Es gab eine bewilligte Anschubfinanzierung von maximal 800.000 Euro, schon 2008 sollten die Kosten für den Bau mit 2 Millionen Euro gedeckelt werden. 2010, Tebartz-van Elst war längst im Amt, beliefen sich die Kosten bereits auf mehr als 5 Millionen Euro. Bei der Eröffnung im Juni waren es knapp 10 Millionen. Erst jetzt wird klar, dass es am Ende wohl 31 Millionen Euro sein werden – und unklar, wie lange sich der Bischof noch halten wird.

Die bizarre Summe ist vom dreiköpfigen und unabhängigen Vermögensverwaltungsrat, einem Kontrollgremium des Bischöflichen Stuhls, ermittelt worden. Der Bischöfliche Stuhl ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, aus der laut Selbstauskunft „alle im direkten Zusammenhang mit der Ausübung des Bischofsamtes (…) einhergehenden Aufwendungen finanziert werden“ müssen – also auch Immobilien.

Vor allem Vermögensverwaltungsrat Jochen Riebel äußerte sich entsetzt über die Summe. Der ehemalige Leiter der hessischen Staatskanzlei sagte der FAZ: „Wäre ich in den Vermögensverwaltungsrat der Mafia in Palermo berufen worden, wäre ich mit der Einstellung hingegangen: Riebel, sei wachsam.“ Von einem Bischof habe er erwartet, dass dort „korrekt“ gearbeitet wird: „Ich kann es mir nur so erklären, dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist.“ Der Quadratmeterpreis von 10.000 Euro entspreche den Neubaukosten für einen Operationssaal samt Gerätschaften.

Immer mehr Stimmen für den Rücktritt des Bischofs

Tebartz-van Elst lässt unterdessen Termine absagen und mitteilen, dass er den Prüfbericht der Deutschen Bischofskonferenz abwarten will. Die hatte im September nach dem Besuch des päpstlichen Gesandten Giovanni Lajolo eine Sonderkommission einberufen, um die Verantwortlichen für die Limburger Verhältnisse zu ermitteln. Derzeit prüft sie die interne Kostenaufstellung.

Wegen seines autoritären Führungsstils stand der Bischof schon lange in der Kritik, widersprüchliche Aussagen über einen First-Class-Flug nach Indien haben ihm überdies Ermittlungen der Hamburger Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf falsche eidesstattliche Versicherungen eingebracht.

Schwerer wiegt der Vertrauensverlust in den eigenen Reihen. So forderte mit Christoph Hefter von der Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken nicht nur ein erklärter Dissident den Rücktritt des Bischofs. Auch Kirchenrechtler sowie Geistliche und Gläubige aus dem Bistum schließen sich an.

Sollte er den Vermögensverwaltungsrat hinters Licht geführt haben, ist ein Rücktritt die einzige Lösung. Selbst kann ein Bischof diesen Schritt nicht gehen, er müsste förmlich dem Papst einen Amtsverzicht anbieten. Und niemand zweifelt mehr, dass Franziskus dem lieber heute als morgen zustimmen würde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

21 Kommentare

 / 
  • Eine Badewanne für 15 000 Euro ...usw.! Als römisch katholischer Christ kann ich da nur den Kopf schütteln! Nichts verstanden von der Bergpredigt!

  • F
    FRUST

    Es gibt Wesen, die sind voll neben der Schnur. Und da gibt es noch welche,denen man das sogar ansieht.

  • N
    NANO

    Wir brauchen mehr solcher Leute in den Kirchen, dann erledigt sich das Problem von allein. Religion privatisieren.

  • E
    espacio

    Na ja, zumindest bleibt das Geld in Limburg oder? In zig Jahren ist es vielleicht ein Besuchermagnet wie das Neuschwanstein Schloss. Die Japaner strömen ja nur so dahin, obwohl es damals so ein ähnlicher Fall war.

  • R
    Rolf

    Lassen wir doch die Kirche im Dorf: endlich, erstmals seit dem Barock entsteht eine neue prunkvolle, eines Fürstbischofs würdige Residenz!

     

    Btw: würde den Job gern machen. Ich schicke schon mal meine Bewerbungsmappe nach Rom. Auch wenn ich als geschiedener Atheist wohl schlechte Karten haben dürfte...

  • DM
    Deutsche Michels

    Der christliche Kaiser und Papst von Deutschland!

  • "Entlassen kann ihn nur der Papst."

    Darauf hofft der Mann doch - das der Papst ihn nicht entlässt! Und wir wissen, dass Kirchenobere gerne das Geld ihrer Schäfchen verprassen. Davon lebt die Kirche doch - wer würde ihnen freiwillig Geld für ihren exponierten Lebensstil geben?

    • S
      Sabine
      @antares56:

      Falsch: Papst kann ihm nur nahelegen, seinen Hut zu nehmen, mehr nicht.

  • L
    Lupus

    Gast lupus:

     

    In Limburg hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Bischof FPTvE mit seinem Generalvikar (inzwischen zurückgetreten) nur deshalb in Indien war, um dort teuren KLunker und Marmor einzukaufen. Dabei soll der Besuch von arbeitenden Kindern in einem Steinbruch bei Bagelore geplant gewesen sein. Wenn das stimmt, kommt der Verdacht auf, der Bischof hat die Kinderarbeiter für seine prunksüchtigen Zwecke genutzt. In Bangelore gibt es kein (Caritas-)Projekt mit Kinderarbeitern in einem Steinbruch. Das einzige, von Misereor unterstützte Projekt leitet eine indische Ordensschwester der Styler Mission, die Frauen hilft, selbst Steinbruchbesitzerinnen zu werden - damit sie als erstes ihre Kinder in die Schule schicken können. Wehe dem Bischof, wenn der innere Zusammenhang dieser Story wahr sein sollte; dann kann er wirklich einpacken.

  • AU
    Andreas Urstadt

    Bizarr ist vielleicht auch das Bau u Denkmalachutzrecht. Sieht man sich ein gutes Foto des Ensembles schraeg aus der Luft an wimmelt es einen Mueckenschwarm rechtlicher Einschraenkungen fuer alle, die von den Vorschriften Ahnung haben und der Fussfesseln. Kennt man jetzt weiter das, was wirklich alles gebaut wurde, ergibt das den Weg zu den Kosten und der Weg wird bestimmt vom Quotienten der Vorschriften mit dem, was man gern gehabt haette aber aufgrund der baulichen etc Vorgaben nicht erlaubt war unbenommen der Kosten. Alles was man da machen wollte, hing von vornherein an einem Gaengelband. Mass u Hoehenbeschraenkungen usw, Zwang zu kleinen Einheiten, kein Stoeren des Ensembles durch andere Dimensionen. Die andern Dimensionen HAT man aber dann gebaut, so dass man s nicht sieht und das war entlang der erwaehnten Vorschriften das Erlaubte.

     

    Der Bauherr hat seine Wuensche in dem Sinn dann legal durchgesetzt. Eine Kroete war a priori da und der Bauherr entschied sich fuer die fiskale. Abgewogen hat er auf jeden Fall.

     

    Das Argument, damit haette vielen Hungernden geholfen zieht nicht, die Kirche haette das vorhandene (!) Geld nie dafuer ausgegeben und tut es auch nicht. Wenn da was nicht richtig tickt, ist es das gesamte System.

  • 31 Millionen, hihi.

     

    Der heilige Mann könnte doch als Planungs- und Finanzchef von Stuttgart 21 eine angemessene Anschlussverwendung finden. Die Umbenennung in "Stuttgart 31" ist dann nur noch Formsache.

  • Protz und Prunk ist doch beste katholische Tradition. Der Mann muss unbedingt bleiben bis zum Schluss. Man sollte schon beizeiten mit den Planungen für seine Grabanlage beginnen und die mindestens 120 Millionen für die Gruft jetzt schon ansparen. Das muss richtig glänzen, denn arme Kirchenmäuse ziehen heute keinen Fisch mehr vom Teller.

    • K
      Katholisch
      @Rainer B.:

      Bitte bleiben Sie uf dem Teppich.Bischof Kamphaus, der Vorgänger in Limburg, lebte in einer 2-Zimmer-Wohnung und überließ das Bischofspalais Flüchtlingsfamilien.

      Es ist richtig, dass es in der Amtskirche viele macht- und protzgeile Verteter gibt, aber bitte beleidigen Sie durch Iren Kommentar nicht die Katholiken per se. Das ist Populismus.

      • @Katholisch:

        Katholische Kirchen z.B. stechen doch zweifellos durch ausgeprägte Ornamentik, Protz und Prunk, Vergoldungen etc. hervor. Das lässt sich doch garnicht bestreiten, ist es doch mit dem bloßen Auge sofort zu erkennen. Stehen Sie ruhig dazu, ich hab damit gar kein Problem, solange ich es nicht bezahlen muss.

        • K
          Katholisch
          @Rainer B.:

          Aber natürlich bezahlen Sie mit!

          Abgesehen von der Kirchensteuer werden auch andere Steuern für kirchliche Einrichtingen verwendet, seitdem dei Säkularisierung stattfand.Da gibt es nämlich seit 200 Jahren einen Vertrag, der einen Ausgleich schaffen sollte im Sinne der Kirche, deren Grund, Boden und Bauten, die der Kirche abverlangt und konfisziert wurden, so dass auch, wenn Kirche draufsteht, der meiste Teil von Steuergeldern gedeckt werden,egal, ob Sie in der Kirche sind oder nicht.

          Nicht gewusst?

          • @Katholisch:

            Ich hab davon gehört, aber konkrete Zahlen, was wofür verbraucht wird, gibt's leider nirgends. Es ist auch in Ordnung, wenn sich der Staat am Erhalt großartiger Bauwerke und z.B. Orgeln beteiligt, aber kein Verständnis hab ich dafür, dass Bischöfe und Kardinäle üppige Gehälter aus den Landeshaushalten bekommen.

            • K
              Katholisch
              @Rainer B.:

              Es gab 2009 eine Bericht von Panorama mit dem Titel: Alte Pfründe - Steuermilliarden für die Kirche, steht in youtube.

              Ich bin trotz meiner Kirchenzugehörigkeit dafür, dass diese Steuereinahmen aus staatlichen Stuern abgeschafft werden.

              Wussten Sie übrigens, dass die Bischöfe ihr Gehalt vom Land bekommen?

  • Geltungssüchtige, prunksüchtige, nazistische Egomanen wie dieser Tebartz finden eine Heimstatt in der Kirche.

    Und bringen diese, die eh mit permanentem Image-Verlust zu kämpfen hat, völlig in Verruf.

    Jetzt fehlt nur noch die Enthüllung, daß ers mit Meßdienern getrieben hat...

    Der sollte für den Rest seines Lebens die Millionen mit Sozialstunden abarbeiten.

    • K
      Katholisch
      @Rosa:

      Ich möchte auch Sie bitten, sich bei aller Kritik, die ich auch teile, sich mit solchen Verdächtigungen zurückzuhalten.

      Ich bin sicher, dass TvE ehher zur gattung der Asexuellen gehört und dies mit seiem Protzgehabe kompensiert.

      Ich kenne den Mann aus seiner Zeit in Münster,in der er auch schon so unnahbar, hölzern und marionettenhaft war.

  • M
    Marcus

    Wie zum Henker gibt man 31.000.000€ für ein projekt aus das mit 800.000 geplant war? Ich mein selbst Marmorböden, Goldamaturen und ebenholzfenster kosten nicht soviel. Hatt der sich da einen Atombunker drunter bauen lassen oder was.

    • K
      Katholisch
      @Marcus:

      Vielleicht. Auf jeden Fall hat er unter dem Gebäude den Felsen aufbohren lassen, um noch ein Untergeschoss zu haben.

      Und gegen die Bauvorschriften der Stadt hat er auch verstoßen mit der Bedachung seiner Privatkapelle, in der niemand ist als er allein. Selbst Jesus bleibt außen vor, denn der hat gesagt: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich unter Euch."

      Was aber, wenn der Bischof nicht im Amt bleibt und es kommt ein neuer, der mehr auf der franziskanischen Linie ist? Was soll der mit dem Palazzo anfangen? Bei Ebay versteigern? An Karl Lagerfeld verkaufen? In die Luft sprengen? Guter Gott, was dieser Nochbischof für "nachhaltige" Probleme bereitet!