Diekmann an taz: Wulff-Spott und eine Zeile Ernst
Die taz schickt dem "Bild"-Chef einen Fragenkatalog zur Mailbox-Affäre. Kai Diekmann antwortet mit Präsi-Witzen und einem Versprechen.
Wochenlang bestimmte die Bild den Takt der Wulff-Affäre. Warum eigentlich? Um das aufzuklären, schickte die taz am Freitagmorgen dem Chefredakteur der Bild, Kai Diekmann und der Pressestelle des Axel-Springer-Verlags eine Liste mit ungeklärten Fragen zur Rolle der Bild in der Affäre des Bundespräsidenten.
Wann wurde der Inhalt der Mailbox an wen weitergegeben? Und wie? Als Tondokument oder in schriftlicher Version? Die Anfrage ist mit einer Frist bis Montag 16 Uhr versehen. Die taz verspricht sich mit diesem Fragenkatalog weitere Transparenz im Fall Wulff.
Kai Diekmann antwortete am Freitag gegen 13 Uhr in einer Mail an die Redaktion. Er sei gerade auf dem Weg nach Ludwigshafen zum Altkanzler und deshalb im Moment sehr eingespannt, so Diekmann. Weiß man vom engen Verhältnis des Bild-Chefs mit Ex-Kanzler Kohl, ist das nicht weiter überraschend. Liest man die Mail weiter, wird klar: Der Chefredakteur versucht sich in einer Wulff-Imitation.
Seine Antwort lehnt sich an die Mailbox-Nachricht des Bundespräsidenten an, deren Wortlaut inzwischen weitgehend bekannt ist. Diekmann erbittet Aufschub, ganz wie Wulff. "Können Sie denn nicht akzeptieren, dass der wichtigste Journalist des Landes auch mal ein paar Tage unterwegs ist, um ein paar Freunde zu besuchen!? (…) Wir sollten uns dann wirklich am Donnerstag zusammensetzen und darüber entscheiden, ob und wie wir in die Schlacht ziehen wollen."
Am Ende der Mail wird der Chefredakteur ernst, eine Zeile lang. Im Post Scriptum verspricht Diekmann die Rolle der Bild in der Mailbox-Affäre innerhalb der Frist aufzuklären. "Im Ernst, selbstverständlich erhalten Sie pünktlich Ihre Antworten", so Diekmann. Am Montag wird es somit weitere Aufklärung geben: Welche Rolle spielt die Bild in der Affäre des Bundespräsidenten? Nicht nur die taz wartet auf Antworten.
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