Ökobilanz des Onlinehandels: Ohne Dank zurück
Onlinekunden schicken immer mehr Pakete wieder retour. Das belastet die Ökobilanz. Die Händler versuchen gegenzusteuern.
Die hohen Retourenquoten sind seit Jahren eines der ungelösten Probleme im Onlinehandel. Die Unternehmen selbst legen ihre Zahlen nicht offen, doch die Forschungsgruppe Retourenmanagement der Universität Bamberg ermittelte in Studien gerade für den Bereich Kleidung übliche Retourenquoten um 50 Prozent. Sie weist darauf hin, dass in dem Segment teilweise auch Rücksendequoten von 70 bis 80 Prozent beobachtet würden.
„Oft ist die Aufbereitung zum Wiederverkauf von zurückgeschickter Ware mit viel Aufwand verbunden“, so Julia Miosga, Bereichsleiterin Handel und Logistik beim Bitkom. Die zurückgeschickten Waren müssten geprüft und gegebenenfalls wieder in den Bestand aufgenommen werden. Das verursache Personal- und Prozesskosten. Daher versuchten viele Händler mittlerweile gegenzusteuern. Mit genaueren Produktbeschreibungen beispielsweise – samt Angaben darüber, wie eine Größe ausfällt, mit Nahaufnahmen, 360-Grad-Bildern und Videos.
Gerade bei Kleidung scheint das nicht unbedingt zu helfen: Die Hälfte der Kund:innen gab in der Bitkom-Umfrage an, Waren mitunter in der festen Absicht der Rücksendung zu bestellen, um etwa verschiedene Größen anprobieren zu können. 6 Prozent der Befragten sagten, sie würden das regelmäßig tun. Vor allem junge Kund:innen schickten Waren zurück: In der Gruppe der 14- bis 29-jährigen gehe jede fünfte Bestellung wieder retour.
Die Retouren tragen maßgeblich dazu bei, die Ökobilanz des Onlinehandels zu verschlechtern. In einer Berechnung des Öko-Instituts an Hand eines Schuhkaufs in einer Großstadt belaufen sich die Emissionen für die Rücksendung auf 370 Gramm CO2 – und machten damit mehr als ein Drittel der Emissionen des gesamten Bestellprozesses aus.
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