piwik no script img

Islam-Institut der Humboldt-UniversitätLetzte formale Hürde genommen

Studierende der HU wollen das umstrittene Institut noch verhindern. Vorerst vergeblich: Ihre Klage hat keine aufschiebende Wirkung.

Schon in einem Jahr soll das Islam-Institut an der HU – hier das Hauptgebäude Unter den Linden – seine Arbeit aufnehmen Foto: dpa

Der bislang letzte Versuch, die Einrichtung des umstrittenen Instituts für Islamische Theologie an der Humboldt Universität (HU) zumindest auszubremsen, ist gescheitert. In dieser Woche ging den studentischen Mitgliedern des Akademischen Senats der HU die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Berlin zu, dass ihre Beschwerde über das Prozedere der Einrichtung erst im Hauptsacheverfahren – also ohne aufschiebenden vorläufigen Rechtsschutz – behandelt werden würde. Damit sind die Beschlüsse der Hochschulgremien zum Islaminstitut zwar nicht zwangsläufig rechtens, aber praktisch wirksam.

Die Studierenden hatten geklagt, nachdem ihr Veto gegen die Entscheidung des Senats, dem Kuratorium die Einrichtung des Instituts zu empfehlen, übergangen wurde. Sie haben noch nicht entschieden, ob sie gegen diese Entscheidung Beschwerde einlegen, auf das Hauptsacheverfahren warten oder die Rechtsaufsicht der Hochschule, den Berliner Senat, anrufen.

Unabhängig davon, ob die studentischen SenatorInnen nachlaufend mit ihrem formalen Widerspruch noch Recht bekommen, wird die Gründung trotz der ebenfalls von mehreren Seiten geäußerten inhaltlicher Bedenken vorangetrieben. Das Interesse, nach jahrelangem Hin und Her endlich zu einem Abschluss zu kommen, ist auf Seiten der Hochschule, der Wissenschaftsverwaltung und auch der WissenschaftspolitikerInnen der Koalition erkennbar groß. Das Unbehagen angesichts der ausschließlichen Teilnahme konservativer islamischer Verbände am Prozess steht hinter dieser Absicht zurück.

Ob der ehrgeizige Plan, das Institut bereits im Wintersemester 2019/20 in Betrieb zu nehmen, eingehalten werden kann, ist allerdings aufgrund praktischer Gegebenheiten keineswegs sicher. Der Beirat des Instituts hat sich bislang nicht konstituiert. Die Frage, ob die verschiedenen Interessen zwischen unabhängiger Wissenschaft, Religionspolitik und Glaubensgemeinschaften dort konstruktiv zusammengeführt werden können, wird aber erst dann beantwortet werden können.

Bereits im Wintersemester 2019/20 soll das Institut den Betrieb aufnehmen – ob das klappt, ist offen.

Der erste Test des Gremiums wären die aufwändigen und zeitintensiven Berufungsverfahren für sämtliche Professuren, alle wiederum im Spannungsfeld der verschiedenen Ansprüche der Beteiligten stehend. So ist weiterhin ungeklärt, wie die von politischer Seite vorgebrachte Ankündigung, keine als Antisemiten aufgefallene Personen in Beirat oder Institut dulden zu wollen, durchgesetzt werden soll oder wie für den Anfang ein solcher Verdacht gegebenenfalls überhaupt vorgebracht und geprüft werden würde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.