Kritik an Aktion von AfD-naher Initiative: Missbrauchte Stolpersteine
Im Netz wurde ein Foto verbreitet, das Stolpersteine mit Namen ermordeter Mädchen zeigt. Der Zentralrat der Juden kritisiert die Aktion.
Auf dem Bild, das den Titel „Merkels Stolpersteine“ trägt, sind Messingplatten zu sehen, wie sie der Kölner Künstler Gunter Demnig seit 1992 zum Gedenken an die Opfer der NS-Verbrechen verlegt. Auf dem Foto tragen sie die Namen von Mädchen, die in den letzten Monaten ermordet wurden, darunter die 14-jährige Susanna F. aus Mainz und die 15-jährige Mia V. aus Kandel. Das Foto wird von der AfD-nahen Initiative „Kandel ist überall“ verbreitet.
Der Zentralrat der Juden teile die aufrichtigen und ehrlichen Trauerbekundungen, erklärte Schuster gegenüber der taz. Die Art und Weise, wie Initiativen wie ‚Kandel ist überall‘ agieren, halte er aber für unerträglich. „Sie instrumentalisieren nicht nur die Mordopfer selbst für ihre Hetze gegen Flüchtlinge und Ausländer. Sie scheuen nicht einmal davor zurück, die Shoah zu relativieren, indem sie die Stolpersteine nachahmen.“ Davor müssten Opfer geschützt werden.
Das Foto wird seit Mittwoch getwittert und auf Facebook gepostet, es wird angeboten, es kostenlos als Profilbild zu nutzen. Auch die AfD-Politikerin Christina Baum, Landtagsabgeordnete in Baden-Württemberg, verbreitete es eifrig. Ihr Kommentar: „Frau Merkel, das sind Ihre Stolpersteine. Sie haben unzähliges Leid über unzählige Familien in Deutschland gebracht. Wir werden Sie zur Rechenschaft ziehen.“
Im Netz hagelt es Kritik, es wird von „Hetze“, einer „perfiden Instrumentalisierung der Betroffenen“ und einer „massiven Relativierung des Holocaust“ gesprochen. „Schämt Euch!“ heißt es in einem Kommentar. Einige Facebook-Nutzer haben Strafanzeigen wegen Volksverhetzung und Verunglimpfen des Andenkens Verstorbener gestellt. Das Bild wurde auch der Seite Netzverweis gemeldet – offensichtlich mit Erfolg. Das Profil der Landtagsabgeordneten Baum ist mittlerweile nicht mehr verfügbar.
Gelassen reagiert der Künstler Gunter Demnig. Er hat schon mehrere Hinweise auf den Missbrauch der Stolpersteine bekommen. Natürlich sei das empörend, sagt er, möglicherweise könne er auch urheberrechtlich dagegen vorgehen. Aber das widerstrebe ihm: „Ich will solchen Leuten keine Bühne geben. Das ist so schlimm, das steht für sich!“
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