Innenminister meidet Integrationsgipfel: Seehofer flüchtet vor Kritikerin
Der CSU-Politiker sagte beim Gipfel ab, weil eine Journalistin, die ihn kritisierte, auch dabei ist. Ihren Text scheint er missverstanden zu haben.
Ataman hatte in einer Veröffentlichung der Amadeu Antonio Stiftung die „Heimat“-Politik der CSU kritisiert. Der Text war der Aufmacher einer vierseitigen Beilage der Stiftung, die am 29. Mai in der taz erschienen war.
Unter der Überschrift „Deutschland, Heimat der Weltoffenheit“ schrieb Ataman dort, Seehofers Heimatministerium sei „vor allem Symbolpolitik für potenzielle rechte Wähler“. Statt „die rassistische Abwärtsspirale zu beschleunigen, könnte die Politik ein positives Selbstbild für Deutschland“ anbieten, argumentiert Ataman und schlug vor: Deutschland als Heimat der Erinnerungskultur, der Weltoffenheit oder der Religionsfreiheit. „Darauf kann man stolz sein. Ganz ohne Blut-und-Boden-Trigger.“
Die Journalistin Ferda Ataman ist Mitgründerin der „Neuen deutschen Medienmacher“ und Mitgründerin des Mediendienstes Integration. In den Jahren 2006/2007 war sie Redenschreiberin für den damaligen Integrationsminister von Nordrhein-Westfalen Armin Laschet. Der CDU-Politiker ist heute Ministerpräsident des Bundeslandes.
Auf Twitter bedauerte Ataman die Absage Seehofers. Sie nimmt nach Angaben der Bundesregierung am Mittwoch als Vertreterin einer Migrantenorganisation auch an der Pressekonferenz im Anschluss an den Integrationsgipfel teil. Seehofer wird nach Angaben seines Ministeriums beim Integrationsgipfel durch den Parlamentarischen Staatssekretär Marco Wanderwitz (CDU) vertreten. In den vergangenen Jahren war es üblich, dass der jeweilige Bundesinnenminister am Integrationsgipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnahm.
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