Nachruf auf Michael Rutschky: Ein Kulturoptimist ist gestorben
Der Berliner Publizist und Autor Michael Rutschky ist tot. Auch mit der taz war der „Kulturoptimist“ eng verbunden.
Michael Rutschky ist tot. Bis vor wenigen Wochen konnte man ihn noch auf seinen Spaziergängen mit dem Hund im Berliner Gleisdreieckpark treffen. Nun ist der Publizist und Autor vieler essayistischer Bücher nach längerer Krankheit in einem Berliner Krankenhaus gestorben.
Michael Rutschky wurde am 25. Mai 1943 im hessischen Spangenberg geboren. Er studierte bei Theodor W. Adorno in Frankfurt, in der Phase, in der sich die Kritische Theorie sehr für eine Verbindung von Karl Marx und Sigmund Freud interessierte. Eine Fotografie von Freuds Patientencouch hing in seinem Wohnzimmer.
Bekannt wurde der leidenschaftliche Berliner durch seine Essays, die in der Monatszeitschrift Merkur, deren Redakteur er in den späten Siebzigern war, veröffentlichte. Das waren gedankenschnelle Stücke, in denen sich eine Aufmerksamkeit für die Gegenwart mit einer immensen Belesenheit verband. Er interessierte sich für alles, die Mitbürger seines Kreuzberger „Soziotops“ (eine Rutschky-Wortschöpfung), Kleidungsstile, die Art, wie Meinungen produziert werden, Speisekarten und natürlich Kinofilme.
Zu seinen einflussreichsten Büchern zählen die Studien „Erfahrungshunger“ und „Lebensromane“. Zuletzt haben seine unsentimentalen, beobachtungsgenauen Tagebuchbände „Mitgeschrieben“ und „In die neue Zeit“ noch einmal für Aufsehen gesorgt. Auch als Fotograf machte er sich einen Namen.
Bis zu ihrem Tod im Jahr 2010 war Michael Rutschky mit der Publizistin Katharina Rutschky verheiratet. Beide waren sie atypische 68er; Untergangsszenarien lagen ihnen nicht, stets glaubten sie an mögliche gesellschaftliche Fortschritte. Programmatisch hat sich Michael Rutschky einmal als „Kulturoptimist“ bezeichnet. Der taz war Michael Rutschky eng verbunden, als Autor, Kolumnist sowie als genauer Leser und Stichwortgeber.
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