Die Wahrheit: Maas attacks
Ein Geheimpapier aus dem Auswärtigen Amt fordert deutsche Medien auf, alle Kalauer mit dem Namen des Außenministers Maas zu unterlassen.
Ein Einstand nach Maas sieht wirklich anders aus. Der neue Chef ist noch nicht mal vereidigt – und schon erweist das Auswärtige Amt ihm einen echten Bärendienst. Am Montag war ein vertrauliches Papier bekannt geworden, mit dem die Behörde befreundeten (!) Redaktionen offenbar eine ausführliche Sprachregelung zukommen lassen wollte. Anscheinend fürchtet die Stabsabteilung um die Autorität des Amtschefs, wenn bestimmte Wendungen benutzt werden, die unweigerlich zu schlimmsten Verballhornungen führen müssen. Beispiel: „Gerade bei Treffen mit autokratischen und eher einfach gestrickten Staatschefs wie Erdoğan und Trump, deren Weltsicht man als ‚vulgärdarwinistisch‘ bezeichnen kann, könnte der Herr Minister Probleme bekommen, weil ihm ein wenig das ‚Gardemaas‘ fehlt.“
Mit dem Papier wollte man – selbstverständlich unter Respektierung der Unabhängigkeit der Medien – wenigstens die staatstragenden Kollegen auf Linie bringen, damit Artikel nicht so beginnen: „Heiko Maas schickt sich an, die Maasstäbe deutscher Außenpolitik neu zu definieren. Seine erste, heikle Reise führt ihn nach Israel. Dazu kann man ihm nur von Herzen auf Hebräisch ‚Maaseltov‘ wünschen.“
Der Schuss ging allerdings gleich doppelt nach hinten los, weil es durchsickerte und weil die Verfasser das Papier am Dienstag hastig zurückzogen und als „non-existent non-paper“ klassifizierten.
Sprachliche Hinweise
Dabei weiß doch jeder Journalist, dass Namensjokes und Kalauer gar nicht gehen. Dennoch dringen die sprachlichen Hinweise des Ministeriums bis tief ins Private: „Der Minister wird auf dem Oktoberfest grundsätzlich nicht mit einem ‚Maaskrug‘ anstoßen. Dasselbe gilt für seine Lebensgefährtin, die Schauspielerin Natalia Wörner, die auf keinen Fall gesagt haben will: ‚Maas bringt verbrauchte Energie sofort zurück.‘“ Auch verlangt das Geheimpapier, dass es sich „bei dem privaten Geburtstagsgeschenk von Frau Wörner an den Herrn Minister nicht um einen ‚Maaserati‘ handelt.“ Formulierungen wie „Maas und Venus“ verböten sich ohnehin, wenn das Paar beschrieben werde.
Ein Außenminister muss viel reisen, das ist bekannt, doch auch unterwegs sollen strenge Sprachregelungen gelten: „Unter keinen Umständen dürfen Dienstreisen des Ministers mit der Schlagzeile ‚Mit dem Maas bis an die Memel‘ angekündigt werden. Ferner muss der „Vertrag über die Europäische Union“ von 1992 andernorts neu unterzeichnet werden, um billige Maastricht-Witze zu verhindern.“
Typische Kinderkrankheit
Auch der Gesundheitssektor bleibt in dem Papier nicht unberührt, wenn es heißt, dass „Impfkampagnen gegen typische Kinderkrankheiten mit roten Flecken künftig keine ‚Maasern‘ sind. Auch macht ‚Maas nicht mobil, bei Arbeit, Sport und Spiel‘, dafür sind andere Ressorts zuständig.
Das Papier atmet durchweg den Geist der Liberalität, die bereits die Arbeit des Ministers im Justizressort auszeichnete. Dass aber die Wörter „Mittelmaas“ und „Maasarbeit“ in den Mittelpunkt des Verbotswunsches gerückt werden, ist allerdings kaum noch erträglich. Abschließend äußert sich das Papier – sehr zurückhaltend – auch zum Vornamen des Ministers und fordert strikt Abstand von japanischer Poesie zu nehmen, die als „Haiku Maas“ bezeichnet werden. Der Verfasser entblödet sich aber nicht, gleich ein Haiku vorzulegen:
Japanische Kurzgedichte.
Viele lieben sie.
Der Minister mag sie nicht.
Die Wahrheit fordert alle Kollegen dringend auf, sich an die Empfehlungen des Ministeriums zu halten. Als Patrioten behalten wir uns vor, uns bekannte Redakteure bei Verstößen rücksichtslos zu maasregeln.
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