Hashtag gegen Germany's Next Topmodel: Heidi kriegt ihr Fett weg
Feministinnen rufen auf Instagram zu einer Kampagne gegen Heidi Klums Show auf: #NotHeidisGirl wehrt sich gegen normierte Schönheitsideale.
Eine junge Frau hält ein Stück Pizza in der Hand, in der anderen ein Schild mit der Aufschrift #NotHeidisGirl „Weil es einfach nur krank ist, Frauen so auf Schönheit zu trimmen. (Und Heidis Ernährungstipps direkt aus der Hölle kommen)“. Nein, sie spielt damit nicht auf das schweizerische Alpendrama über das karge Leben auf der Alm an, sondern auf Heidi Klums Schönheitswettbewerb „Germanys Next Topmodel“ (GNTM).
Die Sendung läuft bereits seit über zehn Jahren im Privatfernsehen, doch Klum kann es einfach nicht lassen. 2018 geht die Sendung in die dreizehnte Runde und wieder ruft Klum zur Teilnahme auf. Doch im Vorfeld regt sich Widerstand: Auf Instagram posten Mädchen und junge Frauen unter dem Hashtag #NotHeidisGirl Kritik an den genormten Schönheitsidealen, die GNTM verbreitet.
Empfohlener externer Inhalt
Die Statements sind wütend, traurig, manchmal sachlich. Vier junge Frauen haben sich mit Halstüchern und Sonnenbrillen vermummt, halten provokativ ihre Stinkefinger in die Kamera und schreiben „Weil wir wissen, dass wir schön sind!“ und #fuckgntm. „Weil wir nicht auf der Welt sind, um zu gefallen“, heißt es auf dem Social-Media-Portal oder auch: „Weil Schönheit, Selbstwert und gesellschaftliche Akzeptanz nicht von Körpermaßen abhängig sein dürfen“. Auch akademische Zugänge zum Thema sind auf der Seite abgebildet: Eine Kritikerin hat einen erklärenden Text über die negativen Auswirkungen von Schönheitsidealen auf Teenager gepostet. Andere halten es einfacher und laden selbst gemalte Bildchen und Graffitis hoch.
Die Initiatorinnen der Kampagne nennen sich „Vulvarines“ und bezeichnen sich als Feministinnen aus Mönchengladbach. Ob sie mit dem Namen auf den Superhelden Wolverine aus dem DC-Comicuniversum anspielen, ist der Fantasie überlassen. Sicher ist, dass sie mit dem Begriff Vulva, der die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane bezeichnet, Stellung für eine selbstbewusste öffentliche Positionierung von Frauen beziehen.
Auf Instagram haben sie eine kurze Anleitung veröffentlich, auf welche Art man sich mit einem Foto und Statement an der Kampagne beteiligen kann. Wichtig ist ihnen, dass die Posts auch unter dem Hashtag #ichbingntm2018 gepostet werden, damit die Statements unter den üblichen Bildern zur Qualifikation des Schönheitswettbewerbs auftauchen. Sie setzen auf eine kettenbriefartige Verbreitung und regen dazu an, bei jedem Post fünf weitere Personen zur Teilnahme einzuladen. Die Kampagne hat auch Twitter und Facebook erreicht. „#notheidisgirl – weil das Herz zählt“, heißt es in einem Tweet.
Bisher sind über 400 Beiträge auf der Instagram-Seite eingegangen, sie beschränken sich nicht auf Mädchen und Frauen, sondern sprechen alle Geschlechter an: „notheidisboy – weil feministischer Kampf von allen geführt werden muss“, heißt es in einem Post. Manche Unterstützer_innen haben die Anleitung eigenwillig interpretiert und Hamster, Hausschuhe oder Spielzeug gepostet. Darunter taucht auch ein Hochglanzfoto von Fruchtquark auf, einer Ernährungsvariante, die Heidi Klum garantiert wohlwollend abnicken würde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies