Verbot von BDS-Bewegung: Frankfurt gegen Israelboykott
Nach dem Eklat um Absagen palästinensischer und britischer Musiker an ein Berliner Festival will Frankfurt a. M. Israel-Kritikern keinen Platz bieten.
An private Vermieter in der Stadt appelliert der Magistrat, ebenso zu verfahren. Vereinen oder Organisationen, welche die Aktivitäten der BDS-Bewegung unterstützen, sollen Zuschüsse verwehrt oder gestrichen werden. Die Vorlage für den Beschluss, der am vergangenen Freitag angenommen wurde, geht auf Frankfurts Bürgermeister und Kirchendezernenten Uwe Becker (CDU) zurück.
Die weltweite BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions) versucht seit über zehn Jahren, die israelische Regierung wegen der über 50-jährigen Besatzungspolitik unter Druck zu setzen. Sie ruft in vielen Ländern zu Boykottmaßnahmen auf – gegen Unternehmen wie Soda Stream, die in den von Israel völkerrechtswidrig besetzten Gebieten investieren oder produzieren. Oder gegen Kaufhäuser, die Waren aus den besetzen Gebieten importieren.
Adorno-Preis an BDS-Unterstützerin Butler
Zu den prominentesten Unterstützern der Boykott-Bewegung zählen die kanadische Globalisierungskritikerin Naomi Klein, die britischen Musiker Brian Eno und Roger Waters sowie die US-amerikanische Philosophin Judith Butler. Butler wurde vor fünf Jahren von der Stadt Frankfurt noch mit deren „Adorno-Preis“ ausgezeichnet.
Jüngst sagten in Berlin mehrere arabische und britische Künstler ihre Teilnahme an einem „Popkultur-Festival“ ab, weil die israelische Botschaft auf Plakaten als Unterstützer des Festivals aufgeführt wurde. Der deutsche Zweig der BDS-Bewegung hatte sie zuvor darauf hingewiesen.
„Die BDS-Bewegung nutzt mit ihren Botschaften die gleiche Sprache, die einst Nationalsozialisten gebrauchten“, erklärt Frankfurts CDU-Bürgermeister Uwe Becker. „Die BDS-Bewegung ist damit eine zutiefst antisemitische Bewegung und soll in der Stadt Frankfurt am Main keinen Raum haben.“ Auf Drängen der Frankfurter CDU hatte die Bundes-CDU auf ihre Parteitag in Essen bereits im Dezember 2016 eine Beschluss gefasst mit dem Ziel, die BDS-Bewegung bundesweit zu ächten.
Frankfurt ist die erste deutsche Stadt, die einen so drastischen Beschluss fällt. München könnte bald folgen. SPD und CSU stellen dort im Stadtrat die Mehrheit und haben einen entsprechende Absicht bekundet.
In der ursprünglichen Version dieses Artikels hieß es, auch die britische Feministin Laurie Penny würde die BDS-Bewegung unterstützen. Tatsächlich verteidigt sie leidiglich das Recht anderer, „israelische Produkte und Dienstleistungen aus Protest gegen die andauernde Besetzung von Gaza und dem Westjordanland zu boykottieren“, wie sie einmal schrieb. Sie selbst unterstützt die BDS-Bewegung nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen