Puppe mit mehr Rundungen: „Auch die dickste Barbie ist nicht dick“

Die Spielzeugfirma Mattel hat ihr Puppensortiment um kurvige Modelle erweitert. Stevie Schmiedel von Pinkstinks bleibt trotz dieses Fortschritts aber skeptisch.

Frau Schmierdel

Wo sind die Kurven? Foto: mattel

taz: Frau Schmiedel, jetzt gibt es kurvige Barbiepuppen. Was halten sie davon?

Stevie Schmiedel: Wir freuen uns über jeden Fortschritt. Natürlich sehen die erst einmal ganz toll aus, die Barbies. Gleichzeitig sind wir skeptisch. Denn wir wissen, dass es unlogisch und nicht machbar ist, so viele unterschiedliche Körpergrößen und -formen von Barbie auf den Markt zu bringen. Wenn dann die Nachfrage nicht überwältigend ist, wird die Produktion schwer aufrecht zu erhalten sein. Schade eigentlich.

Wie ernst meint es Mattel mit den neuen Modellen?

Fraglich ist, inwieweit es nur eine Presse- und Werbekampagne von Mattel ist. Jetzt schwärmen alle von Mattel. Dass seien die Guten, gehen auf Protest ein und tun etwas, damit es den Mädchen besser geht. Klar ist aber auch: Solange die Spielzeughersteller wissen, dass die überzogenen Puppenmodelle sich bestens verkaufen, werden sie daran nichts ändern. Auch die großen Spielwarenläden kaufen nur die klassische Barbie mit hochhackigen Schuhen im Topmodel-Look ein. Außerdem: Ab Februar startet ja erst die Testkaufperiode bei Amazon. Erst danach wird Mattel eruieren, welche Modelle in der Zukunft produziert werden.

Beeinflusst Barbie die Schönheitsvorstellungen von Kindern?

Natürlich. Eine Studie aus Sussex hat das klar nachgewiesen: Kinder, die mit Barbie spielen, werden ganz stark in ihren Körperbild beeinflusst. Selbst die dickste Barbie ist nicht wirklich dick. Sie liegt gerade einmal so im deutschen Durchschnitt. Also: Das Schönheitsideal muss sich im Ganzen wandeln, aber das ist aufgrund des Überangebotes der dürren Puppen schwer.

Welche Puppe sollen Eltern ihren Kindern kaufen? Gibt es überhaupt Alternativen?

Die US-amerikanische Lammily-Puppe ist ein tolles Produkt. Leider wird sie sich kaum behaupten können, weil das Kapital dahinter fehlt. Zudem sind Kinder anspruchsvoll. Für einen Markterfolg braucht man verschiedene Modelle und massenhaft Accessoires, sonst langweilen sich die Kinder.

44, ist promovierte Dozentin für Genderforschung und Geschäftsführerin von Pinkstinks.

Was muss passieren?

Zuerst müssten die Eltern aufwachen und ihren Kindern nomalgewichtige Barbies kaufen. Der Protest gegen die alten Schönheitsideale wächst, das sehen wir an uns. Inzwischen folgen uns 20.000 auf Facebook, ebenso viele abonnieren unseren Newsletter. Aber für ein Umdenken bräuchten wir eine komplette Revolution. Und deswegen wird die kurvige Barbie von Mattel wohl nur ein kleines alternatives Nischenmodell werden.

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