Gabriel spricht nicht mit TTIP-Gegnern: „Reich und hysterisch“
Der SPD-Chef schimpft öffentlich über Campact – reden will er mit dem Protestnetzwerk nicht. Der Streit wird über Anzeigen ausgetragen.
Mit seinen Kritikern sprechen will der SPD-Chef allerdings lieber nicht – zumindest nicht mit dem Aktionsnetzwerk Campact, das zu den Organisatoren der Großdemo gehörte.
Als Antwort auf Gabriels Anzeigen zur Demonstration hatte Campact wenige Tage später ebenfalls Anzeigen geschaltet – mit dem Vorwurf, Gabriel würde „Kritikpunkte umschiffen“ und streue der Öffentlichkeit „mit Halbwahrheiten Sand in die Augen“.
Um den Streit zu klären, forderte Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz den Minister in der Anzeige „zum öffentlichen Dialog auf – in jeder Halle, wo Sie wünschen, gerne live übertragen ins Internet“. Doch der Appell blieb ohne Antwort.
Auf taz-Anfrage erklärte das Ministerium, eine solche öffentliche Veranstaltung werde es nicht geben. Zur Begründung sagte Pressesprecher Tobias Dünow: „Dass Campact Sigmar Gabriel in der Anzeige vorwirft, er würde der Bevölkerung Sand in die Augen streuen, und zugleich zum Dialog aufruft, ist zumindest bemerkenswert.“
Die Abneigung besteht schon länger
Doch auch schon vor dem per Anzeige ausgetragenen Streit hegte Gabriel offenbar eine große Abneigung gegen Campact. Dem spendenfinanzierten Netzwerk, das seine 1,7 Millionen Unterstützer für Kampagnen zu unterschiedlichen Themen mobilisiert, hatte er bereits in der Vergangenheit „Verunglimpfungen“ vorgeworfen. Im Bundestag bezeichnete er Campact im Oktober als „Unternehmen“ und sagte: „Das ist ein Geschäftsmodell.“
Campact-Geschäftsführer Bautz findet es „überraschend und enttäuschend“, dass Gabriel eine öffentliche Debatte ablehnt. „Er ist doch sonst nicht auf den Mund gefallen“, sagte Bautz der taz. „Bei TTIP scheint er sich seiner Sache wohl doch nicht so sicher zu sein, sonst hätte er nicht gekniffen.“
Gabriels Ministerium betont dagegen, dass der Minister grundsätzlich dialogbereit sei. Als Beleg verweist man auf eine Debatte beim Kirchentag und auf eine Veranstaltung im Mai. Dabei saßen auf dem Podium drei TTIP-Befürworter – neben Gabriel der EU-Kommissar Karel De Gucht und der US-Verhandlungsführer Michael Froman. Kritiker saßen nur im Publikum und durften von dort aus einzelne Fragen stellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“