FC St. Pauli boykottiert „Bild“-Aktion: Kai ist beleidigt
„Bild“ forderte Fußballclubs auf, mit dem Logo der eigenen Flüchtlings-Hilfsaktion aufzulaufen. St. Pauli weigert sich – was den „Bild“-Chef erbost.
Ach Bild-Zeitung. Gerade hatten wir sie noch etwas lieb gewonnen: Die vergangenen Wochen hat sie sich durchaus menschenfreundlich gezeigt. Hat sich im besten Kampagnenjournalismus-Stil für Flüchtlinge eingesetzt. Plötzlich waren „Refugees Welcome“ und mit „Wir helfen“ hat sie eine Aktion gestartet.
Diese wollte sie auch in die Sport-Welt tragen. Also forderte sie alle 36 Fußballvereine der ersten und zweiten Bundesliga auf, am kommenden Spieltag mit dem Bild-eigenen „Wir helfen“-Logo aufzulaufen. Alle wollen mitmachen. Welch ein Erfolg für die Bild, für die Flüchtlinge, für Deutschland.
Und dann kommt dieser Linksspießerverein St. Pauli und weigert sich, mitzumachen. Man sehe „nicht die Notwendigkeit“, sich zu beteiligen, erklärte Geschäftsführer Andreas Rettig. Seit vielen Wochen sei der FC St. Pauli zu dem Thema aktiv, um Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, zu helfen. „Wir leisten ganz praktische und direkte Hilfe dort, wo sie gebraucht wird.“
Gut gekontert. Er hätte natürlich auch sagen können: „Mit diesem Drecksblatt wollen wir keine gemeinsame Sache machen“ - drückt sich aber lieber charmanter aus.
Bild-Chef Kai Diekmann hat die Botschaft dennoch verstanden und zeigte sich am Mittwochnachmittag erbost. Nicht so freundlich wie Retting, sondern direkter: „Darüber wird sich die AfD freuen: Beim FC St. Pauli sind #refugeesnotwelcome“, twitterte er. Und „Kein Herz für Flüchtlinge: Schade eigentlich“. Soll heißen: Es kann ja wohl nicht sein, dass sich diese Mini-Truppe aus Hamburg unserem grandiosen Angebot widersetzt.
Bei Twitter kommt Diekmanns „Ihr seid so böse“-Masche derweil nicht gut an. Schnell schoss der Hashtag #BILDnotwelcome in den Twitter-Trends auf Platz eins. Fans anderer Mannschaften fordern, es St. Pauli gleichzutun und die Bild-Aktion zu boykottieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“