Transparenz in Steueroasen: Offshore-Leaks jetzt online
Das Journalisten-Netzwerk ICIJ hat über 100.000 Namen und Daten von Firmen in Steueroasen veröffentlicht. Sensible Informationen wurden herausgefiltert.
BERLIN rtr | Das Enthüllungsnetzwerk ICIJ hat am Samstag Namen und Daten von mehr als 100.000 Treuhandgesellschaften und Firmen in Steueroasen ins Internet gestellt. Die Daten stammen aus dem Projekt Offshore Leaks, das die Debatte über den Umgang mit Steueroasen neu entfacht hat. „Dies ist ein Beitrag zur lange geforderten Transparenz in Steueroasen“, sagte ICIJ-Chef Gerard Ryle dem NDR und der Süddeutschen Zeitung, die als deutsche Kooperationspartner dem Internationalen Konsortium für Investigativen Journalismus (ICIJ) angehören. Über ein Tool können die Daten durchsucht werden.
Die Daten seien aufbereitet worden, teilte der NDR mit. Sensible Informationen wie Kontonummer, Kopien von Pässen, vertrauliche Korrespondenzen oder Lebensläufe seien weiterhin nicht auffindbar. Eine ungefilterte Veröffentlichung von Recherchematerialien oder eine Weitergabe sensibler Daten seien weiterhin ausgeschlossen. Internetnutzer könnten aber Zusammenhänge zwischen Offshore-Firmen und ihren Gesellschaftern und Direktoren ermitteln.
Die ICIJ verfügt nach eigenen Anhaben über eine Festplatte mit mehr als 2,5 Millionen Datensätzen von zwei Firmen, die auf die Errichtung von Offshore-Gesellschaften auf den britischen Jungferninseln und den Cook-Inseln spezialisiert seien. In den Datensätzen sind 130.000 Personen aus mehr als 170 Ländern aufgelistet. Auch die Behörden haben inzwischen Offshore-Leaks-Daten erhalten und arbeiten sie auf. Nach Angaben der Bundesregierung haben die USA, Großbritannien und Australien Deutschland rund 400 Gigabyte an Daten zur Verfügung gestellt.
Die Bekämpfung von Steuerflucht und die Schließung internationaler Steuerschlupflöcher steht auch auf der Tagesordnung des am Montag beginnenden G8-Gipfels in Nordirland. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, die Bekämpfung von Steuerflucht müsse eine der großen Aufgaben der internationalen Staatengemeinschaft sein. Die Gruppe der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G8) „kann hier Ansporn sein für Regelungen, die auch von den G20-Staaten komplett übernommen werden“, sagte sie in ihrem am Samstag veröffentlichen Podcast.
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