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Tödlicher Schuss am NeptunbrunnenDas Leben ist kein Film

In Berlin wurde ein Mann von einem Polizisten erschossen. Davon gibt es ein Video. Die es gesehen haben, glauben: Der Beamte hat falsch gehandelt. Wirklich?

Blumen am Neptunbrunnen zur Erinnerung an den Toten. Bild: dpa

Eine Minute und zwölf Sekunden ist das Filmchen lang, das bei Youtube gerade hohe Klickzahlen erreicht. Zu sehen ist eine verstörende Szene: Ein Polizist erschießt einen mit einem Messer bewaffneten, verwirrten, nackten Mann.

Der tödliche Schuss fiel am vergangenen Freitag in Berlin im Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus. Gleich daneben erhebt sich der Fernsehturm. Der Film beginnt mit einer Einstellung, in der ein Polizist mit erhobener Pistole im Becken steht. Ein großer, nackter Mann mit einem Gegenstand in der Hand bewegt sich im Wasser auf ihn zu. Es ertönt der Ruf: „Messer weg! Messer weg!“

Der Mann schreitet weiter auf den Beamten zu. Der weicht zurück, bis er an den Brunnenrand stößt und nicht mehr weiterkann. Der Nackte ist ungefähr zwei Armlängen von dem Beamten entfernt, da ertönt ein Schuss. Unmittelbar nach dem Knall stolpert der Beamte in einer Halbdrehung über den Rand des Brunnen nach draußen. Der Getroffene stockt, macht noch zwei Schritte nach vorn, bleibt stehen, taumelt zurück, versucht, sich an einer der Bronzefiguren im Becken festzuhalten, rutscht ab. Dann sackt der Körper ins Wasser.

Noch im Rettungswagen stirbt der 31-jährige Mann. Laut Polizei hat der Schuss die Lunge getroffen. Auf dem Video ist zu erkennen, dass bei der Schussabgabe ein knappes Dutzend Bereitschaftspolizisten vor Ort sind, viele davon stehen mit gezogener Pistole um den Brunnen herum. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Schützen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Vieles spreche für Notwehr, hat ein Sprecher schon am Freitag signalisiert. Auch Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) und die Polizeigewerkschaften sind dieser Auffassung.

Schusswaffeneinsatz vermeiden

Zwischen Politikern, in den Medien, in Internetforen ist eine heftige Diskussion über die Rechtmäßigkeit des Polizeieinsatzes entbrannt. Viele Menschen sind empört: Die Polizei hätte auch andere Möglichkeiten gehabt zu handeln, so ist häufig zu hören. Etwa, indem der Beamte dem Mann in den Arm schießt und ihn damit entwaffnet.

Und natürlich ist diese Kritik mehr als berechtigt. Schließlich werden Polizisten zum Schutz der Menschen ausgebildet. Jeder Polizist, der täglich mit Pistole im Halfter Dienst schiebt, muss vier- bis sechsmal im Jahr zur Fortbildung. Geübt wird nicht nur der Umgang mit der Waffe. Fast noch wichtiger ist, den Schusswaffeneinsatz zu vermeiden. Beim Einsatzlagentraining geht es darum, das Gespräch mit dem Gegenüber zu suchen und zuvörderst mildere Mittel wie Schlagstock und Pfefferspray einzusetzen.

Doch auch wenn die Waffe im Dienst oft gezogen wird, kommt es im einfachen Streifendienst fast nie zur Schussabgabe. Die Situation im Brunnen war eine extreme. Und so etwas kann oft geübt worden sein, doch im wirklichen Leben, wenn sich das Gegenüber mit dem Messer unmittelbar auf den Polizisten zubewegt und die Entscheidung in Bruchteilen von Sekunden gefällt werden muss, seien es mehr Reflexe als Überlegungen, die über das Handeln entscheiden, sagt ein langjähriger Beamter. Jeder Mensch, der mal in einem Kampf mit Messern verwickelt war, wisse, wie gefährlich diese Waffe sei. Abstrakt sei jedem Polizisten klar, dass er möglichst verhältnismäßig zu reagieren habe. „Aber der Selbsterhaltungstrieb hat in so einer Situation ganz klar die Oberhand“, sagt der Schusswaffenexperte.

Das Video kann man vor- und zurückspulen. Da ist es leicht, sich zum Richter aufzuspielen. Aber das Leben ist kein Film. Die Kritik an dem Vorgehen im Neptunbrunnen müsste viel früher ansetzen.

Warum ist der Polizist überhaupt allein zu dem Verwirrten in den Brunnen gestiegen? „Letztlich hat der Beamte die Notwehrsituation selbst herbeigeführt“, sagt ein Polizeikenner. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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42 Kommentare

 / 
  • WB
    Wacher Beobachter

    facebook: Polizist erschießt nackten Mann im Neptun-Brunnen? Bevor ich es sichern konnte war das Video wieder weg.

     

    Mir ist schecht geworden beim ersten Anschauen. Dann hab ich noch mal und nochmal geguckt um zu verstehen ob das wohl in Syrien oder Ägypten passiert sei. Bis ich endlich den ganzen Text las – in Berlin soll sich das zugetragen haben!

     

    Mittlerweile habe ich die offizielle Reportage auf Youtube gesehen – unglaublich!

     

    Was für die Dastellung von „Anonymus“ spricht:

     

    + Keine Untergrundorganisation kann so ein fake am hellichten Tage drehen.

     

    Was dagegen spricht:

     

    - Wenn es RTL-Material wäre, müsste die Qualität besser sein.

     

    + Also ein Amateur-Video?

     

    - Der Schütze kein kann Polizist oder sonst an der Waffe Ausgebildeter gewesen sein. Es hat ihn ja fast von den Beinen gerissen bei seinem vermeintlich ersten Schuss auf einen nackten verletzten Mann. War es ein Polizist oder ein überforderter Wachmann?

     

    Es war wohl wirklich so. 10 Polizisten können sich eines verletzten nackten Mannes nicht anders erwehren? Nahkampfausbildung? Von hinten zu dritt überwältigen. Gnade uns Gott. Aber wer will noch an ihn glauben?

  • NT
    neptun tv

    m.m. und thomas, ja JadotA - still alive? sagt alles. muß denken der schütze wollte eigentlich dem mann helfen, nur leider war es der falsch weg. wenn wir denken der schütze wollte schützenkönig werden, ist es bald so. ja, ja, die menschlein . . .

  • A
    anonyma

    um mal vorsichtig nach zu fragen - ist der Brunnen denn jetzt wieder sicher?

     

    Das die Beamten einfach mehr Bildung und Schulungen brauchen, gerade in Kampftechnicken ohne Waffen- hat wohl jemand einspart?

     

    Ist schon beeindrucken was mit solchen Techniken was mit sowas geleistet werden ich kann ich noch ein grinsendes "Na los greif mal an erinnern" bei Besten Willen nicht an den Ablauf allerdings dann wieder an ein Bodenliegen das einzige was wehtat waren die fixierten Arme und ein. "Und im Dienst kämen jetzt die Handschellen dran"

     

    Zur Sicherheit im Brunnen baden Kinder - evtl sind die auch nackt sollen die bisher geannnten Politiker zu Beruhigung der Bevolkerung gerade der besorgten Eltern im Brunnen baden gehen. Der Herr Henkel kann dann gern parallel im Züge der Öffentlichen Sicherheit, den sicheren Einsatz von Teasern vor Ort im Wasser beweisen und schon ist das Volk zufrieden.

     

    Packt schon Mal die Badehose ein.

  • BB
    Berni Baum

    @anon xy mouse:

     

    Habs gerade bei YouTube neu eingestellt:

     

    Suchworte:

     

    Polizeieinsatz Neptunbrunnen Berlin

  • MM
    Maria Müller

    www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/.../FUDISS.../03_Kapitel3.pdf?hosts=

     

    Mein Lieber Raffels!

    Inder oben genannten Arbeit steht,

     

    Das Rechtsradikale Aggressoren nicht unbedingt aus sozial schwachen Familien kommen müssen, sondern selbst meist ein niedriges Bildungsniveau haben!

    Ach so ist das!

     

    Das betrifft vor allem die Mitläufer und die Schlägertrupps dieser Gruppe Menschen!

    Die Führungsregie ist selbstverständlich meist hoch gebildet und tritt nicht aggressiv auf!

     

    Weiterhin sind Aggressionen in den Hauptschulen wesentlich häufiger anzutreffen als an Gymnasien!

    Wenn man dann davon spricht das zwischen Bildung und Aggressionen kein Zusammenhang besteht, na dann??

    Weiß ich auch nicht weiter!

     

    Aber das sie meine anderen Aussagen nicht kritisieren, ist schon bemerkenswert!

  • R
    Ruffels

    @Maria Müller:

    Unsinn! Aggressivität hat nichts mit Bildung zu tun.

    Die Wiederholung solcher hanebüchender Aussagen machen diese nicht richtiger.

  • MM
    Maria Müller

    Mein lieber Raffels aggressive Menschen sind in höheren Schulen und im Studium eher selten zu finden!

    Von daher ist meine These schon richtig, natürlich mag es ausnahmen geben! Denn es gibt nichts was es nicht gibt!

    Warum dieser Mann erkrankt ist weiß ich auch nicht aber bei welcher Krankheit weiß man schon warum wieso? Vermutung: Absetzen der Psycho-Drogen die er scheinbar genommen hat oder er ist an irgendwelchen Designer Drogen gelangt????

     

    Um den Mann geht es aber gar nicht, sondern um den Umgang der Polizei! Diesen wird nämlich in der Ausbildung eingeprägt, dass nackte Männer Abschaum sind, ja angeblich jeder 4. ein Vergewaltiger ist!

    Die Polizisten werden Ausgebildet aber total falsch und mit Mangel an Empathie!

     

    Ich kenne einen der es mochte sich Auszuziehen und natürlich oft festgenommen wurde! 3x Mal wurde ihn eine Waffe an die Stirn gehalten ohne das er eine Waffe jemals dabei hatte! Nur weil er sich nicht provozieren lies, lebt er noch!

    Von daher brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn hier der Mann erschossen wurde, denn nackt sein und Messer ist bei den Ordnungshütern eine Kombination die faktisch als sicherer Selbstmord bezeichnet werden muss!

    Da liegen die wahren Probleme, der Umgang mit männlicher Nacktheit durch die Gesellschaft, geschürt von Polizisten denen ein falscher Umgang mit der Zeigelust der Männer beigebracht wird!

    Gesetze die zeigesüchtige Männer kriminalisieren sind der Ware Grund, warum die Polizeiausbildung scharf, wie bei Bankräuber gegen nackte Männer vorgeht. Dafür ist nicht zuletzt die religiöse Einstellung und die Unwilligkeit der Politiker dies zu ändern verantwortlich!

    Also das ganze Drama was hier passiert ist ein politisch inszeniertes Problem!

    Nackte Männer sind Abschaum, gehören bestraft und geschändet! Diese Politik ist einfach nur grausam und schon oft tödlich gewesen Manuel F. ist nur ein weiterer von mehreren hundert Tausend erheblich geschädigten und nicht gerade selten in den Tod getriebenen Männern wegen der Ächtung der männlichen Nacktheit und Selbstbefriedigung.

  • LK
    Lars-Oliver Kühn

    Ich finde, dass war schon ein Hinrichtung. Der Polizist hat die Situation genutzt um den armen Irren abzuknallen. Auch wie er dann locker plötzlich den Brunnenrand überstiegen hat.

  • MG
    Molly Grue

    welch ein Glück, wir haben die taz gerade abbestellt, und wie man wieder mal feststellen kann zu recht.

  • B
    BenjA

    Ich frage mich ernsthaft, wie ein Mensch in diesen Zustand der "Verwirrtheit" kommen kann. Ich glaube eher das dieser Mensch seine Medikamente abgesetzt hat und mit einer Absetzpsychose zu kämpfen hatte.

     

    Der Tot dieses Menschen geht auf das Konto der Psychiaterie und ihren Behandlungsmethoden, das ist zumindest meine Meinung.

     

    Es kann sein das er problematische Konsummuster hatte was Drogen anging. Aber diese Verwirrten Zustände werden durch Psychopharmaka generiert.

    Jeder der sie mal genommen hat und von heute auf morgen versucht ohne auszukommen kennt vermutlich das Problem.

     

    Das war Mord!

  • M
    Michael

    Das ist ein wirklich tragischer Vorfall. Ob der Polizist richtig gehandelt hat oder nicht, kann niemand entscheiden. Das wird das Gericht klären. Aber niemand sollte über den Polizisten urteilen ohne zu wissen was es bedeutet durch einen Mann der nicht Herr seiner Sinne zu sein scheint mit einem Messer bedroht zu werden.

  • J
    JadotA

    Ich sehe schon den Titel kommen:

    „Polizist tasert Mann: Zwei Opfer“

     

    Ein dummer Polizist benutzte sein Dienst-Taser im Neptunbrunnen. Leider war das Wasser widerspenstig und leitete den Blitz zurück. Zwei Opfer fielen ins Wasser: Zivilist und Beamter.

     

    Nach dem Elektroschock, wären sie beide fast ertrunken, wenn kein Kolleg vom GSG19 sie gerettet hätte. Der Polizist (Vater, 2 Kinder) wurde umgehend mit Tetanos-Spritze versehen und ins La Charité geführt (mit zwei Wochen Arbeitsunfähigkeit und psychologische Betreuung).

     

    Über den anderen Opfer laufen die Ermittlungen noch: Wer er ist und warum?

    „Sein Zustand ist stabil, d.h. naß und k.o., aber lebend“, hieß es Vorort. „Wir wünschen ihn eine gute Besserung.“

     

    Dabei fing alles harmlos an.

     

    In den Frühmorgenstunden übte ein Möchtegern-Messias aufs Wasser zu laufen. Er wurde natürlich als geisteskrank erkannt. Quasi nackt, nur mit Brotmesser bekleidet, wollte er Brötchen und Fische pflücken, vermehren und verteilen. „Komplett gaga!“ sagte eine Passantin, die gerade im roten Rathaus heiraten wollte.

     

    Sie wurde festgenommen zwecks Sicherheitskontrolle. Ob sie den Terrorist kennt ist unklar. Da sie eine Namensänderung beantragt hatte, bleibt sie vorerst in U-Haft. „Eine Kopie ihrer Metadaten aus NSA (usa) wird umgehend gefordert“, sagte ein Sprecher der Regierung.

     

    Der teuren Taser ist leider hinüber. Schade ums Geld. De Maizière kauft nun Wasserpistole mit Solar-Akkus. Die E-Waffen sollen in Afghanistan getestet werden, sobald das Land Wasser hat. Deutschland baut Brunnen dort und bildet Polizisten aus. Eine Doppelpackhilfe.

     

    Die Zeiten, wo Menschen wegen Notwehr starben, sind nun gezählt.

    Ein neuer Primzahl wurde entdeckt: Er hat 17.4 Millionen Stellen.

  • R
    Ruffels

    @Maria Müller:

    Aggresivität passt also nicht zu einem gut gebildeten Mann?? Was pflegen Sie eigenlich sonst noch für Vorurteile? Selten So einen dummen Satz gelesen. Junge, Junge.

  • P
    Purple

    Vom kuscheligen Journalisten- resp. Kommentatorensessel ist es natürlich leicht, sich eine Meinung zu bilden und zu richten. Da kann man überlegen, abwägen, das Video noch und nöcher anschauen, seine eigenen Vorurteile gegen die Polizei als Schlägertrupp oder gegen bewaffnete Irre, die sowieso abgeschossen gehören, hegen und pflegen.

     

    Nur - als Beamter in einer solchen Extremsituation hat man diese Gelegenheit leider nicht, da entscheiden Sekundenbruchteile. Ein Kollege wird (vermeintlich) angegriffen und hat keine Möglichkeit mehr zur Flucht. Der (vermeintliche) Angreifer reagiert nicht auf Zuruf, das Adrenalin schießt durch den ganzen Körper, der Körper und die Hand mit der Waffe zittert und man versucht krampfhaft, die Situation zu lösen, was in diesem Fall wohl zuallererst die Sicherung des Kollegen bedeutet.

     

    Und dann soll man auf einen Arm oder ein Bein zielen?! Natürlich wählt man da die größere, sicherere Trefferfläche, die nun mal der Körper bietet. Zumal ein Schuss in den Arm, selbst wenn er getroffen hätte, den Angreifer nicht 100% sicher gestoppt hätte, denn auch dieser war voller Adrenalin (und geistiger Verwirrung). Womöglich hätte er diesen gar nicht wahrgenommen.

     

    Natürlich werden die Beamten trainiert und natürlich sollte man erwarten können, dass sie sich für "das Richtige" entscheiden. Dennoch - es sind auch nur Menschen und die Urinstinkte kann man nun mal nicht abtrainieren. In solchen Extremsituationen bricht das Raubtier und das von anderen Raubtieren gejagte Tier nun mal durch. Menschlich.

  • T
    T.V.

    Das ist wie beim Fußball mittlerweile mit Youtubevideos. Jeder hat schnell eine Meinung parat, aber kaum einer Ahnung von der Praxis. Was untergeht sind dabei die Umstände der Tat (Was hat der sog. Verrückte dort gewollt?) und der psychische Zustand des 'Notwehrmörders'.

  • JI
    jk inc

    Wenn ich nicht wüsste, dass die Nächste Demo damit gründlich zugedeckt würde, würde ich Pepperballs oder Beanbags empfehlen...

     

    Ein Schuss auf die Extremitäten ist Unsinn aus der Glotze...

     

    Wieso man einen offenbar geistig Verwirrten mit einer Schusswaffe bedroht... man kann Feuer auch mit Dynamit löschen...

     

    Wieso man mit einer entsicherten Schusswaffe in einen glitschigen Brunnen steigt... hoffe man lernt aus Fehlern und bringt den Polizisten in der Ausbildung so das 1x1 des Umgangs mit geistig Verwirrten bei...

  • F
    Fritz

    Schutzwehr, Trutzwehr und Verwirrung. Wieso isat der Polizist ueber den Rand des Brunnens gestolpert?

  • S
    Supi

    @Lorenz

     

    "Der gesunde Menschenverstand signalisiert, daß nichts so überflüssig war, wie der Schuß in die Brust."

     

    Und, wie viel Erfahrung haben Sie mit Messerangriffen? Wie viel Erfahrung mit Schusswaffengebrauch in lebensbedrohlichen Situationen?

     

    Also aus welchen Quellen nährt sich das Urteil Ihres "gesunden Menschenverstandes"?

  • G
    Gerda

    Das Tatvideo darf also nicht gezeigt und die Öffentlichkeit nicht darüber informiert werden? Nun, dann hätten auch die Videos und Filme über den Irak-Krieg der US-Soldaten gezeigt werden dürfen. Oder die Erschießungen von Zivilisten in Afghanistan. Oder das Foto von "My Li" aus dem Vietnam-Krieg: Ein kleines schreiendes Kind mit durchschossenem Bauch! Dieses Foto aus dem Vietnam-Krieg ging um die ganze Welt, klärte die Welt und rüttelte die ganze Welt auf!

     

    Erst nach all diesen Veröffentlichungen - auch die alleraktuellsten über die Geheimdienste - änderte sich das Urteil der Weltöffentlichkeit!

     

    (Insgeheim werden demnächst jedoch die Geheimdienst-Methoden verfeinert, verwässert und verschlüsselt)!

  • J
    jay

    Sonst sind die Berliner Polizisten doch auch immer recht spendabel mit Pfefferspray...

  • B
    broxx

    Der Typ hat sich weiter auf den Polizisten zubewegt und auf dem Boden mit den Beinen versucht einen anderen Polizisten abzuwehren und das alles nach dem Schuss. In den Arm schiessen sagt sich leicht, wahrscheinlich hätte er dann weiter angegriffen.

  • L
    Lorenz

    Der gesunde Menschenverstand signalisiert, daß nichts so überflüssig war, wie der Schuß in die Brust.

  • AX
    anon xy mouse

    dem ist wirklich nichts mehr hinzuzufügen, ausser vielleicht ein gewisser ausdruck der anerkennung darüber, wie gut und schnell die internetzensur auf myvideo, bing, google und youtube funktioniert - offensichtlich wesentlich besser als die polozeiausbildung.

     

    (einfach mal bei diesen diensten 'todesschuss' 'polizei' 'brunnen' 'berlin' eingeben...)

  • L
    leo

    "Dem ist nichts hinzuzufügen."

     

    sehe das auch so.

     

    vielleicht noch, bei allem respekt für die arbeit der polizei die wir alle brauchen und die oft krass und hässlich und gefährich ist, dass das eben keine polizeiarbeit war sondern mimikry mit furchtbarem ausgang.

  • T
    Thomas

    Die wenigen Blumen am Neptunbrunnen zeigen wie arm und lieblos Berlin und ihre Bewohner sind . Die unaufgearbeitet Nazienergie die in dieser Stadt fliesst zeigt auf das da noch viel Arbeit zuleisten ist .Halte den ganzen Hergang für unprofessionell ,armseelig und unverhältnismässig Unmenschlich . Ohne Psychlogeneinsatz ist das wohl die billigste Variante im Polizeieinsatz und der einzelne Mensch scheint nichts mehr zu zählen .Das ganze macht mich sehr traurig und finde ein Mensch in so einer Situation einfach zuerschiessen erinnert mich an die NS Zeit in Deutschland . Einfach nur krank und nichts dazugelernt seit der Zeit .Viel Erfolg bei der Aufarbeitung und Ermittlung bei diesen peinlichen Einsatz !

  • BB
    Berni Baum

    Letztlich hat der Beamte die Notwehrsituation selbst herbeigeführt. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Nur: Er hat sich damit falsch verhalten, ohne Not - er hätte nicht in den Brunnen steigen und sich dem Mann so nähern müssen.

    Der psychisch kranke Mann fiel also der Dummheit bzw. Unbesonnenheit eines Polizisten zum Opfer.

  • P
    PeterWolf

    "Warum ist der Polizist überhaupt allein zu dem Verwirrten in den Brunnen gestiegen?"

     

    Vielleicht weil sich der geistig Verwirrte mit seinem Messer selbst verletzt hat und der Beamte damit versuchte, dessen Leben zu retten?

     

    Natürlich hätte man auch abwarten können, bis er die Selbstschädigung bis zu Kampfunfähigkeit (bzw. Exitus) vollendete.

     

    Allerdings wäre dann der Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung gekommen.

     

    Es befremdet mich, wenn in anderen Fällen der Selbstschädigung (Durststreik) die Polizei, um Tote zu vermeiden, eine Demonstration (auch mit Gewalt) auflöst und auch dafür kritisiert wird.

     

    Wie soll sie es denn nun richtig machen?

     

    Ziemlich ratlos

  • A
    Anno

    Ich zitiere dazu einen Rechtslehrer meiner Ausbildung:

    "Sie wollen ihm in die Beine schießen?

    Was sich an einem laufenden Menschen am schnellsten bewegt, sind seine Beine!

    Sollten Sie die tatsächlich treffen, könnte man Ihnen vorhalten, Sie hätten ihm auch die Waffe aus der Hand schießen könnnen, Sie Kunstschütze!

    Und wehe, Sie schießen daneben und der Querschläger trifft einen Unbeteiligten!"

  • D
    D.J.

    Ein wirklich guter Kommentar fern all der Selbstgerechigkeit, die in der Sache oft zu hören war. Danke, Frau Plarre!

  • MM
    Maria Müller

    Hm. Der Staatsanwalt sagt aus!

    Der Mann habe regelmäßig exzessiv Cannabis geraucht und sei hochaggressiv gewesen, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner

    Herr Steltner, Cannabis wird zur Beruhigung bei Krebskranken und AIDS Kranken verschrieben also daraus ein hochaggressives Verhalten zu konstruieren zeigt nur, dass sie entweder keine Ahnung von Cannabis haben oder den Toten Mann als Randalierer darstellen wollen, um den aggressiven Polizisten zu entlasten!

    Dies riecht nach Vertuschung einer Straftat durch die Staatsanwaltschaft!

    Statt den gestörten Mann durch den Kakao zu ziehen, sollten sie sich mal den Polizisten vornehmen, denn der hat sich äußerst dumm und aggressiv Verhalten!

    Von wegen schlechter Ausbildung, etwas Empathie bei den Beamten und der Mann würde noch leben!

    Übrigens war der Mann den sie als Aggressiven hinstellen wollen, gut gebildet, dass passt ebenfalls nicht zu einem aggressiven Mann!

    Wieso hat denn der Vermieter gesagt, dass dieser Mann der ruhigste Mieter des ganzen Hauses war?

    Cannabis wirkt beruhigend und wer das raucht, der benimmt sich nicht Aggressiv!

    Ganz schlechter Stiel Herr Steltner!

  • R
    Rob

    In Deutschland werden Lehrer, Ärzte und jede Art von Sozialberufstätigen immer schlechter ausgebildet - das bringt ja denen kein zusätzliches Geld, die's haben.

    Es ist nicht verwunderlich, daß das auch Polizisten betrifft. Solange sie im Ernstfall die Besitztümer der Herrschenden verteidigen können, reicht das doch. Deeskalierung? Wie schreibt man das?

  • A
    adda

    wer einmal in einer solchen situation war, wird auch wissen, dass es keinen selbsterhaltungstrieb gibt. die erfindung des selbsterhaltungstrieb gibt eine nette (wie notwehr) ausrede dafuer, sich in situationen, in denen man keine lust hat, sein leben aufs spiel zu setzen, extrem zu verhalten.

    von einem trieb, der dann übernimmt, kann nicht die rede sein. ein solcher "trieb" wäre allerhöchstens dann relevant, wenn der messerstich schon im kommen wäre, und zwar von hinten. das ist dann allerdings auch kein trieb, sondern ein reflex.

     

    es ist juristisch verständlich, sich so etwas zurechtzulügen, weil dann von einer "notwendigen" rechtslage gesprochen werden kann; verständlich, aber nicht richtig. juristen wie journalisten wie polizisten müssen einsehen, dass hier vielmehr ein demokratisches fenster offengehalten wird. es ist ein fenster, was sich in dem gewaltmonopol des staates notwendig öffnen muss. hätte der staat ein so starkes gewaltmonopol, dass der bürger sich nicht einmal not-wehren dürfte, es käme zu unruhen. eine ontologische begründung gibt es aber wie gesagt nicht.

  • QI
    "Berlins Innensenator und Polizeigewerkschaften sind dieser Auffassung"

    "Vieles spreche für Notwehr, hat ein Sprecher schon am Freitag signalisiert. Auch Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) und die Polizeigewerkschaften sind dieser Auffassung."

     

    Womit wohl nicht so fern liegen dürfte, dass auch der Schwarze Donnerstag in Stuttgart "Notwehr" gewesen ist.

     

    Zur Erinnerung: Über 400 Verletzte, darunter mind. 4 Schwerverletzte, 2 erblindete Augen, 1 Schädelbruch, 6 gebrochene Nasen, bis heute Gliederschmerzen sowie traumatisierte Kinder durch Schlagstöcke, Reizgas ("Pfefferspray") und Wasserwerfer - das war/ist die Bilanz vom Schwarzen Donnerstag in Stuttgart.

     

    http://img594.imageshack.us/img594/8185/mdgl.jpg

    http://img23.imageshack.us/img23/4917/hn65.jpg

    http://img855.imageshack.us/img855/2755/0jni.jpg

     

    Dazu, also zur entspr. "Notwehr", der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt: "Polizeiliche Einsatzmittel müssen Waffen sein, die weh tun, nur dann wirken sie."

  • A
    autocrator

    hat frau Plarre sich den film überhaupt angesehen?

    es ist deutlich zu sehen: mühelos steigt entsteigt der polizist dem brunnen.

    der nackte angreifer ist hinreichend weit entfernt, um die niedrige brunneneinfassung in aller ruhe zu übersteigen. Ein einfaches Weglaufen wäre ganz offensichtlich problemlos gewesen.

     

    Ja, das leben ist kein film.

    Aber diese allerweltserkenntnis (und nachts ist es dunkel) entschuldigt mit nichts das offensichtliche fehlverhalten des polizisten.

     

    Gottseidank gibt es diesen film: Früher hätte man den vorfall polizeiseitig einfach vertuscht - wer will auch ein gefährdungspotenzial nachweisen, wenn es höchstens augenzeugen gibt, die zudem fas alle selbst polizisten sind, wo bekanntermaßen ein strenger corpsgeist herrscht?

     

    Ein mensch ist tot der nicht tot sein müsste, hätte sich ein polizist nicht aufgeführt wie ein Rambo. Das ist die bittere wahrheit, die vielleicht durch stress, überforderung, fehleinschätzung, oder polizeiliche panik erklärbar wird, aber dadurch nicht entschuldigt wird.

  • H
    highks

    Die ganzen Video-Experten, die sich das jetzt an ihrem Monitor anschauen sind genau so viel wert, wie die 20 Millionen Bundestrainer, die bei Länderspielen auch immer besser wissen, wie man Fußball spielen sollte.

     

    Wären sie selbst in der Situation des Polizisten gewesen, hätten sich die meisten wahrscheinlich in die Hose gemacht und womöglich noch andere verletzt.

     

    Ob der Polizist nun Fehler begangen hat hin oder her, die Tatsache bleibt: wenn ich nackt mit einem langen Messer im Brunnen rumspringe und auch noch Polizisten angreife, muss ich damit rechnen, dass ich erschossen werde.

    Irgendwo ist auch mal Schluss mit Ponyhof-Romantik und "wir können doch drüber reden"...

  • S
    Super

    "Warum ist der Polizist überhaupt allein zu dem Verwirrten in den Brunnen gestiegen? "

     

    Weil der sich mit einem Messer selbst verletzt hat?

    Was würde wohl jetzt hier stehen wenn die Polizei nur zugesehen hätte wenn der Mann sich vor ihren Augen sebat umgebracht hätte?

    Dann währe wohl von unterlassener Hilfe die rede.

  • AG
    Anton Gorodezky

    Ich kann den Polizisten schlecht fragen, aber ich tippe mal drauf, dass er verhindern wollte, dass der Mann mit dem Messer weiter auf sich einsticht. Das wäre noch dazu zu sagen.

  • UF
    Ulrich Frank

    Dieser Artikel ist leider reichlich inkohärent. Insbesondere, wenn die Beziehung des letzten Absatzes zum Rest des Textes beachtet wird.

  • T
    Ted

    Der Hauptfehler ist und bleibt der Einstieg des Polizisten in den Brunnen. Es kann unmöglich richtig sein, dass ein Beamter alleine auf einen bewaffneten, hochgradig Verwirrten zugeht. Alles, was danach kam, kann man wohl als Notwehr betrachten und muss nicht unbedingt ausgiebig diskutiert werden.

     

    Bei einem solchen Fall, der sich im Freien abspielt (man sich also sehr gut durch Abstandgewinnung sichern kann) und jede Menge Polizisten zugegen sind, muss man echt naiv oder schlecht ausgebildet sein, um alleine zum Verwirrten zu steigen. DAS war falsch! Jetzt wird der Polizist von überall verteidigt, dabei setzen die Argumente jedoch erst NACH dem Einstieg in den Brunnen ein.

  • MK
    Michael Kruse

    Und ich dachte schon das die Situation jetzt neutral geschildert wird. Am Anfang das Artikels klang das auch so.

     

    Bis zu der Stelle: "Die Polizei hätte auch andere Möglichkeiten gehabt zu handeln, so ist häufig zu hören. Etwa, indem der Beamte dem Mann in den Arm schießt und ihn damit entwaffnet."

     

    Das hat ganz wunderbar bei John Wayne geklappt. Aber das waren Filme!!!!

     

    Und das der "Polizeikenner" behauptet das sich der Polizist selber in diese "Notwehrsituation" gebracht hätte ist gewagt.

     

    Vielleicht hat der Beamte ja erst eine andere Möglichkeit gesehen (Siehe Zitat oben), die dann leider aber nicht zum Erfolg führte.

     

    Fragen über Fragen.

  • M
    Mike

    Für ein Auseinanderklamüsern dieses umstrittenen Einsatzes finde ich diese Zeilen zu wenig. Taz kann mehr, oder ? Das scheint ja überhaupt viele zu beschäftigen, und der Fall ist ja auch sehr komplex, in jeder Hinsicht: psychische Erkrankungen, Polizeieinsätze, juristischer Hintergrund (nur in der BZ konnte man heute mal ein paar Rechtsgrundlagen erklärt finden). Die Menschen interessiert das ja auch scheinbar sehr stark. Das Gerechtigkeitsempfinden des Menschen, das Verhältnis zur "Obrigkeit" hat hier wohl einen sehr unangenehm anschaulichen Fall gefunden, den ein quasi freigelassenes Mobiltelefon auch noch dokumentieren konnte. Solche Schicksale beschäftigen uns - in einem mühsam beginnenden Sommer, den ein Mann vielleicht doch noch einmal hätte genießen können und ein anderer vollständig verfluchen wird, wahrscheinlich auch nicht ohne Traurigkeit: der Beamte dürfte vor dem Schuß noch den ernsten Willen und die Hoffnung gehabt haben, einen jungen Mann vor dem Selbstmord zu retten. Da ist die Diskussion um Notwehr kühl, emotional uninteressant, glaube ich. Im Video ist dieser wichtigste Moment ja leider nicht zu sehen.

  • F
    Falk

    Der Mann war dabei sich selbst abzustechen. Der Polizist hätte draußen bleiben sollen und es geschehen lassen sollen, dann hätte er jetzt ein kleineres Problem.