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Debatte #Aufschrei und FeminismusNeuer Feminismus?

Die Sexismusdebatte hat die altgediente Erzählung von den zerstrittenen Feministinnen wieder populär gemacht. Wem nützt sie?

Ob es in einer Welt ohne Sexismus noch Barbies geben würde? Bild: dpa

I ch glaube nicht an den „neuen Feminismus“. Er ist eine mediale Konstruktion. Spätestens seit sich ausgerechnet unser Innenminister Hans-Peter Friedrich als „Neofeminist“ outete, möchte ich die Bezeichnung wegen Konstruktionsfehlern zurückgeben. Dabei ist Friedrichs Selbstbenennung nicht nur absurd, sondern tragischerweise auch konsequent. Absurd, weil sich im Jahr 2013 plötzlich konservative Politiker zu einer revolutionären politischen Strömung bekennen. Konsequent, weil es den einen Feminismus nie gegeben hat und es immer auch konservative Anknüpfungspunkte gab.Tragisch, weil die neue Anschlussfähigkeit Resultat einer Banalisierung feministischer Inhalte und Analysen ist.

Doch zunächst zum Feminismus selbst: Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass bereits die Suffragetten (solidarisch) darum gestritten haben, welcher Weg der richtige sei. Auch in Deutschland herrschte über Weg und Ziel des Feminismus nie Einigkeit. Mutterrolle stärken? Oder Frauen den Zugang zu den Institutionen ermöglichen? An diesen Fragen hat sich bis heute wenig geändert: Betreuungsgeld, Kitaausbau, Quote.

Zudem waren die innerfeministischen Diskussionen durchzogen von der Klassenfrage, von Fragen der Differenz oder Gleichheit der Geschlechter, solchen der Sexualität und sexuellen Orientierung sowie der Verschränkung von Sexismus und Rassismus. Diese Debatten werden bis heute heftig geführt. Mit einem gemeinsamen Anliegen: der Diskriminierung von Frauen ein Ende zu setzen, wer auch immer – mit Judith Butler gesprochen – die Frauen im Einzelnen sind.

Bild: privat
Anne-Katharina Messmer

ist Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung und promoviert über Intimchirurgie. Sie ist Mitinitiatorin von #Aufschrei, wofür unter anderen sie mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde.

Nun kann man sich angesichts der routinemäßig heraufbeschworenen feministischen Zeitenwende fragen: Ist das Geschichtsvergessenheit? Oder passt der Neofeminismus einfach besser in die mediale Logik des Spektakels, wenn er dem alten Klischeebild Bilder von jungen, (hetero)sexuell aktiven Frauen mit festen nackten Brüsten entgegensetzt? Vermutlich trifft beides zu. Spannender aber ist die Frage: Wer profitiert eigentlich von dieser Erzählung der Brüche?

„Ist das schon sexistisch?“

Feminismus immer wieder (als) historisch losgelöst zu beschreiben, ist der Versuch, ihm die Schärfe, das Revolutionäre, die Kraft und Macht der Vielen zu nehmen. Gleiches gilt für die Beschreibung der feministischen Bewegungen als „zerstritten“.

Dieser Narrativ ermöglicht es einer Gesellschaft, sich zurückzulehnen und „denen da“ ein bisschen beim Streiten zuzusehen, ohne das eigene Verhalten überdenken zu müssen. Dass der Narrativ im Zuge des #Aufschrei wieder auftritt, ist der typische Backlash, der Versuch einer stabilisierenden Reaktion auf den revolutionären Akt.

Die Sexismusdebatte hat offenbar so vieles grundsätzlich infrage gestellt, dass laut einigen FeuilletonschreiberInnen „Ist das schon sexistisch?“ zum häufigsten Satz avancierte. Hier zeigt sich, wie sehr die Kritik an Normen immer auch Komplexität und damit Verunsicherung schafft. Die Routinereaktion: Komplexität reduzieren. Und das gelingt am besten damit, den Fokus vom Inhalt (Sexismus) auf die Form (Feminismus) zu lenken und diese abzuwerten und zu banalisieren.

Doch, liebes Patriarchat, allen Disputen zum Trotz gab und gibt es stets auch die Solidarisierung gegen den Backlash. Wer ernsthaft an den Streitnarrativ glaubt, übersieht, wie viele feministische Errungenschaften es gerade wegen der vielfältigen und produktiven Debatten gibt.

„Der Feminismus“ funktioniert wie jede politische Bewegung: Er lebt vom Streit in der Sache, von den unterschiedlichen Positionen, den vielfältigen Verbindungslinien. Er lebt von der Auseinandersetzung zwischen Idealismus und Pragmatismus. Zwischen Theorie und Praxis. Zwischen wütender Revolution und ruhigem Erklären. Zwischen dem Eintritt in den Mainstream und der Kritik am Kapitalismus. Und er lebt von gemeinsamen Anliegen: Es geht um den Kampf gegen Diskriminierung, um das Infragestellen der Machtverteilung, um die Kritik an rigiden Rollenerwartungen und Schönheitsnormen, um die Kritik an der Objektifizierung von Frauenkörpern und der Norm der Heterosexualität.

Es geht um Selbstbestimmung, und dazu gehört immer auch der Kampf um Deutungshoheit und Selbstdeutungsmacht. Auch das hat die Sexismusdebatte gezeigt. Was dabei unsichtbar blieb, war die Vielfalt an Dimensionen, die mit Sexismus verschränkt sind. Dass die Erfahrungen junger, weißer, heterosexueller und nichtbehinderter Frauen nur ein Ausschnitt sexistischer Realität sind. Dass auch hier Privilegien wirken, die nicht minder wirkmächtige Diskriminierungsformen wie Rassismus, Trans- und Homofeindlichkeit unsichtbar machen. Nun geht es darum, diese Vielfalt an Ungleichheitsdimensionen in den Blick zu nehmen. Nur so erreichen wir eine gerechtere Gesellschaft.

Die Kunst des Fragens

Auf dem Weg dorthin gibt es einiges zu verhandeln, und diese Kämpfe haben in der Tat gerade Hochkonjunktur. Die Wissenschaftlerin Aline Oloff begreift feministische Theorie als Kunst des Fragens, und das ist es, was alle feministischen Strömungen eint: die Kunst, bestehende Macht- und Geschlechterverhältnisse zu hinterfragen und dabei das, was zuvor unsichtbar und vermeintlich nicht zu hinterfragen war, der Kritik und Auseinandersetzung zugänglich zu machen. Diese Kunst ist an keine Theorie gebunden. Ja, sie kann ganz ohne Theorie auskommen. Aber sie reißt Normen und Normalitäten, Gewissheiten und Restriktionen ein, um aus den Bruchstücken etwas Neues und Schöneres zu formen. Um Freiheiten zu schaffen. Das Infragestellen ist ein revolutionärer Akt.

Wie revolutionär, zeigt sich immer dann, wenn wir es sind, deren Status befragt wird. Sei es aufgrund unserer Sprache, unserer Politik oder unserer Verhaltensweisen. Es gibt zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Entweder wie die Hollsteins, Martensteins und Fleischhauers dieser Welt lautes Wehklagen anzustimmen. Oder die Fragen anzunehmen und die eigene Position zu reflektieren. Das wäre wirklich mal eine neue Reaktion auf feministische Inhalte.

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21 Kommentare

 / 
  • A
    Antifemifaschist

    Man - Verzeihung: frau - nehme irgendein feministisches Programm, etwa das "Frauenstatut" der Grünen*, oder ein feministisches Statement, wie z.B. den pauschal gegen alle Männer gerichteten Mordaufruf der Femen-Faschistin Alexandra Schewtschenko im Interview der Zeit vom 12.06.2012**, ersetze darin das Wort "Frauen" durch "Arier" sowie "Männer" durch "Juden" - und frau erhält umgehend den blanken unverfälschten Faschismus.

     

     

    Frei nach Kurt Schumacher: Feministinnen sind lila lackierte Faschistinnen.

     

     

     

    Hinweis für die femifaschistische Fraktion: Vorstehendes ist kein "Jammern" sondern nichts als eine Feststellung. Zum Jammern besteht kein Grund, da notfalls Artikel 20 Abs. 4 des Grundgesetzes zusammen mit dem Umstand, dass sehr viel mehr Männer als Frauen mit Schusswaffen umgehen können, verhindern werden, dass die femifaschistischen Terrorphantasien irgendwann in Regierungshandeln umgesetzt werden.

     

     

     

    *http://www.gruene.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Frauenstatut.pdf

     

    **http://www.zeit.de/sport/2012-06/interview-femen-ukraine-protest/seite-2

  • T
    Toyota

    Sehr geehrte Frau Messmer,

     

    bitte verschonen Sie mich - ja, mich ganz persönlich - mit Feminismus- und Sexismusdebatten.

     

    Solange ich als unschuldiger Pädophiler - der ich mir meine sexuelle Neigung ebenso wenig ausgesucht habe, wie Sie sich Ihr Geschlecht! - in dieser ach so selbstkritischen, aufgeklärten, reflektierten, in Wirklichkeit aber moralinsauren und heuchlerischen Gesellschaft nicht einmal privat zu meiner Neigung stehen kann, ohne daß sofort jemand "POLIZEI! WEGSPERREN!", "SCHEISS KINDERFICKER" etc. ruft, ich körperlichen Übergriffen ausgesetzt bin und mehr als einmal um mein Leben fürchten mußte - solange also in diesem Land echte Minderheiten tätliche und massive seelische Gewalt erfahren, diffamiert und kriminalisiert werden (weil eigene pädophile Anteile so am bequemsten abgewehrt werden können mit dem angenehmen Nebeneffekt, daß man sich gemeinsam gegen "die anderen" empören kann und um immer jemanden zu haben, der moralisch vermeintlich noch verdorbener ist als man selbst):

     

    SO LANGE bitte ich, "wirkliches" Unrecht anzuprangern, anstatt geballt, wiederholt und mit (gut, hoffentlich nicht ganz) 50% der Bevölkerung im Rücken gesellschaftlich ohnehin weit geöffnete Türen einrennen zu wollen.

     

     

    (was auch sonst?)

     

    P.S. Ich will eine Ungerechtigkeit nicht gegen die andere aufwiegen, auch wenn mein Beitrag so verstanden werden könnte. Aber mal ehrlich: Wo... WO sind Sie als Frau benachteiligt?? Weil Ihnen niemand mehr die Tür aufhält? Weil nicht mindestens 50% aller Vorgesetzten weiblich sind? Weil wir biologisch und anatomisch verschieden sind? Ich check's wohl echt nicht.

  • M
    Minion

    Ich fürchte, wir leben in Zeiten eines gigantischen gesellschaftlichen Rollbacks, wie man schon an den meisten der Kommentare hier ablesen kann, dabei soll die taz ja immerhin eine progressive Zeitung sein. Ich als Mann fühle mich jedenfalls durch die bisherigen Errungenschaften des Feminismus befreit und mehr als Mensch anerkannt. Endlich ist die dumpfe Ablehnung alles Weiblichen, um überhaupt zu einem "Mann" zu werden nicht mehr nötig: es ist einfach nicht so wichtig, Hauptsache wir sind alle Menschen und können denken und (mit)fühlen. Deshalb bin ich schon im eigenen Ineresse Feminist. Ob Neo- oder Oldschool- ist doch schnurz.

  • HO
    Hotel Ostoria

    Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing beklagte bereits 2001 eine "denkfaule und heimtückische Kultur", die sich des Feminismus bemächtigt habe und darauf hinauslaufe, "auf Männer einzudreschen".

    Und weiter: "Es ist Zeit, dass wir uns fragen, wer eigentlich diese Frauen sind, die ständig die Männer abwerten. Die dümmsten, ungebildetsten und scheußlichsten Frauen können die herzlichsten, freundlichsten und intelligentesten Männer kritisieren und niemand sagt etwas dagegen. Die Männer scheinen so eingeschüchtert zu sein, dass sie sich nicht wehren. Aber sie sollten es tun."

     

    In diesem Sinne danke an Martenstein, Hollstein, Fleischhauer, Lassahn, Amendt, Hoffmann, Schoppe...

  • KK
    Kein Kunde

    Der arme Feminismus, ebenso wie die Linke Bewegung allgemein, gekapert von der oberen Mittelschicht.

  • TM
    Tina M.

    Gender Mainstreaming:

    Mal dummfrech, mal auf die Jammertour.

    Aber immer straight und egoisitisch an die Futtertröge.

  • B
    Baumbaron

    Liebe Anna-Katharina, fangen wir mal von hinten an: Hollstein, Martenstein und Fleischhauer wehklagen nicht! Diese drei Männer analysieren Erscheinungen unserer, der Genderreligion ausgesetzten, geschundenen Gesellschaft, die irrwitzige Züge tragen. Sie machen das gut und die Beiträge der drei, die ich gelesen habe waren an keiner Stelle wehleidig, da wurde nicht gejammert. Jammern und Wehklagen kommt an anderen Stellen vor. Wenn ich mir die Beiträge von "warum ich Feminismus brauche" ansehe, drängt sich mir von dort nicht unerheblich Jammern entgegen. Da jammern schon Menschen, weil sie angeschaut werden! Ich will jetzt nicht auch noch das Gejammere sezieren, das in Zusammenhang mit einem schmutzigen Ball in dieser Waschmaschine praktiziert wurde, anstatt einfach einen schlechten Gag beiseite zu legen. Richtig ist wiederum, dass man Feminismus als revolutionäre, politische Strömung bezeichnen kann. so kann man - wie die historische Forschung zeigt - auch die faschistischen bewegungen in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts bezeichnen. Das zeigt trefflich, dass revolutionären politischen Strömungen durchaus Totalitarismus und Rassismus und Unrecht innewohnen können. Eigenschaften die im Genderfeminismus durchaus vertreten sind. Die Ausgrenzung von Männern, der permanente Versuch, sie als tesosterongesteuerte Täter zu beschreiben etc. etc. das alles spricht jedenfalls diese Sprache. Der Versuch privilegierte Damen in Aufsichtsratposten zum Beispiel bei Daimler pro-quotenmäßig unterzubringen, wird (ich wette!) nicht dazu führen, dass sich in diesem Unternehmen die Unarten der Leiharbeit und der Werkverträge reduzieren. Daran sieht man, dass die revolutionäre Bewegung Feminsimus nicht gegen Unrecht antritt, sondern allein für den Vorteil der Gruppe. Dabei sind es doch Frauen und Männer, die durch diese Machenschaften nach getaner Arbeit zum Gang zur Arge genötigt werden. Für diesen Kampf im Übrigen wären die Herren Hollstein, Fleischhauer und Martenstein besser zu gewinnen!

    P.S. Noch eine Bemerkung zur Friedrich-Ebert- Stiftung. Ich war immer der Meinung, dass diese Stiftung der SPD Wissenschaft fördern sollte, die sich zum Beispiel mit den unmenschlichen Auswirkungen überbordender Leiharbeit und Werkverträge beschäftigt und der Frage, wie man dies beenden kann. Mit Intimchirurgie wird das nach meiner Meinung nicht gehen. Aber vielleicht täusche ich mich.

  • R
    ReVolte

    "Es gibt zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Entweder wie die Hollsteins, Martensteins und Fleischhauers dieser Welt lautes Wehklagen anzustimmen. Oder die Fragen anzunehmen und die eigene Position zu reflektieren. Das wäre wirklich mal eine neue Reaktion auf feministische Inhalte."

     

    Bizarr, wenn ausgerechnet eine Feministin und obendrein #aufschrei-Initiatorin über "lautes Wehklagen" höhnt. Zumal die Genannten Herren keinesfalls wehklagen, sondern Tatsachen benennen und darüber hinaus das tun, was die Feministin einfordert: Fragen stellen. Aber wie bspw. Martenstein konstatieren musste, kamen eben keine Antworten aus der angefragten Ecke der Gender-Kreise, sondern allein Pöbeleien unterster Kategorie. Und so forderte er öffentlich die Pöbler auf:

     

    "Wenn Sie Autoren beschimpfen, bringen Sie lediglich zum Ausdruck, dass Sie sich geärgert haben. Ob Ihr Ärger sachlich begründet ist, bringen Sie dadurch nicht zum Ausdruck. Wenn Sie jemanden einen Nazi, einen Chauvinisten oder einen Sexisten nennen, dann ist es ganz wichtig, diesen Vorwurf irgendwie zu belegen. Das Gewicht des Vorwurfs befreit Sie nicht von der Aufgabe, den Vorwurf zu begründen."

     

    Auch Mesmer geht mit keinem Wort außer der, der Pöbelei, auf die gestellten Fragen ein. Sie wird ihre Gründe haben. Und es ist deutlich zwischen den Zeilen der Ärger über jene unbequeme Fragen zu vernehmen.

     

    Aktuell sucht die Kampagne "Wer braucht Feminismus" das miserable Image des Feminismus aufzupolieren. Jedoch ist es quasi selbsterklärend, wenn 'Wer braucht Feminismus?' ein Image-Problem des Feminismus zu beheben sucht, welches sich jedoch so gar nicht in den Statements der Facebook-Kampagnenseite wieder findet. Soll heißen: hier wird nicht auf Fragen eingegangen oder diskutiert, sondern zensiert und ansonsten wie seinerzeit im "ND" ausschließlich Jubelpersern das Wort erteilt. Offenbar ist den Aktiven nicht bewusst, dass das Imageproblem des Feminismus - wie im übrigen alle Ideologien - genau hier seinen Kern hat.

     

    Insofern ist es ein Segen, dass die politischen Verhältnisse noch kritische und der Wissenschaft verpflichtete Reflektionen wie die Martensteins... erlauben. Das kann sich aber schnell ändern, wenn erst wieder der "richtige" Klassenstandpunkt zum Maß aller erlaubten Meinung erhoben wird.

     

    Noch ein Blog, dass sich kritisch mit der feministischen Wissenschaftsfeindlichkeit beschäftigt:

    http://www.danisch.de/blog/2013/07/12/der-offene-krieg-gegen-die-wissenschaft-bricht-aus/#comments

  • C
    Cometh

    "Wer ernsthaft an den Streitnarrativ glaubt"

     

    Kann das mal jemand ins Deutsche übersetzen? Danke.

  • F
    Felix

    Humanismus finde ich gut, obwohl dieses Wort auf ismus endet.

     

    Feminismus gehört zu den unschönen Worten, die auf ismus enden. Genaugenommen ist er hoffnungslos sexistisch.

     

    http://www.monika-ebeling.de/Aktuell/page0.html

  • B
    Baumbaron

    Beste Anne-Katherina,

     

    Hollstein, Martenstein und Fleischhauer, klagen nicht, sie analysieren! Es ist diesen drei Männern gar nicht gegeben zu jammern! Gejammere ist eher ein Merkmal genderfeministischer Zirkel mit dem Ziel der Konstruktion der Frau als Opferwesen zur Erreichung und Sicherung von Vorteilen. Was den Feminismus als revolutionärer politischer Strömung angeht, ist das allerdings richtig bemerkt. Auch die faschistischen europäischen Bewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind durchgängig als revolutionäre Bewegungen historisch korrekt beschrieben! Interessanterweise sind auch Merkmale der genderfeministischen Ideologie Totalitarismus und Rassismus. Ich denke die drei obigen Herren gehören insofern grundsätzlich in diesem Sinne keiner revolutionären Ideologie an, und das ist gut so. Man könnte, so schätze ich dies ein, mit den dreien aber geminsam darum kämpfen, dass die menschenverachtende Praxis von Leiharbeit und Werkvertragsverarsche bei Daimler -um nur ein aktuelles Beispiel zu nennen - aufhört, damit dort arbeitende Frauen und Männer einfach nicht weiterhin mit Aufstockerlöhnen verarscht werden. Feminismus hingegen gebiert Aktionen wie 'pro Quote' um privilegierte Frauen in die Aufsichtsräte sagen wir mal zum Beispiel von Daimler zu pushen. Ich wette das selbst dann, wenn sämtliche Aufsichtsratsposten bei Daimler weiblich besetzt wären sich an der Lage der Obenangespochenen nichts ändern würde, weil die grandiose revolutionäre feministische Bewegung da gar nicht hinschaut! Und deshalb meine ich, so eine revolutionäre Strömung brauchts dann auch überhaupt nicht.

    P.S. Grundsätzlich würde ich es begrüßen, wenn die Friedrich-Ebert-Stiftung sich fördernd betätigen würde für Forschung zu den verheerenden Folgen von Leiharbeit und Werkverträgen und wie man beides beendet. Ob das über den Umweg der Erforschung der Intimchirurgie gelingen wird, wage ich zu bezweifeln, bin aber gespannt!

  • C
    ChewbaccaUnzensiert

    Zitat: "Entweder wie die Hollsteins, Martensteins und Fleischhauers dieser Welt lautes Wehklagen anzustimmen. Oder die Fragen anzunehmen und die eigene Position zu reflektieren."

     

    Und was ist, wenn ich reflektiert habe und nicht wehklage, sondern dieses genderfeministische Wortgeklingel auch nach antiheteronormativer, antihegemonieller sowie antitransphober Kontemplation noch immer einfach ziemlich scheiße finde?

  • P
    PasserBy

    Nicht nur die Martensteins und die Fleischhauers müssen lernen zu reflektieren sondern auch Menschen mit feministischer Überzeugung. Es muss möglich sein auch sachliche Kritik zu üben ohne dass die Totschlagargumente Derailing, Uninformiertheit oder Priviligien bemüht werden. Die Feministen haben richtige und wichtige Ideen, d.h. aber nicht, dass alle Positionen sakrosankt sind und dass keine vernünftigen Gedanken von außerhalb kommen können.

  • M
    Megestos

    Danke für diesen Artikel!

     

    Harmonie und Konsens in einer Debatte sind nicht immer positiv. Solange es keine Lösung für ein Problem gibt, die absolut überzeugend ist, muss die Debatte weitergehen. Wissenschaft – wie jeder öffentliche Diskurs – lebt von der Konfrontation unterschiedlicher Standpunkte, Argumentationen und Theorien.

     

    Das es nicht „den Feminismus“ gibt, sondern viele verschiedene Menschen ganz unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema haben, ist ein Hinweis für die Lebendigkeit genderkritischen Denkens. Stellen wir uns einmal vor, es gäbe nur eine einzelne feministische Organisation, die Definitionsmacht über den gesamten Diskurs hat. Sobald auch nur ein Mensch das Problem (Sexismus) akzeptiert, ohne die offizielle Lösung jener (hypothetischen) feministischen Organisation zu akzeptieren, wäre „der Feminismus“ schon zerstritten.

     

    Was so ein wichtiges Problem wie Geschlechtergerechtigkeit vor allem braucht, ist eine offene, kritische, rationale Diskussion. Nötig ist die grundsätzlich Bereitschaft dazu, alles in Frage zu stellen, anstatt sich sicher zu sein, man wüsste schon alles. Konzepte wie Männlichkeit und Weiblichkeit müssen in Frage gestellt werden – und ebenso Konzepte wie Sexismus und Feminismus. „[D]ie Fragen anzunehmen“, wie Anna-Katharina Messmer hier schreibt.

     

    Wo es eine solche offen-kritisch-rationale Diskussionskultur gibt, ist Streit (oder „Zerstrittenheit“) eine gute Sache. Vielleicht ist es schwierig, sich so etwas vorzustellen, wenn man nur streitet, um Recht zu behalten.

  • E
    ello

    "und promoviert über Intimchirurgie"? Bitte mehr davon, herr-licher Lacher! Sicher, daß das mit dem Frauenwahlrecht eine gute Idee war?

  • SG
    Schmidt Georg

    äh, kann man solche Kommentare auch im einfachen Deutsch schreiben, oder bleibt der Sinn nur für Akademikerinnen und andere Frauen mit hohem Niveau verständlich, von Männer red ich nun garnicht-vielleicht solle man aber mal die Frage aufwerfen-können Frauen heute noch einen Knopf annähen und einen Schweinebraten auf den Tisch bringen!?

  • R
    RedHead

    Ich mag ja Fleischhauer auch nicht. Aber betrachten wir mal das hier:

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fleischhauer-kolumne-vorsicht-gender-gegner-a-910563.html

    Hier hat er sich im ruhigen Ton genüsslich über ein Pamphlet lustig gemacht, bei der die Heinrich-Böll-Stiftung es fertig gebracht hat, die Vorwürfe gegen den "wissenschaftlichen Feminismus" (Gender Studies) durch einen missglückten Widerlegungsversuch zu bestätigen. Schaut man mal in das Pamphlet herein sieht man auch Argumente wie sie unter Feministinnen wirklich verbreitet sind, etwa das hier:

    "Der Unwissenschaftlichkeitsvorwurf dient keinem allgemeinen Interesse an der Objektivität der Wissenschaft, sondern einem politischen Interesse am Erhalt bestimmter Geschlechterverhältnisse."

    Das wird einfach nur behauptet. Einen Anhaltspunkt dafür, dass sich irgendwo um Objektivität bemüht wird gibt es nicht, im Gegenteil findet man an anderen Stellen genug Hinweise darauf, dass die Ablehnung von Objektivität grundlegendes Prinzip bei den Gender Studies ist.

    Wenn wir also über mangelnde Reflexion reden, dann möchte ich darum bitten, dass derartige Feministinnen sich dies ebenso zu Herzen nehmen. Seitenweise dämlich herumschwadronieren und Begriffe ganz dekonstruktivistisch zerreden, bis sie keinerlei Bedeutung mehr haben ist weder kritisch noch hat es etwas mit reflektieren zu tun. Und es führt auch nicht zur Freiheit. Im Gegenteil, emanzipatorische Bewegungen, die tatsächlich zu kritischer Analyse fähig sind gehen in der allgemeinen Wahrnehmung zwischen den ganzen dämlichen Schreihälsen unter und erreichen am Ende deswegen nichts brauchbares. Außer natürlich man sieht wie Anna-Katharina Messmer auch die Herdprämie als großen Erfolg der Frauen im Kampf gegen anachronistische Rollenbilder.

  • F
    FocusTurnier

    "Oder die Fragen anzunehmen und die eigene Position zu reflektieren. Das wäre wirklich mal eine neue Reaktion "

     

    Und GENAU DAS würde ich DEM Feminismus mal empfehlen. Dann brauchen Sie, Frau Messmer, auch nicht so lange und langweilige Texte schreiben.

  • G
    gendermafia

    Deutscher Genderfeminismus ist vor allem das Vehikel von rot-grünen Berufspolitikerinnen, um mit geringer Leistung an die lebenslang großen Töpfe des öffentlichen Dienstes/ des politisch-medialen Komplexes zu kommen. Brachiales Lobbying mit primitivsten Absichten. Alleine die ewigen Diskussionen um zwei Dutzend Aufsichtsratsposten in DAX-Konzernen ist ein Schmierenstück egoistischer Interessen von Wenigen, welches in keinem Verhältnis zum gesellschaftlichen Nutzen steht.

  • J
    John

    "Wie revolutionär, zeigt sich immer dann, wenn wir es sind, deren Status befragt wird. Sei es aufgrund unserer Sprache, unserer Politik oder unserer Verhaltensweisen. Es gibt zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Entweder wie die Hollsteins, Martensteins und Fleischhauers dieser Welt lautes Wehklagen anzustimmen. Oder die Fragen anzunehmen und die eigene Position zu reflektieren. "

     

    Oder man diffamiert einfach den Kritiker als Sexisten oder Vorgestrigen und macht das, was viele Menschen machen, wenn ihnen etwas vor die Nase kommt, was ihnen nicht passt: Sie ignorieren und bekämpfen es. Das gilt natürlich für beide Seiten.

  • N
    Njerion

    Ich verstehe bis heute nicht genau, was Feminismus eigentlich bedeutet. Ich weiß nur eines. Er ist zu wichtig, als dass man ihn den Weibern überlassen könnte