Drogenkartelle in Mexiko: Erster Student identifiziert
43 Studenten verschwanden im September in der Stadt Iguala – nach einer Auseinandersetzung mit der Polizei. Sie sollen von einem Kartell getötet worden sein.
MEXIKO-STADT ap | Mehr als zwei Monate nach dem Verschwinden von 43 Studenten in Mexiko gibt es erste konkrete Beweise in dem Fall. Mindestens einer der Vermissten sei unter verkohlten Überresten identifiziert worden, die vor einigen Wochen in der Nähe einer Müllhalde gefunden worden waren, teilten Familienangehörige und Studenten am Samstag mit. Eine offizielle Bekanntgabe gab es dazu nicht.
Verwandte und Kommilitonen sagten, Experten hätten die Identität des vermissten Studenten Alexander Mora bestätigt. Die Familien seien am Freitagabend von einem argentinischen Team forensischer Experten informiert worden, das im Auftrag der Angehörigen und zusammen mit der Generalstaatsanwaltschaft arbeitet.
Die Identifizierung bestätigt offenbar, was Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam den Angehörigen im November gesagt hatte: Dass die Studenten von einer Drogenbande getötet und verbrannt worden seien.
Eltern der vermissten Studenten nahmen am Samstagabend an einem im Voraus geplanten Protest in der Hauptstadt Mexiko-Stadt teil. „Die Eltern werden nicht ruhen, bis wir Gerechtigkeit haben“, sagte Felipe de la Cruz, Vater einer der Vermissten. Er verwies darauf, dass bislang nur einer der 43 jungen Menschen identifiziert worden sei.
Die Studenten waren am 26. September nach einer Konfrontation mit der Polizei in der Stadt Iguala im mexikanischen Staat Guerrero verschwunden. Bei den Zusammenstößen kamen sechs Menschen ums Leben, darunter drei Studenten. Generalstaatsanwalt Murillo Karam hat gesagt, dass die Opfer auf Anordnung des damaligen Bürgermeisters der Stadt, José Luis Abarca, von der Polizei angegriffen worden seien. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden die Studenten später einer Drogenbande übergeben, die sie tötete.
Abarca wurde inzwischen festgenommen. Insgesamt haben die Behörden in dem Fall mehr als 70 Personen in Gewahrsam genommen. Im Zuge der Ermittlungen trat der Gouverneur von Guerrero zurück. Als Murillo Karam Anfang November bekanntgegeben hatte, dass Leichenteile gefunden worden seien, hatte er gesagt, einige der Festgenommenen hätten angegeben, die 43 Leichen auf einer Müllkippe verbrannt und deren Asche in Säcken in einen Fluss geworfen zu haben.
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