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Gefährlicher UnkrautkillerKritik an Monsanto-Pestizid

Der Unkrautkiller Roundup tötet einer neuen Studie zufolge menschliche Zellen. Dennoch wollen die Behörden den Einsatz des Mittels nicht einschränken.

Trotz heftiger Kritik: Monsanto hat von den Behörden derzeit nichts zu befürchten. Bild: dpa

Trotz beunruhigender Forschungsergebnisse gehen die Behörden laut Umweltschützern zu lasch gegen Gesundheitsgefahren durch das meistverkaufte Pestizid des Gentechnik-Konzerns Monsanto vor. Eine neue Studie zeige, dass das Unkrautvernichtungsmittel "Roundup" schon in sehr geringen Konzentrationen menschliche Zellen abtöte, sagte Susanne Smolka vom Pestizid-Aktions-Netzwerk. "Die Behörden müssen sofort den Einsatz von Roundup-Varianten mit dem besonders kritischen Inhaltsstoff Tallowamin einschränken." Bisher hat das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Monsanto nur darum gebeten, binnen zwei Jahren Tallowamin zu ersetzen.

Roundup ist vor allem umstritten, weil es den Einsatz mehrerer gentechnisch veränderter Pflanzen von Monsanto ermöglicht. Der US-Konzern bietet zum Beispiel transgene Soja an, die gegen das Mittel resistent ist.

Doch nun haben Forscher der nordfranzösischen Universität Caen herausgefunden, dass die vier getesteten Roundup-Varianten etwa Zellen aus menschlichen Nabelschnurvenen binnen 24 Stunden töten. Und das sogar in so geringen Chemikalien-Dosen, wie sie regelmäßig als Rückstände in Lebensmitteln oder Tierfutter vorkommen.

Dafür macht der Studien-Koautor Gilles-Eric Séralini nicht in erster Linie den Hauptwirkstoff von Roundup - Glyphosat - verantwortlich. Diese Chemikalie allein gilt im Vergleich zu anderen Pestiziden als weniger giftig. Die Zusatzstoffe wie das Mittel Tallowamin aber "verändern die Durchlässigkeit der menschlichen Zellen und verstärken die Giftigkeit" von Glyphosat, schreibt Séralini in einem Artikel in der Fachzeitschrift Chemical Research in Toxicology. Der Forscher sagte deshalb der taz: "Roundup, wie es jetzt benutzt wird, sollte verboten werden."

Andreas Thierfelder, Sprecher von Monsanto in Deutschland, kontert das etwa mit einer Stellungnahme der österreichischen Zulassungsbehörde Ages. Demnach lassen sich Ergebnisse wie die Séralinis aus Versuchen mit isolierten Zellen kaum auf komplexe lebende Organismen wie Menschen übertragen.

Aber die Studie des Molekularbiologen Séralini fügt sich ein in eine Reihe von Untersuchungen, die ebenfalls den Verdacht gegen die Beistoffe nährten. "Tallowamin steht seit 2000 in der Diskussion", berichtet Judith Kons, Sprecherin des Bundesagrarministeriums. Im vergangenen September baten die deutschen Behörden schließlich die Hersteller von Glyphosat-Pestiziden mit Tallowamin, auf den Beistoff zu verzichten. Glaubt man Kons, waren die Firmen damit einverstanden. Aber das scheint zumindest für Monsanto nicht zu stimmen, denn dessen Sprecher sagt: "Wir haben nicht erklärt, auf Tallowamin zu verzichten." Der US-Konzern habe sogar Widerspruch gegen einen Bescheid des zuständigen Zulassungsamts eingelegt, in dem es um Verzicht auf den Stoff gebeten habe.

Ob sich Staat und Hersteller nun auf eine Lösung geeinigt haben oder nicht - Aktivistin Smolka reicht sie sowieso nicht. "Dass die Unternehmen dafür zwei Jahre Zeit haben sollen, ist überhaupt nicht akzeptabel", sagt die Umweltschützerin. Wenn die Firmen Tallowamin nicht schneller ersetzen könnten, müsse der Staat handeln: "Man könnte zum Beispiel verbieten, Roundup in Haus- und Kleingärten zu benutzen." Schließlich könnten sich gerade nichtprofessionelle Anwender beim Spritzen von Pestiziden schädigen. Auch in der Landwirtschaft solle das Mittel restriktiver benutzt werden. Smolka rät: Unkraut jäten statt spritzen.

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5 Kommentare

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  • H
    HJJ

    Leser A.Schmidt hat Recht, denn Tallowamin ist ein Netzmittel, welches aus Rindertalg hergestellt wird. Eigentlich "bio", oder? Ich frage mich, was die Ökos als Netzmittel nehmen, wenn sie Kupfer oder sonstwas auf ihre Pflanzen spritzen...zu Leser Manfred Gerber:

    Die Tatsache, dass am Oberrheingraben die Erdkröten aussterben, ist bedauerlich, aber nicht auf Roundup zurückzuführen und schon garnicht auf GenMais, denn der darf da ja nicht angebaut werden. Und unter Kretschmann´s Regierung schon mal gar nicht. Dort haben wir im Gensteil sehr viele Biobauern. Ob es da einen Zusammenhang gibt? Sind es vielleicht die Handystrahlen, die den Erdkröten nicht bekommen? Auch Biobauern telefonieren ja....Fragen über Fragen.....

  • AS
    A. Schmidt

    Der "besonders kritische Inhaltsstoff Tallowamin" heißt eigentlich tallow amine, auf Deutsch Talgamin. Als Fettamin (eben aus Talg hergestellt) gehört es zu den Tensiden und findet sich in Wasch- und Spülmitteln oder Haarshampoo, besonders zum Färben. Das müßte man dann alles noch vor Roundup verbieten.

  • KG
    Klaus Gehring

    Ach wie bequem sind doch wohlfeile Feindbilder. Man fühlt sich doch gleich viel wohler, wenn die Guten und die Bösen in einem einfachen Schwarz-Weiß-Szenario klar definiert sind (vorausgesetzt man fühlt sich natürlich zu den Gutmenschen gehörig).

    Die im Artikel aufgeführte Thematik ist natürlich wesentlich vielschichtiger und nicht so schön einfach schwarz-weiß. Da wir es aber gerade geschafft haben die böße grüne Gentechnologie von der glückseligen Insel Europa weitgehend verbannt zu haben (die rote Gentechnik und das Genscreening ist dagegen natürlich vollkommen unbedenklich;-), können wir uns ja schnell über den nächsten Bösewicht, das so "verhasste" Totalherbizid Glyphosat hermachen. Hierbei wird vollkommen bei Seite gelassen, dass dieses Präparat für den umweltverträglichen Ackerbau (Mulch- und Direktsaatsystem) und für die gezielte Kontrolle von Problemunkräutern (sorry: wenig freundliche Ackerbegleitpflanzen) und einem Anti-Resistenzmanagement unerlässlich ist. Ja natürlich, es geht auch ganz chemiefrei - wieso sollte gerade die Landwirtschaft an einer elementaren Technologie partizipieren, die der Rest der Gesellschaft in wirklich jedem seiner Konsum- und Lebensaktivitäten nutzt. Nach den Aussagen auf Gottschalks Chouch kommt bei dem guten Bürger sowieso nur Öko auf den Tisch. Für die wenigen, die auch preisgünstige Alternativen gibt es ja genügend Importware aus Drittländern, die ja nur darauf warten uns ihre unbelasteten Waren zu verkaufen.

    Na ja - lassen wir es einfach mal dabei, es ist halt doch unkomplizierter nur schwarz-weiß zu denken.

  • DL
    Dirk Leinhos

    Ja, die Dreifaltigkeit des Bösen: schnell,einfach und „sauber“. Irgendwie scheint alles, was sich mit einem dieser drei Begriffe unterlegen lässt, direkt ins Verderben zu führen. Da kann man nur hoffen, dass uns die Götter, Hintertanen, oder sonst irgendwer baldigst Einhalt gebieten. Andernfalls können wir uns wohl demnächst von unserer schönen Erde (und unserem Nachbarn) verabschieden.

  • MG
    Manfred Gerber

    Ja inzwischen kann sich der Landwirt faul auf seinen 150 PS Trecker setzen und dank Monsanto, Bayer, BASF und Co alles per Knopfdruck wachsen lassen.

    Das im Oberrheingraben inzwischen mit dramatischer Geschwindigkeit die Erdkröten aussterben. Nimmt man hin, für die Bequemlichkeit und den Fortschritt.

    Unverschämt bis rechtlich bedenklich empfinde ich, dass Firmen gleichzeitig mit krebseregenden Pflanzenschutzmitteln, sowie mit Medikamenten zur Krebstherapie Geld verdienen.

    Ein Schelm der Böses dabei denkt.