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Die WerbepauseBiete Blume, suche Sex

Der Online-Blumenversand „Bloomy Days“ bringt die Vulva zurück in den öffentlichen Raum. Leider ist er dabei hemmungslos sexistisch.

Bloomy Days will Männer vor dem „Rote-Rosen-Dilemma“ retten. Bild: dpa

Vulvas sind etwas Schönes. Nur haben die weibliche Periode und die böse Schambehaarung ihr Image geschädigt und ihnen einen schmutzigen, ein bisschen ekligen Ruf beschert. Das ist nur ein Grund, weshalb sie auf öffentlichen Flächen viel weniger präsent als Penisse und weibliche Brüste sind.

Fun Fact: Die meisten von uns benutzen das Wort „Vagina“ total falsch. Nämlich für das Sexualorgan, dessen medizinisch korrekte Bezeichnung „Vulva“ ist. „Vagina“ ist das, was drinnen passiert - über ihre Ästhetik reden wir selten. „Vulva“ ist draußen - also das, was auf der Werbung von „Bloomy Days“ so blumig dargestellt wird.

Insofern möchte man zunächst einmal loben, dass der Online-Blumenversand „Bloomy Days“ der Vulva aus dieser Schmuddelecke raushelfen möchte: Das Hauptmotiv seiner Valentinstag-Kampagne hat große Ähnlichkeit mit Schamlippen – eine sich entfaltende Mohnblüte in sanftem Rosa.

Dann ist aber auch schon Schluss mit dem Lob. Bereits der danebenstehende Slogan lässt Fußnägel rollen: „Je schöner die Blumen, desto schöner das Dankeschön. Bloomy Days wünscht einen erfolgreichen Valentinstag.“ Männer, guckt mal, eine Vulva! Kauft euren Frauen unsere Blumen, und schon gibt’s wieder Sex.

An dieser Botschaft des Unternehmens ist so viel falsch. Es setzt voraus, dass Männer die Aussicht auf Sex benötigen, um ihre Partnerin zu beschenken. Und dass Vulvasymbolik garantiert dazu führt. Und dass ein erfolgreicher Valentinstag Sex benötigt. Und und und.

Der Online-Blumenversand weiß, was Frauen wollen. Und ist sich nicht zu schade, Männern zu helfen. Bild: Bloomy Days

In einem Interview mit der Branchenzeitschrift Werben & Verkaufen lässt Franziska von Hardenberg, die Gründerin des Unternehmens, den Sexismus von „Bloomy Days“ richtig schön heraushängen: „Bloomy Days“ weiß nicht nur, was alle Frauen wollen. Und verrät es seinem „fast ausschließlich männlichen Publikum“ auch.

„Dabei ist es eigentlich so einfach, Frauen glücklich zu machen!“, sagt von Hardenberg augenzwinkernd. Klar! Ein paar Blumen, und schon ist die Frau froh und verwöhnt ihren Mann so richtig im Bett.

Na dann einen frohen Valentinstag.

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26 Kommentare

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  • Der weise Engel hat uns einst gelehrt:

    durch Arbeit wuchsen Menschen selbst aus Affen.

    Die Hand hat uns gemacht. Die Hand hat uns ernährt.

    Wir schufen sie, indem wir mit ihr schaffen.

     

    Doch haben wir noch nebenbei Privatorgane

    zum Beispiel: die man bei der Zeugung nötig hat.

    Die bringen uns jedeoch nicht vorwärts, wie ich ahne

    denn nie erscheint ihr Bild im Massenblatt.

     

    Drum fordert, dass man sie gemeinsam nützt

    um sie zu Volksorgane zu gestalten

    auf deren Nutzung jedermann ein Recht besitzt (sic!)

    sein Teil vom allgemeinen Teile zu erhalten"

    • @Almuth Wessel:

      Ehre, wem Ehre gebührt. Das " am Ende des Textes veranlassten mich zu suchen. Es lebe Wikipedia.

       

      Günter Kunert also. Hat der wirklich dem Engels das S geklaut? :-)

      • @lichtgestalt:

        Hat er tatsächlich...:-D

  • Was lernen wir vom Bonobo?

    Die Menschen sind wohl ebenso.

     

    Ein Mensch, der nicht an Blumen spart,

    dient der Erhaltung seiner Art.

    Doch bitte, hört auf meinen Rat:

    Wenn Ihr euch mal sehr heftig paart;

    Gebt Acht, dass ihr die Würde wahrt.

    Ihr seid doch mehr als nur Primat. :)

  • Sex als Gegenleistung, ist eher neu. Früher nannte man Pralines&Blümkes "Drachenfutter" - da ging es noch ums pure Überleben!

  • 3G
    372 (Profil gelöscht)

    "Es setzt voraus, dass Männer die Aussicht auf Sex benötigen, um ihre Partnerin zu beschenken." Nicht?

     

    Na, gut, hihi.

  • Liebe Autorin,

     

    grundsätzlich finde ich es gut und richtig Sexismus in der Werbung zu thematisieren, aber es gibt glaube ich sehr viel bessere Beispiele um das zu tun.

     

    Ebenso grundsätzlich habe ich aber ein Problem mit halbgar zusammengeschriebenen Online-Artikeln: Davon abgesehen, dass die "Fußnägel" schon sehr nach Abschreibe aussehen, sollte man beim Zitieren etwas mehr Vorsicht walten lassen. Ihr Artikel suggeriert nämlich, dass der überwiegend Teil der Kundschaft des Blumenversands aus Männern besteht, das ist aber mitnichten so. Im kompletten Interview spricht die Gründerin von 85% Frauen als Kunden, außer beim Valentinstag, da wären es überwiegend Männer.

     

    Fun-Fact: Der Artikel besteht zu gleichen Teilen aus Wikipedia, einem Blogeintrag und einem Interview - aber das ist ja alles so schön postmodern. Der Autor ist weniger schreibendes Subjekt, als nur noch Arrangeur von Diskursen. Es soll sogar Leute geben, die würden das ganze dann als Intertextualität bezeichnen.

     

    Aber würde die taz besser bezahlen, kämen vielleicht auch bessere Artikel bei rum. Wieviel gibt es eigentlich für einen solchen Online-Artikel bei der taz? 50€?

     

    Vielleicht beim nächsten Mal direkt die verantwortliche Person interviewen, könnte irgendwie spannender sein.

     

    Gruß,

    drobsification

  • Vielleicht sollten mit dem Motiv auch Frauen motiviert werden ihren Partnerinnen Blumen zu schenken.

    • @mrf:

      Stimmt, der Artikel ist eigentlich sehr gender- und auch lesbenfeindlich geschrieben.

       

      Die Frau, die ihrer Geliebten, Blumen schenkt, scheint es in den Gedanken der Autorin nicht zu geben.

  • Hier noch ein paar Dinge, die mich an diesem Beitrag stören. Erstens die Themen. Werbung, Phallus, Vagina ist das euer Ernst? Es wird nicht einmal ein Phallus erwähnt. Zweitens "Ein paar Blumen, und schon ist die Frau froh und verwöhnt ihren Mann so richtig im Bett." Frauen haben auch eine Libido und lassen sich beim Sex auch verwöhnen. Drittens, kein Mann verlangt dafür Sex wenn er einer Frau Blumen schenkt. Natürlich hat er Erwartungen, aber das ist völlig okay. Aber hier wird wieder so getan, als ob es total schlimm ist, wenn man versucht ein gute Atmosphäre zu schaffen, damit zum Beischlaf kommt. Tatsache ist, die Wahrscheinlichkeit steigt wenn ich meinem Liebchen (männlich oder weiblich) Blumen schenke und ich darf mir auch ausmalen, was passiert und mich darauf freuen sprich ich darf Erwartungen haben. Ob diese dann auch erfüllt werden ist ja was anderes.

     

    Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal einem Mann Blumen geschenkt? Ich als Mann freue mich darüber nämlich genauso.

  • Liebe taz,

     

    das habe ich doch irgendwie schonmal gelesen, sogar fast wörtlich.

     

    Oder kommt euch dieser Artikel hier auch bekannt vor?

     

    http://www.superlative-magazine.de/blumen-gegen-sex-die-valentinstagskampagne-von-bloomy-days/

     

    Naja, nichts gegen ein wenig Inspiration. Fröhliches Fußnägelhochrollen noch. ;)

     

    Gruß, Carina

    • Sarah Emminghaus , des Artikels, Freie Journalistin
      @Carina:

      Liebe Carina,







      Danke für die Anregung, fast wörtlich ist aber (zum Glück) nicht ganz richtig ;)



      Die Quelle habe ich für meine Recherche ebenfalls gelesen, die Argumentation hier kommt jedoch von mir - ist eben die naheliegende, weswegen Caren Miesenbeger sie ebenfalls schön ausgeführt hat.







      Und was soll mit den Fußnägeln auch anderes passieren bei so einer Werbung - als dass sie rollen ;)







      Im Artikel wird der schöne Text von Miesenberger nun aber auch verlinkt. Verdient er auf jeden Fall.







      Lieber Gruß,



      Sarah Emminghaus

  • 3G
    3641 (Profil gelöscht)

    Ich bin Single!

  • "Das ist nur ein Grund, weshalb sie auf öffentlichen Flächen viel weniger präsent als Penisse und weibliche Brüste sind."

     

    Hm. Kann mich grad nicht dran erinnern, jemals einen Penis auf öffentlichen Flächen gesehen zu haben. Aber ist ja egal: Wenn es einer flotten Formulierung dient, bitte: Sieht man halt Penisse allüberall.

     

    Ehrlich gesagt bin ich froh, langsam in ein Alter zu kommen, da ein Stück Sachertorte sinnlicher wahrgenommen wird als die vaginär-vulvaischen Verlockungen der Matratzengymnastik.

  • Sogar im Tierwelt selbst bieten Bonobos Bananen und andere Früchte gegen Sex

  • Mit Honig fängt man Fliegen. Ist das jetzt die Schuld des Fängers oder nicht eher der Fliegen - oder am Ende gar der Bienen??

     

    Werbung funktioniert - mal ganz grob -, wenn sie

     

    a) den Bedürfnisstrukturen der Zielgruppe zuspielt

     

    b) eine hohe Marktpenetration (ganz platonisch gemeint) erreicht.

     

    Dabei dürfte es unstreitig sein, dass es in vielen Beziehungen genau die Belohnungsmechanismen gibt, auf die diese Werbung anspielt. Insofern gibt es sicherlich eine empfängliche Zielgruppe für die Message. Punkt a) ist also schonmal erfüllt.

     

    Punkt b) ist es spätestens dann, wenn sich nur genügend antisexistisch bewegte Menschen möglichst öffentlich darüber aufregen. "There's no such thing as bad PR". Ich hätte diese Werbung jedenfalls nie bemerkt, wäre nicht hier über sie berichtet worden.

     

    Nun zurück zur Eingangsfrage: Gegen wen sollte sich ein etwaiger Vorwurf richten? Aus meiner Sicht allenfalls gegen die Männer, die Geschenke an die Partnerin/Angebetete vor allem als Mittel zum einschichtigen Zweck sexueller Gratifikation sehen, sowie an die Frauen, die diesen Mechanismus erst zum Funktionieren bringen, indem sie auf Geschenke entsprechend reagieren. Aber da frage ich alle Entrüsteten: Geht Euch das tatsächlich etwas an? Können die Betroffenen das nicht selbst entscheiden?

    • @Normalo:

      Sehr gut. Man kann von Werbung(Propaganda) ja halten was man will, aber so sieht´s aus. Wir haben weitaus größere Probleme auch bei der Werbung. Seit Jahrzenten suggeriert dieses doch den Frauen, wie sie auszusehen haben. Und das mit ganz schön teuren Tricks in der Bild-/Nachbearbeitung.. interessiert auch keine Sau bzw. Keiler!

  • Was ist das schon wieder für ein Unsinn...

     

    Natürlich will Valentinstag-Werbung Blumen verkaufen, Valentinstag hat keine andere Bedeutung, als eine Verkaufsveranstaltung für Blumen und Pralinenschnickschnack zu sein.

     

    Und natürlich schenkt ein Mann einer Frau (ob direkt oder indirekt) nur was wegen Sex. Es gibt keinen anderen Grund für unsere Existenz als Sex.

     

    Natürlich gibt es Bedürfnisse wie Nähe und Zuneigungn Freundschaft, natürlich müssen wir nicht pausenlos am rumpoppen sein. Wir brauchen all die Dinge um uns wohl zu fühlen, aber dieses Wohlfühlen ist auch nur wieder die Basis dafür ein Leben zu führen, dass in der Lage ist einen mehr oder weniger ausgebrägten Sexualtrieb zu erfüllen.

  • In diesem Zusammenhang füllt mir ein Gedicht von Joachim Ringelnatz ein, das ich hier gerne mal als kleinen Denkanstoß wiedergebe:

     

    Frucht-Zucht-Frucht

     

    Bananen, Melonen, Ananas – –.

     

    Alle Früchte haben etwas –

     

    Frei gesagt: Unanständiges,

     

    Etwas Nuditätes an sich.

     

    Darüber freue ich mich.

     

    Denn das ist etwas Unbändiges.

     

    Instinktiv oder auch bewußt

     

    Haben wir alle daran unsre Lust.

     

     

     

    Aber die darüber erschreckt sind,

     

    Sich entrüsten und jemand verklagen,

     

    Denen wollen wir andere sagen,

     

    Daß wir schon lang nicht mehr a. A. geleckt sind.

     

    Und das muß – wenn auch nur theoretisch –

     

    Immer mal wieder auf Erden geschehn.

     

    Sonst werden wir Mehlbrei und hyperästhetisch

     

    Und werden rot, wenn wir Pfirsiche sehn.

    • @Almuth Wessel:

      Danke - das kann nicht oft genug zitiert werden

  • "Es setzt voraus, dass Männer die Aussicht auf Sex benötigen, um ihre Partnerin zu beschenken."

     

    Biologisch gar nicht so falsch - die Alternative dürfte weniger gefallen.

  • Der Valentinstag bekommt also was er verdient, würde ich sagen.

  • Vielleicht ist das Problem der Valentinstag generell bzw. dessen Interpretation. Die Anzeige spricht nur das aus, was viele dabei denken.

    Andere ignorieren diesen Tag und sind jeden Tag lieb zu ihreren Partner_innen.

    Es ist ein bisschen so wie wenn Reklame für das Schenken an Weihnachten kritisiert wird - es ist eher ein Symptom als die Ursache.

  • Keine Sorge, liebe Sarah!

    Von mir kriegste nix. Da mach ich mich doch lieber vom Hof hier.

  • Na zum Glück hat meine Freundin einen aufgeklärten Freund (und bekommt gar kein Geschenk zum Valentinstag). ;-)