Karnevals-Wagen in Köln verboten: Karneval ist nicht „Charlie Hebdo“
Das Festkomitee des Kölner Karnevals hat einen Wagen mit dem Motiv der Satirezeitschrift verboten. Es störe die „leichte Art des Karnevals“. Nun hagelt es Kritik.
KÖLN dpa | Die Absage des Rosenmontags-Wagens zum Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo hat dem Festkomitee Kölner Karneval viel Kritik auf seiner Facebookseite eingetragen. Als Französin, die als Zuschauerin dabei sein werde, habe sie sich sehr über die Kölner Aktion gefreut, mit einem Wagen die Meinungs- und Pressefreiheit zu verteidigen, schreibt eine Frau: „Und jetzt das! Enttäuschend. Aber ich komme trotzdem und feiere mit.“ Eine andere Kommentatorin meinte in Anspielung auf das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau: „Dann lasst doch der Jungfrau direkt eine Burka überziehen.“
Vereinzelt gab es aber auch Zustimmung zur Entscheidung, den Terror von Paris nicht zum Thema im Rosenmontagszug zu machen: „Ich glaube da gibt es andere Plattformen als den Karneval. (...) Man sollte diesen Irren nicht noch mehr Aufmerksamkeit schenken. Das ist unser Fest“, schrieb eine Karnevalistin.
Genau dort, wo diese Kommentare stehen, hatte das Festkomitee bis vor einer Woche online über den Wagen abstimmen lassen. 14 Motive standen zur Auswahl, mehr als 7.000 Menschen hatten sich beteiligt, und ein Jeck, der mit einem Zeichenstift das Gewehr eines Terroristen verstopft, bekam die größte Zustimmung. Dieser Wagen sollte gebaut werden - und wurde nun gestoppt.
Man stehe zur Botschaft des Motivwagens, allerdings habe es auch Rückmeldungen von besorgten Bürgern gegeben, teilte das Festkomitee am Mittwochabend mit. Im Karneval sei es wichtig, dass jeder ohne Sorgen fröhlich feiern könne. „Einen Persiflagewagen, der die Freiheit und leichte Art des Karnevals einschränkt, möchten wir nicht“, schrieb das Komitee zur Begründung.
Das Comitee Düsseldorfer Carneval wollte die Kölner Kehrtwende ausdrücklich nicht kommentieren. Dagegen reagierte Sven Lehmann, Vorsitzender der NRW-Grünen und Kölner, verständnislos: „Wie kann man einen so breiten Beteiligungsprozess machen und dann das Ergebnis einfach zurückziehen?“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid