Demo gegen Sexualkundeunterricht: Aufmarsch der „Besorgten Eltern“
Eine Initiative demonstriert am Samstag in Hamburg gegen kindliche „Frühsexualisierung“. Auch Gegenprotest ist angemeldet.
HAMBURG taz | Orgasmus als Thema im Kindergarten? Unterricht zu Transsexualität in der Grundschule, Beschäftigung mit Analsex in der Mittelstufe? Wiederholt stritten im vergangenen Jahr organisierte Eltern wider staatliche Einrichtungen darum, was ihre Kinder wann über Sexualität erfahren sollten. Für den morgigen Samstag nun hat die Gruppe „Besorgte Eltern“ aus dem münsterländischen Sendenhorst eine Demonstration in Hamburg angemeldet – das Motto: „Stoppt den Sexualkundezwang an Grundschulen“.
Die Eltern-Initiative um Mathias Ebert sorgt sich nicht nur um die Kinder: Sie sieht durch die vermeintliche „Frühsexualisierung“ die Gesellschaft insgesamt bedroht. Seit vergangenem Jahr richtet sie im ganzen Bundesgebiet Demonstrationen aus, forderte: „Stopp – zur Entmündigung der Eltern bei der Kindererziehung und Aufklärung“, aber auch „zu der Genderbewegung“.
Im Internet schreiben die besorgten Eltern, Gender-Mainstreaming sei zur „’Querschnittsaufgabe‘ der Politik geworden“, die „sich hinter dem Rücken der Öffentlichkeit von der EU über die staatlichen Institutionen, die Universitäten und Ausbildungseinrichtungen bis an die Basis der Schulen und Kindergärten eingeschlichen“ habe. Die Rollen von Mann und Frau würden aufgelöst – dabei garantiere doch einzig die Familie der Gesellschaft das „Überleben“.
Verbunden ist die Initiative unter anderem dem Magazin Compact: Auch dessen Chefredakteur Jürgen Elsässer sieht die Familie durch „sexuelle Umerziehung“, „Gender-Mainstreaming“ und „Raubtierfeminismus“ bedroht. Als Redner auf einer „Besorgten“-Demo in Dresden schimpfte er bereits darüber, dass sexuelle Minderheiten der Mehrheit ihre Partikularinteressen aufzwingen wollten. Den Hamburger Aufruf zieren dennoch Regenbogenfarben. Auch den Vorwurf der Homophobie weist „Besorgte Eltern“-Gründer Ebert zurück.
Auftakt für die Eltern-Demo ist um 12 Uhr am Hauptbahnhof/Hachmannplatz. Angekündigt ist auch Protest: Der schwullesbische Verein „Hamburg Pride“ lädt um 11 Uhr an den nahe gelegenen Hansaplatz.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss