Kurden-Proteste in ganz Europa: Ein Toter in der Türkei
Gegen den Vormarsch der Terrormiliz IS demonstrieren Hunderte Kurden in ganz Europa. In der Türkei stirbt ein 25-Jähriger bei den Protesten.
ANKARA/HAMBURG ap/dpa | Bei Protesten gegen die Terrormiliz Islamischer Staat ist in der Türkei am Dienstag ein kurdischer Demonstrant ums Leben gekommen. Der 25-Jährige wurde in der Stadt Varto bei gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei getötet, wie verschiedene Nachrichtenagenturen berichteten.
Demonstrationen gab es auch in vielen anderen Städten in Europa. In Brüssel stürmten 50 Aktivisten ins Europäische Parlament. In Hamburg besetzten sie die Gleise auf dem Hauptbahnhof. Die Demonstranten fordern größere Hilfe für die in der syrischen Stadt Kobani belagerten Kurden.
Die meisten Proteste gab es in der Türkei. In Istanbul und mindestens sechs anderen türkischen Städten kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hunderten Demonstranten und der Polizei. Unklar war, wie der 25-jährige Demonstrant starb: Während die private Nachrichtenagentur Dogan berichtete, er sei durch Geschützfeuer ums Leben gekommen, meldete die staatliche Agentur Anadolu, er sei von einem Benzinbehälter getroffen worden.
Dogan berichtete, über Nacht seien in mehreren Vierteln der Millionenmetropole Istanbul Kämpfe ausgebrochen. Protestierende hätten Barrikaden errichtet sowie Steine, Feuerwerkskörper und Brandbomben auf Polizisten geworfen. Zudem hätten sie einen Bus in Brand gesteckt. Ein Beamter sei verletzt worden.
Die Polizei ging den Angaben zufolge mit Tränengas und Wasserwerfern gegen ähnliche Proteste in den mehrheitlich kurdischen Städten Diyarbakir, Batman, Van, Sirnak, Sanliurfa und Hakaari vor. Einige Demonstranten beschuldigten die türkische Regierung, mit den Extremisten zu kollaborieren.
Protestiert wurde auch in vielen anderen Ländern in Europa, unter anderen in Deutschland, Österreich, Finnland, Schweden, Norwegen und Frankreich. In Brüssel zertrümmerten rund 50 Demonstranten eine Glastür und drängten sich an der Polizei vorbei, um in das Europäische Parlament zu gelangen. Einige Protestler wurden von Parlamentspräsident Martin Schulz empfangen, der versprach, mit den Chefs der Nato und EU über ihr Anliegen zu sprechen.
Hamburger Hauptbahnhof blockiert
Die meisten Kurden Westeuropas leben in Deutschland. Am Dienstag demonstrierten 600 von ihnen in Berlin. 500 Kurden zogen durch die Hamburger Innenstadt. Eine Gruppe von etwa 80 Kurden blockierte am Nachmittag auf dem Hamburger Hauptbahnhof für knapp eine Stunde mehrere Gleise und sorgte so für massive Behinderungen im Zugverkehr. Zwischenzeitlich habe die Bundespolizei alle Gleise gesperrt, sagte ein Bahnsprecher. Später waren noch fünf Gleise gesperrt. Es kam zu erheblichen Verspätungen. Nach 18 Uhr hätten die Kurden die Gleise freiwillig verlassen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei.
In den Niederlanden besetzten Kurden am Montagabend für einige Stunden friedlich das Parlament. Am Dienstag trafen sie sich mit Abgeordneten, um mehr Unterstützung gegen die Aufständischen zu fordern.
Die Niederlande und Frankreich haben mehrere Kampfflugzeuge geschickt, die Angriffe gegen den IS im Irak, aber nicht in Syrien fliegen sollen. Fidan Unlubayir von der Vereinigung der Kurden in Frankreich sagte: "Wir verstehen nicht, warum Frankreich im irakischen Kurdistan handelt, nicht aber im syrischen Kurdistan."
IS-Kämpfer rückten mit Unterstützung von Panzern und Artillerie in Kobani ein, dort kam es zu heftigen Straßenkämpfen mit kurdischen Truppen. Einige europäische Kurden sind mittlerweile in den Nahen Osten gegangen, um die Kurden in ihrem Kampf zu unterstützen.
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