Bürgerkrieg in Syrien: Die Türkei mischt mit
Die türkische Luftabwehr hat ein syrisches Kampfflugzeug abgeschossen. Das Flugzeug hatte Rebellen an einem Grenzposten nahe der Türkei angegriffen.
BEIRUT afp | Die türkische Armee hat am Sonntag an der Grenze zu Syrien ein syrisches Kampfflugzeug abgeschossen. Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan bestätigte den Abschuss und drohte Syrien mit einer „heftigen Antwort“ bei einer Verletzung des türkischen Luftraums. Syrien verurteilte die Attacke.
„Unsere Antwort wird ab jetzt heftig sein, wenn ihr unseren Luftraum verletzt“, sagte Erdogan während einer Wahlkampfveranstaltung vor den Kommunalwahlen. Er beglückwünschte die Militärführung.
Auch Präsident Abdullah Gül gratulierte Generalstabschef Necdet Özel in einem Telefonat. „Die Türkei habe ihre Entschlossenheit demonstriert, ihre Grenze zu schützen“, zitierten Medienberichte Gül. Parlamentspräsident Cemil Cicek erklärte, die Türkei habe von ihrem Recht gemäß internationalen Normen Gebrauch gemacht. Syrien warf der Türkei nach dem Abschuss dagegen eine „schamlose Aggression“ vor.
Türkische Medien berichteten, die Armee habe die Piloten von zwei syrischen Kampfjets, die sich der Grenze genähert hätten, aufgefordert abzudrehen. Einer der Piloten habe die Warnung jedoch ignoriert. Daraufhin seien türkische F-16-Kampfjets aufgestiegen und es sei zu dem Abschuss gekommen.
Die Maschine habe Angriffe auf Rebellen in der syrischen Provinz Latakia geflogen, die einen Grenzposten hätten einnehmen wollen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mit. „Die Maschine fing Feuer, bevor sie auf syrischem Gebiet niederging.“
Die Berichte sind schwer zu überprüfen
Den Angaben zufolge dauerten die Kämpfe zwischen syrischen Regierungstruppen und Rebellen um einen Grenzposten bei Kassab an der syrisch-türkischen Grenze am Sonntag an. Die Beobachtungsstelle stützt sich in ihren Berichten auf ein Netzwerk von Informanten in Syriern; ihre Angaben sind von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.
Im Zuge des Bürgerkriegs in Syrien war es in den vergangenen Jahren im Grenzgebiet immer wieder zu feindseligen Zwischenfällen zwischen der türkischen und der syrischen Luftwaffe gekommen.
Mitte Oktober 2012 drängte ein türkisches Kampfflugzeug einen syrischen Kampfhubschrauber ab, der sich der Grenze genähert hatte, um Rebellenstellungen zu attackieren; im Juni desselben Jahres schoss Syrien einen türkischen Kampfjet im syrischen Luftraum über dem Mittelmeer ab.
Wegen einer möglichen Bedrohung durch Luftangriffe und Beschuss aus Syrien hat die NATO auf Bitten Ankaras Patriot-Luftabwehrsysteme in der Türkei stationiert. An dem Einsatz ist neben den USA und den Niederlanden auch Deutschland mit bis zu 400 Bundeswehrsoldaten beteiligt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren