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Einsturz der Kleiderfabrik in BangladeschKleingeld für die Opfer

Mit einem Fonds wollten die Textilfirmen die Opfer des Fabrikeinsturzes entschädigen. Bisher ist nur ein Achtel des nötigen Geldes eingegangen.

Eine Opferangehörige im Mai 2013 an der Einsturzstelle. Bild: dpa

BERLIN taz | Fast ein Jahr nach dem verheerenden Einsturz eines Fabrikgebäudes in Bangladesch warten die Hunderte Opfer noch immer auf Entschädigung. Die sollte es gebündelt geben: aus einem Fonds, in den die betroffenen internationalen Textilfirmen einzahlen, verwaltet von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) der UN.

Doch bisher hat sich wenig getan. Zwar hat ein knappes Dutzend Firmen eingezahlt, doch ist nicht einmal annähernd genug Geld zusammengekommen.

Im April vergangenen Jahres war das Rana Plaza in einer Kleinstadt in Bangladesch eingestürzt. Auf sechs der acht Stockwerke befanden sich Textilfabriken, die für zahlreiche internationale Firmen Kleidung herstellen. Von den 3.600 ArbeiterInnen starben 1.129. Von den Überlebenden wurden viele mit Notamputationen befreit, andere erlitten schwere Verletzungen. Die meisten sind traumatisiert.

Während die Regierung die Behandlungskosten für viele der Opfer übernahm und einzelne Firmen recht willkürliche Lohnfortzahlungen ankündigten, sind bisher noch keine Entschädigungen gezahlt worden. Im September vergangenen Jahres gründeten die Regierung von Bangladesch, örtliche und internationale Textilfirmen und Gewerkschaften ein Kommittee, um sich um diese Frage zu kümmern.

Anonyme Spenden

Gut drei Monate später gab die Kommission bekannt, einen gemeinsamen Entschädigungsfonds einrichten zu wollen, der sich um alle 3.600 Opfer des Einsturzes kümmern sollte. Treuhänder des Fonds werde die ILO sein und die Entschädigungen nach ILO-Richtlinien berechnen. Insgesamt würden für den Fonds 40 Millionen Dollar gebraucht, hieß es damals. Der Fonds nimmt Spenden von allen an, auch anonyme. Auf einer Website werden alle Spender genannt, die öffentlich einzahlen.

Öffentlich bekannt ist bisher, dass sieben Firmen eingezahlt haben, darunter Mango, Inditex – der auch die Marke Zara gehört – oder die kanadische Firma Loblaw. Am Montag wurde außerdem bekannt, dass auch der britische Discounter Primark eine Million Dollar einzahlen wird. Zudem haben drei Firmen eingezahlt, die nicht öffentlich genannt werden wollen. Doch kaum ein Unternehmen nennt die Höhe der Spende öffentlich.

Knausrige Firmen

Unter den Firmen, die nicht öffentlich ihre Einzahlung bekannt geben wollen, ist auch Kik. Es gebe eine Vereinbarung mit anderen Unternehmen, die eingezahlt haben oder erwägen, dies zu tun, die Höhe nicht zu verraten, erklärte Kik-Sprecher Joachim Klähn. Warum es diese Vereinbarung gibt, sagte er nicht.

Ein Grund könnte sein, dass die Firmen knausern. Dem Guardian zufolge sind bislang weniger als 6 Millionen Dollar zusammengekommen, also knapp ein Achtel der notwendigen Summe. Darin enthalten sind bereits das Geld von Primark sowie 500.000 Dollar von C & A. Die restlichen neun Firmen, darunter auch Kik, haben somit insgesamt 4,5 Millionen Dollar eingezahlt.

Während die ILO die Summe nicht kommentieren wollte, kommt von der Kampagne für Saubere Kleidung deutliche Kritik. „Die Unternehmen müssen jeweils mehrere Millionen Dollar zahlen – nur so wird das Ziel von 40 Millionen Dollar erreicht werden können“, sagte Sprecherin Frauke Banse.

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1 Kommentar

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  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Die ILO sollte lieber für global verbindliche Arbeitsstandards sorgen. Dann wären solche Sammlungen nicht nötig. Wenn die Auftraggeber überall gleich viel zahlen müßten, könnten sie nicht einfach in ein billigeres Land ausweichen.