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Roma in EuropaDer Geruch der Armut

Roma sind eine sozial benachteiligte Gruppe. Wer dies außer Acht lässt, wird das Übel nur befördern. Wir müssen anders über Roma reden.

Ausgegrenzt: Am Stadtrand von Kosice in der Slowakei liegt Lunik IX, einer der größten Roma-Slums Europas. Bild: björn kietzmann

Roma stinken: Das ist in Osteuropa eine gängige Beleidigung, die schon kleinen Kindern den Schulbesuch zur Hölle machen kann. Wer gelernt hat, Minderheiten die fällige menschliche Wertschätzung zu erweisen, wird sich darüber empören.

Die Geschichte hat aber auch eine andere Seite. „Wir kriegen hier in unseren Hütten die Kleider nicht trocken“, sagt Elena, eine alleinerziehende Mutter, die mit ihren vier Kindern in einer verfallenen Hütte am Stadtrand von Cluj in Rumänien lebt. „Waschen können wir sie am Brunnen, aber trocknen können wir sie nicht.“ Und fügt hinzu: „Wenn ich den Kindern feuchte Sachen anziehe, dann werden sie krank.“

Roma sind – nicht nur in Osteuropa – zwei Übeln zugleich ausgesetzt: der Verachtung ihrer Mitmenschen und einer überkommenen Armut. Was gegen das eine Übel hilft, hilft nicht nur nicht gegen das andere, sondern befördert es zuweilen sogar.

Norbert Mappes-Niediek

Der Autor arbeitet seit Anfang der 1990er Jahre als freier Korrespondent für Südosteuropa. Er veröffentlichte 2012 „Arme Roma, böse Zigeuner" bei Ch. Links

Wer die Roma gegen die Verachtung in Schutz nimmt, wird den Hetzern antworten: Geruch ist eine Sinneswahrnehmung, die man nicht messen kann. Also hört auf, über etwas zu reden, das ihr nicht belegen könnt! Woher wollt ihr wissen, dass Roma oft stehlen?, fragen die Gutwilligen. Keine polizeiliche Statistik weist ethnische Gruppen gesondert aus! Roma – so wissen wir – sind nicht besser und nicht schlechter als andere, sie sind Menschen wie alle anderen auch.

Intakte Familien

In diesem Satz, so richtig er ist, sind allerdings die Bedingungen ausgeklammert, unter denen in Rumänien, Bulgarien, in der Slowakei oder in Serbien die meisten Roma leben müssen. Wer seine Kleider nicht waschen kann, fängt tatsächlich irgendwann zu riechen an. Es ist der Geruch der Armut, nicht der Geruch der Roma. In allen Slums auf der Welt und um sie herum gibt es auch Kriminalität.

Osteuropäische Roma-Quartiere machen da nur insofern eine Ausnahme, als die Gewaltkriminalität wegen der intakten Familienbindungen dort viel geringer ist als in südafrikanischen Townships oder brasilianischen Favelas. Die rassistischen Hetzer hätten gern eine Roma-Kriminalstatistik zur Hand, um beweisen zu können, dass „die Zigeuner“ viel häufiger stehlen als zum Beispiel „die Deutschen“. Die bekommen sie nicht, und das ist auch gut so. Aber dass „die Deutschen“ für „die Roma“ eine angemessene Vergleichsgruppe darstellen, zieht niemand in Zweifel.

Roma sind ein „Volk“, eine ethnische Gruppe, aber sie sind nicht nur das. In der Realität und auch im Begriff, den wir und sie sich davon machen, sind sie – anders als zum Beispiel „die Deutschen“ – zugleich eine soziale Gruppe, eine Schicht. Das sollten wir spätestens 2014 alle begriffen haben. In der Geschichte der Roma waren in den vergangenen 250 Jahren beide Aspekte, der ethnische und der soziale, immer präsent. Einmal war der eine stärker, dann wieder der andere.

Die Aufklärer betonten die Begabung jedes Menschen zur Vernunft und unterzogen die Zigeuner ungeachtet ihrer ethnischen Besonderheit einer strengen Erziehung und Assimilation. Die Romantiker dagegen betonten und betonen deren Andersartigkeit – den Volkscharakter. Manche Vertreter dieser Denkungsart loben den (übrigens steigenden) Analphabetismus von südosteuropäischen Roma folgerichtig als „schriftlose Kultur“. Was anders ist, denken sie, kann nicht schlecht sein.

Wir leben, wenn es um Roma geht, in ganz Europa seit dem Einsetzen der Roma-Nationalbewegung vor über 40 Jahren in einer romantischen Phase. Wir begreifen Roma als Volk und wenden gegen ihre Misere alle Mittel der Volksgruppenpolitik an: Anerkennung als nationale Minderheit, Unterstützung von Selbstorganisation und Selbstvertretung, Ächtung von Diskriminierung. Das passte gut zu den Debatten über Multikultur und Einwanderung, die zur gleichen Zeit an anderen Gegenständen geführt wurden. Dass Roma zugleich aber fast immer arm oder unmittelbar der Armut entkommen sind, blieb außer Acht.

Kampf statt Respekt

Minderheitenpolitik aber hilft nicht gegen Armut, sie kann sogar schaden. Wenn die Roma ein Volk sein wollen, liest man neuerdings in den Chaträumen, dann sollen sie ihre Verhältnisse gefälligst untereinander regeln. Niemand käme allerdings auf die Idee, etwa die Hartz-IV-Empfänger eine Vertretung bestimmen und ihre Verhältnisse untereinander regeln zu lassen. Armut gehört bekämpft, nicht respektiert. Armut verlangt nicht nach Autonomie, sondern nach rückstandsloser Integration.

In den südosteuropäischen Ländern, wo ethnische Minderheiten kollektive Rechte genießen, wählen die allermeisten Roma deshalb auch keine Roma als ihre Vertreter. Sie wissen: Minderheitenvertreter eignen sich schlecht als Kämpfer gegen die Armut. Minderheitenvertreter müssen beweisen, dass die von ihnen vertretene Gruppe zwar kulturell anders, aber nicht schlechter ist als die Mehrheit. Deshalb werden sie versucht sein, die Armut und deren Folgen herunterzuspielen. „Volk“ sein (und damit für viele auch: sich Roma und nicht „Zigeuner“ nennen) bürdet ihnen einen Anspruch auf, den sie nicht erfüllen können.

Die „anderen Bilder“, die Geschichten von Roma, die so gar nicht dem Klischee entsprechen, sind deshalb ambivalent. Jane Simon (33) kommt aus einer analphabetischen Roma-Familie. Sie hat es geschafft, sich davon zu lösen, und sagt in einem Roma-freundlichen Artikel der Bild-Zeitung: „Natürlich werfen die rumänischen Bettelbanden ein schlechtes Licht auf uns alle!“ Die Erfolgreichen unter den Roma zeigen der Mehrheitsgesellschaft: Seht her, wir sind wie ihr! Gebildet, gepflegt, erfolgreich, begütert vielleicht, eloquent. Die Mehrheit nimmt das zu gern auf und gibt zurück: Es geht ja, wenn man sich genügend anstrengt!

Das mag für Deutschland stimmen; für Rumänien, Bulgarien oder Mazedonien stimmt es definitiv nicht. „Bildung ist der Schlüssel zur Lösung der Probleme“, lautet das politische Mantra dazu. Aber eine Investition in Bildung muss man sich erst einmal leisten können. Wer nicht hoffen kann, für eine jahrzehntelange Schul- und Universitätskarriere mit einem guten Leben belohnt zu werden, der wird in Bildung auch nicht investieren. Der Zusammenhang von Bildung und gutem Leben ist in Osteuropa – und zwar nicht nur für Roma – zerrissen.

Wenn wir von den Roma nur als von einem Volk sprechen, ersparen wir es uns, von der Armut überhaupt zu reden. In Umfragen wird regelmäßig festgestellt, dass zwischen 20 und 30 Prozent der Deutschen keine Türken oder Afrikaner als Nachbarn haben wollen, aber um die 60 Prozent keine Roma. Wer eine Gruppe, die zu 90 Prozent aus Armen und Arbeitslosen besteht, mit einer verfassten, geschichteten Nation vergleicht, setzt sie einer unfairen und unsinnigen Konkurrenz aus. Am Ende werden die Leute sagen: Die Roma mögen ja ein Volk sein. Aber dann sind sie ein minderwertiges.

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46 Kommentare

 / 
  • I
    Irrlicht

    "...denn D kann definitiv nicht das 'Sozialamt' der EU oder Welt werden."

     

    Nur keine Sorge. Andere (ärmere) Länder nehmen wesentlich mehr Flüchtlinge auf als Deutschland:

    http://de.statista.com/statistik/daten/studie/12786/umfrage/aufnahmelaender-von-fluechtlingen/

    • S
      Sniffi
      @Irrlicht:

      @ Irrlicht

      Sie verlinken eine Statistik aus der hervorgeht, dass Deutschland von den +/- 190 Ländern der Erde an Platz drei der Flüchtlingsaufnehmer steht, und versehen das mit dem Hinweis, andere Länder nähmen mehr Flüchtlinge auf?

      Okay, Pakistan und Iran nehmen mehr auf und alle anderen weniger. Das bedeutet, dass erstmal alle anderen dran sind, insbesondere, da sich unter den Top 10 nicht ein weiteres Industrieland befindet.

    • G
      gast
      @Irrlicht:

      Die dann den Rettungsschirm in Anspruch nehmen ??????

  • B
    bruderbecks

    Jetzt mal kurz und knapp. Der Artikel hat mich sehr gefreut, weil er vor allem auch strukturelle Aspekte einbezieht, dadurch Tiefe gewinnt.

     

    Bin aber genervt von der Mehrzahl der Kommentare: Offensichtlich hat jede_r zweite Kommentator_in den Artikel nicht gelesen, weil gegen den Autor Behauptungen formuliert sind, die im Text schlicht nicht vorkommen. Die jetzt wiederzukäuen - keine Lust. Mein Tipp: Einfach mal mehr als die Überschrift und den ersten Satz lesen!

     

    Toller Artikel. Dankeschön!

    • @bruderbecks:

      Mappes-Niedick hat sicher anderswo schon gute Analysen und Kommentare verfasst, hier hat er sich aber offensichtlich vergallopiert und die Hauptthese seines Buches "Es gibt keine Roma-Problem sondern ein Armutsproblem" plötzlich ins Gegenteil gedreht?! Ich kann mir vorstellen, dass er selbst nicht glücklich über den Artikel ist.

  • G
    gast

    http://www.taz.de/!105347/

     

    Osteuropäische Roma im Ruhrgebiet

    „Die müssen weg, fertig“

     

    In der Hoffnung auf ein besseres Leben ziehen osteuropäische Roma ins Ruhrgebiet. Dort werden sie systematisch ausgebeutet und gehasst.

  • 1G
    1326 (Profil gelöscht)

    Ich dachte, die Woerter "Roma" und "Sinti" sind abgenutzt und wurde aus politisch korrekten Gruenden durch Rumänen" ersetzt.

     

    Diesmal bin ich schneller!

  • In den neuen EU-Ländern (auch Ungarn) ist jede Sinti + Roma Familie / Gruppe, der diese Länder gen „Westen“ verlässt - gerne gesehen – daher werden auch noch so viele EU Gelder den dortigen Rassismus eher weichspülen aber nicht generell verändern.

  • S
    SuR

    "Wir müssen anders über Roma reden."

    Die selbe Überschrift mit weitgehend gleichem Text erschien bereits am 1.04.2013 im "Freitag". Herr Mappes-Niediek redet seit dem Erscheinen seines Buches 2012 landauf, landab über Roma und was an den Vorurteilen richtig und was falsch ist. Da wird geholfen, die Gründe für den Geruch zu verstehen und im gleichen Atemzug folgt der Satz: "In allen Slums auf der Welt und um sie herum gibt es auch Kriminalität."

    Wer Romaerklärer als Freunde hat, braucht die Diffamierer nicht zu fürchten.

    • @SuR:

      Herr Mappes-Niediek hat ja nicht nur diverse Schriften zum südosteuropäischen Raum verfasst, sondern war auch schon mal UN-Sonderbeauftragter für das ehemalige Jugoslawien. Vielleicht hat der Mann ja einfach ein wenig Ahnung vom Thema? Zumindest mehr als manche, die hier meinen kommentieren zu müssen?

      • @Eine rechte Dummheit:

        Danach klingt es aber gar nicht, Sonderbeauftragter hin oder her. Das fängt schon an mit der Verwirrung, die er offenbar selbst gegenüber Begriffen wie "Volk", "Nation", "Ethnie" und "soziale Schicht" empfiindet, da herrscht begriffliches und gedankliches Chaos. Und es gibt durchaus Geisteswissenschaftler, die sich damit auseinandergesetzt haben, wie ethnische und soziale Identitäten und Kategorisierungen zusammenhängen.

  • U
    Ursula

    IM TV wurde über berichtet, dass die Anzahl der Diebstähle um das Romahaus, die zur Anzeige gebracht wurden, höher als die Anzahl der Bewohner ist.

    Zum Thema:

    Das Problem der Roma ist ein Problem der Länder Rumänien, Bulgarien, Ungarn- Es ist kein Problem Deutschlands.

    • I
      Irrlicht
      @Ursula:

      Sobald die Menschen hier leben, IST es unser Problem.

      Und es gilt immer noch "unschuldig, bis die schuld bewiesen ist" - auch für roma. die anzeigen allein sagen da null aus - das kann genauso an paranoiden Nachbarn liegen. Oder nicht. Man weiß es halt nicht, gell? Wie sieht's denn mit Verurteilungen aus?

  • T
    TMI

    "Roma sind ein „Volk“, eine ethnische Gruppe, aber sie sind nicht nur das. In der Realität und auch im Begriff, den wir und sie sich davon machen, sind sie – anders als zum Beispiel „die Deutschen“ – zugleich eine soziale Gruppe, eine Schicht.";

    "– anders als zum Beispiel „die Deutschen“ –"

    Was zu beweisen wäre ?!

     

    Im weltweiten Nationen-, Länder-Vergleich sind: "„die Deutschen“" sicherlich "eine [n.a. auch privilegierte] soziale Gruppe"! Und das bereits durch ein Sozialsystem, das sie sich gaben und das immer weiter von den verschiedensten Politikern, aus den unterschiedlichsten 'Gründen' unterminiert wird – und aktuell und nicht zuletzt auch durch die so genannte "Armut"-szuwanderung, die vielleicht nichts mit Ethnien oder Begrifflichkeiten wie: "Volk" zu tun haben mag, aber eben zu Diskussion zu stehen hat(!), denn D kann definitiv nicht das 'Sozialamt' der EU oder Welt werden.

  • Wie so des öfteren bei diesem Autor mal wieder deutlich zu kurz gedacht. "Die Erfolgreichen unter den Roma zeigen der Mehrheitsgesellschaft: Seht her, wir sind wie ihr!" - das stimmt so nicht, Romas, die es aus der Armut heraus schaffen, bezahlen diesen "Erfolg" oftmals mit einer Verleugnung ihrer ethnischen Herkunft, teilweise sogar durch Änderung ihres Namens. Viele Romas bleiben in erster Linie deswegen arm (bzw. werden es, gerade in Bezug auf die ehemaligen Ostblockstaaten), weil sie ALS ANGEHÖRIGE DER ROMA keine vernünftige Arbeit und keine Anerkennung durch die (rassistisch denkend und handelnde) Mehrheitsgesellschaft erhalten. Volk, Nation und Ethnie sind zudem keine beliebig gegeneinander austauschbaren Begriffe.

    • H
      Husmeister
      @Irma Kreiten:

      Anerkennung muß man sich verdienen und erarbeiten!

      • @Husmeister:

        Nein, Anerkennung muß man sich als Angehöriger einer Minderheit nicht verdienen. Anerkennung ist das, was man erhält, wenn man einen vernünftigen Gegenüber (aus der Mehrheitsgesellschaft) hat, der Potential, Motivation und bereits vollbrachte Leistungen "an-erkennt". Also beispielsweise, indem ein Arbeitgeber einem guten Zeugnis mit "Anerkennung" begegnet und daraufhin den Inhaber des Zeugnisses ungeachtet seines Namens, Wohnortes und seiner ethnischen Zugehörigkeit einstellt, anstatt mit "der ist ja ein Zigeuner und leistet doch nichts" die Tür zuzuschlagen. "An-Erkennung" ist damit das, was sich die Mehrheitsgesellschaft, und dazu gehören offenbar auch sie, als kognitive Leistung erarbeiten muß.

      • @Husmeister:

        Was berechtigt manche Menschen also, den Roma pauschal - allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu den Roma - jegliche Anerkennung zu verweigern?

  • MF
    Moderner Faschismus heute 2005 bis 2014-

    Kapital- und Sozial-Faschismus heute:

     

    "Das Kapital" der Bourgeoisie und Beamten-GroKo-Administration braucht die "Roma" für die Hackordnung der Armen untereinander! -

     

    Merke: Das stabilisiert den Kapitalismus und das "Hartz-IV"-Vollzugssystem, die Armutsrente (Sozialhilfe im Alter für lebenslange Erwerbsarbeit) und den Mini-"Mindestlohn" für Hochqualifizierte (flächendeckend ab 2017) in Deutschland! - die reale Diktatur der Finanz- und Monopolbourgeoisie.

  • F
    Fragender

    "Die rassistischen Hetzer hätten gern eine Roma-Kriminalstatistik zur Hand, um beweisen zu können, dass „die Zigeuner“ viel häufiger stehlen als zum Beispiel „die Deutschen“. Die bekommen sie nicht, und das ist auch gut so." Ich verstehe diesen Satz nicht – kann mir das jemand erklären? Was spräche gegen eine Statistik, die nachwiese, dass die Auffassung, "die Zigeuner" würden öfter stehlen als "die Deutschen" nicht anderes ist als ein rassistisches Vorurteil? Warum wollen die "Hetzer" so eine Statistik und deren Gegner nicht? Besteht etwa die Befürchtung, dass eine Statistik das Vorurteil bestätigen würde? Und: wer kann es ernsthaft für sinnvoll erachten ("und das ist auch gut so") in einer hoch emotionalen Debatte bewusst KEINE Fakten zu erheben? Geht's nur mir so oder ist dieser Satz irgendwie ein bisschen verrückt?

    • @Fragender:

      Eine derartige Statistik müßte berücksichtigen, daß offiziell gemessene Delinquenz (Wirtschaftskriminialität und politische Korruption geht in derartige Statistiken ja von vornherein nicht ein, hier zählt die gestohlene Handtasche und das demolierte Auto, bzw. wer sich einen guten Anwalt leisten kann, ist ebenfalls fein raus) in den unteren sozialen Schichten gehäuft auftritt. Um tatsächlich eine Aussage darüber machen zu können, ob bestimmte ethnische Gruppen mehr Probleme mit Recht und Gesetz haben als andere, müßte man zumindest diese sozialen Unterschiede mit einrechnen (besser noch sich fragen, welche Verstöße gegen Recht und Ordnung üblicherweise als "kriminell" registriert werden und welche nicht). Ein wirklicher, fairer Vergleich dürfte rassistische Hetzer allerdings nicht interessieren. Was den Autor hier angeht, ist dieser wohl in der Tat nicht imstande, die (voreingenommenen) Analyse-Raster solcher Statistiken auf sachliche Weise zu hinterfragen.

  • A
    Arne

    Bulgarien und Rumänien sind nicht deshalb in die EU gelangt, weil sie menschenwürdige Bildungsverhältnisse oder gar aureichende materielle Minderheitenrechte garantieren konnten, sondern weil sie, ähnlich wie die DDR, ein guter Absatzmarkt für westeuropäische, vor allen Dingen, westdeutsche Imprte sind.

    Die kapitalistische Internationale, auch EU genannt, ist nunmal eine totale Gehlkonstruktion, die in dieser Form, den Menschen, die in ihr leben (müssen) mehr schadet als nützt.

    Macht kaputt, was euch kaputt macht. Weg mit DIESER EU.

  • So gut dieser Artikel auch gemeint sein mag, er stimmt ein in das "linksintellekuelle" Mantra vom armen Opfervolk der Roma ein, das viele Zigeuner heute mehr fürchten als die "traditionelle" Diskriminierung. So wird in der taz ganz nebenbei das Klischee vom stinkenden, dummen Roma geprägt, der dazu verdammt ist, darauf zu warten, dass ihn der mitfühlende, deutsche Intellekt aus seinem Jammertal befreit. Roma-Individuen die die Frechheit besitzen, den zuständigen Meinungsführern zu Widersprechen werden hingegen namentlich als Verräter vorgeführt. Lieber Herr Mappes-Niediek, ich schätze ihre Balkanberichte, aber hier in Deutschland sollten sie mehr mit Zigeunern bzw. Roma und Sinti reden als nur über sie!

    • @janü:

      Dem stimme ich zu, vor allem Ihrem letzten Satz. Ein Herr Niedik hat vor etwas mehr als einem Jahr in der FR auch noch folgendes behauptet: "Was keiner sagen will: Es sind ausschließlich Roma, die als Asylbewerber vom Balkan kommen. Sie wollen aber nicht wirklich Asyl, sondern nur einen Platz zum Überwintern.". Auch damit werden rassistische Stereotypen in Deutschland beflügelt. Und auch hier: der Autor weiß, was "die Roma" wollen, offenbar ganz ohne Nachfrage und auch ohne Kenntnisnahme der Fakten: gesellschaftlicher Ausschluß politische Verfolgung auf dem Balkan.

      • HB
        Harald B.
        @Irma Kreiten:

        Frau Kreiten, nach dem Lesen ihrer Beiträge hier würde ich ihnen dringend raten, ihr Forschungen in der Paxis in Duisburg oder Dortmund (am besten in einem Nachbarhaus lebend) weiter zu studieren. Ich verspeche ihnen einen deutlichen Erkenntnisgewinn.

        • @Harald B.:

          Lieber Harald B., ich weiß schon, mit Fakten und logischen Argumenten hat man es in Ihrem Lager nicht so. Oder warum sind Sie mir die Begründung schuldig geblieben, warum eine ca. 100 000 Personen große tscherkessische Minderheit in Syrien ihrer Ansicht nach "eher Terroristen" als Kriegsopfer sind? Auf Ihre belehrenden Ratschläge kann ich gut verzichten, diese erübrigen sich auch schon von selbst, da ich bereits in einem Viertel mit Roma-Nachbbarn wohne (allerdings dann nicht in der EU, dort wurde es mir nämlich mit der rechten Besserwisserei und Faktenimmunität zu viel). Haben Sie eigentlich noch was anderes zu tun, als in der TAZ mit unbedarften Äußerungen und Diffamierungen über Ihnen gänzlich unbekannte Minderheiten herzuziehen?

          • @Irma Kreiten:

            Hi, ich habe nach dem Lesen deiner Kommentare den Eindruck, das Fakten und logische Argumente nicht so ihr Ding sind. Was haben den Tscherkessen in Syrien mit den Roma in Deutschland gemeinsam?

            • @hans hansen:

              Das war auf eine vorhergehende Auseinandersetzung mit Harald B. bezogen, der offenbar gerne über Minderheiten herzieht, ob nun über die Tscherkessen in Syrien oder die Roma in Deutschland- die Verbindung war da beheimatet gewesen, im Rassismus, namentlich in vorschnellen, stereotypenbelasteten und kenntnisfreien Äußerungen. Allerdings hätte sich der Zusammenhang bei entsprechendem Verständniswillen und genauerem Hinsehen auch bereits aus meinem vorigen Kommentar erschlossen.

          • HB
            Harald B.
            @Irma Kreiten:

            Verehrte Frau Kreiten, als Forscherin solte man ergebnisoffen sein, auch wenn das Ergebnis nicht mit dem eigenen Bild übereinstimmt. Bitte nicht weiter andere mit ihrem Tscherkessenproblem nerven.

            1. Ich habe nichts von der "tscherkessischen Minderheit in Syrien" geschrieben, sondern von tschetch. Islamisten, die dort kämpfen und Verbrechen begehen. Das kann man in ausländischen Medien und auch auf you tube verifizieren.

            2. Mit dem Romaproblem kenne ich mich etwas aus, nicht aus Dortmnund (das habe ich nur im tv gesehen), sondern aus eigener Erfahrung und von Freunden, über die Integrationsbemühungen in der Slowakei und in Rumänien. Ich habe in einem Land die Fehlschläge selbst gesehen und mit Einheimischen über Ursachen gesprochen.

            Ich empfehle ihnen auch eigenes Studium (you tube, Dortmund)- es erweitert die Sicht, das verspreche ich.

            • @Harald B.:

              Sie haben am 30.12.2013, 16:59 geschrieben:

              "@Irma Kreiten Frau Kreiten, Tscherkessische "Opfer" befinden sich in Syrien- ich würde die eher Terroristen nennen. Dieser Anschlag ist einer von vielen dieser Terroristen (einfach mal googeln)- kommen sie bitte nicht mit dem Geschwurbel von Minderheitenrechten, Anerkennung und Polarisierung." - Wenn Sie, werter Harald B., immer noch Tscherkessen und Tschetschenen nicht auseinanderhalten können, so liegt das sicher nicht an mir. So viel zu Ergebnisoffenheit, sich auskennen und "Bildern". Das "Tscherkessenproblem" ist nicht mein Problem, es ist Ihres.

              • HB
                Harald B.
                @Irma Kreiten:

                Frau Kreiten, ich weiß, die Wahrheit ist schwer zu ertragen: DEN ERSTEN SATZ hatten SIE geschrieben, ich habe es nur zitiert, um dann den Bogen zu den tschecht. Terroristen in Syrien zu bringen. Niemand hier interessiert das Tscherkessenproblem- das ist IHR Hobby. Hier geht es um ein anderes Thema.

                • @Harald B.:

                  Gut, dann ist eben hier der Link zu dem von Ihnen kommentierten TAZ-Artikel. Dort kann dann jeder des Lesens und Verstehens mächtige selbst nachprüfen, ob ich Sie korrekt zitiert habe oder nicht, wer hier von Tscherkessen in Syrien als "eher Terroristen" gesprochen und die Forderung nach einer vernünftigen Auseinandersetzung mit Minderheitenrechten, historischer Aufarbeitung und politischen Polarisierungsprozessen als "Geschwurbel" bezeichnet hat: http://www.taz.de/Weiterer-Selbstmordanschlag-in-Wolgograd/!130125/ . Die Wahrheit scheint aber in der Tat so schwer zu ertragen zu sein, daß sie auch dann noch nicht aktzeptiert wird,, wenn sie schwarz auf weiß und unverrückbar für jedermann im Internet zu lesen ist. Da hilf auch kein Bogen und Haken schlagen mehr.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Fakt ist: Die meisten Deutschen haben mit Zuwanderern ein Problem. Insbesondere mit den Roma. Statt die Probleme hierher zu verlagern, wäre es klüger, die Roma in ihren bisherigen Wohngebieten zu unterstützen. Dazu wäre eine Gemeinschaft, wie die EU, in vorderster Linie verpflichtet. Rumänien und Bulgarien sollen nur dann EU-Hilfe erhalten, wenn sie endlich ein vernünftiges Förderprogramm für ihre Minderheiten ausarbeiten.

    • @774 (Profil gelöscht):

      Und bitte noch ein Programm zur Bekämpfung des deutschen Rassismus der Mitte gleich mit dazu, wäre bitte nötig.

      • 7G
        774 (Profil gelöscht)
        @Irma Kreiten:

        Jeder Vorschlag, die Flüchtlinge in ihren Herkunfstländern zu belassen und ihnen dort zu helfen, wird als Rassismus aufgefaßt. Es dürfte auch dem größten Humanisten einleuchten, daß es sinnlos ist und kontraproduktiv, wenn soziale Probleme einfach nur verlagert werden.

         

        Die Multi-Kulti-Gesellschaft ist gescheitert. Und das hat nicht nur etwas mit Rassismus zu tun. Es gibt genügend Beispiele in Afrika, wo ethnische Sammelsurien zu Völkermord und Bürgerkriegen führen.

    • @774 (Profil gelöscht):

      @Anton Wagner: Und wie sähe denn dieses "vernünftige Förderprogramm" Ihrer Meinung nach aus? Insbesondere in Anbetracht dessen, dass in diesen Ländern auch schon die normale Bevölkerung gerade so am Existenzminimum lebt und einfach kein Geld für spezielle Roma-Förderprogramme da ist.

      • 7G
        774 (Profil gelöscht)
        @XXX:

        Die Ausarbeitung eines Förderprogrammes würde ja noch kein Geld kosten. Das Förderprogramm an sich soll die EU-finanzieren, sofern Deutschland nicht lieber die Roma aufnehmen will.

        • T
          TMI
          @774 (Profil gelöscht):

          "Die Ausarbeitung eines Förderprogrammes würde ja noch kein Geld kosten."

           

          Echt?! Dann frag ich (mich), warum z.B. allein die Administrationskosten in D oder anderen Ländern so exorbitant hoch sind, oder dachten Sie dabei an ausgelaugte 'Ehrenamtliche', die da mal ein paar Fotokopien zusammentackern, in denen nix ernst gemeintes steht, ausser einer aktuellen Bankverbindung?

           

          Es sollte sich eigentlich inzwischen rumgesprochen haben, dass die EU bereits vor Jahren begann für derlei "Förderprogramm"-e inzwischen auf exorbitante Summen kulminierte Millionen-Beträge an die jeweiligen Staatsregierungen der hier in Rede stehenden Länder zu überweisen – jetzt raten Sie mal, warum das eher nix brachte; oder warten Sie auf entsprechend Beiträge z.B. auch der tendenziösen D-Presse, die aus den unterschiedlichsten, 'überparteilichen' und pc-Gründen nicht darüber berichtet, sondern sich auch aktuell wieder bis zum Abwinken über den vorgeblichen Vollpfosten aus Bayern ausläßt und die Bedenken der Einwohner in D pauschal als 'Fremdenfeindlichkeit' anprangert!

          Und Sie meinen, D sollte jetzt eventuell auch noch doppelt und dreifach zahlen?

        • G
          gast
          @774 (Profil gelöscht):

          Und woher hat die EU das Geld um so etwas zu finanzieren ? Na klar, auch aus deutschen Steuergeldern.

          • 7G
            774 (Profil gelöscht)
            @gast:

            Na, dann müßt ihr halt die Roma nach Deutschland lassen.

  • J
    Joe

    Danke, das ist der beste Artikel, den ich seit langem in der TAZ gelesen habe. Ich habe in Neukölln keine Probleme mit Roma. Die Kinder bereichern das Stadtbild und werden sich nach und nach an ihr Umfeld anpassen.

    • E
      EOJ
      @Joe:

      Das war jetzt satirisch gemeint oder?