Facebook entfernt Enthauptungsvideo: Stillen verboten, Gewalt erlaubt
Ein Gewaltvideo hat Facebook harsche Kritik eingebracht. Künftig will das Online-Netzwerk die Veröffentlichung drastischer Inhalte umsichtiger prüfen.
SAN FRANCISCO/BERLIN taz/afp | Nach heftigen Protesten hat Facebook ein Enthauptungsvideo von seinen Seiten entfernt. Das Video sei in der Nacht zum Mittwoch gelöscht worden, weil es „in unangemessener Weise“ Gewalt verherrliche, erklärten die Betreiber des sozialen Netzwerks der AFP. Die Entscheidung sei jedoch nicht als Reaktion auf die Proteste erfolgt, sondern auf Grundlage der geltenden Benutzerrichtlinien.
Grundsätzlich würden Videos mit gewalttätigem Inhalt künftig genauer überprüft und gegebenenfalls entfernt, kündigte das Unternehmen an. In den Richtlinien von Facebook sind solche Darstellungen allerdings nur ausdrücklich verboten, wenn sie einem „sadistischen Vergnügen“ dienen.
Facebook hatte im Mai 2013 eine Sperre für Gewaltvideos eingeführt, nachdem sich Nutzer der Plattform darüber beschwert hatten, dass derlei Bilder zu dauerhaften psychischen Schäden bei den Betrachtern führen könnten. Am Montag gab das Unternehmen jedoch die Rücknahme der Entscheidung mit der Begründung bekannt, die Internetseite diene dem Austausch über das Weltgeschehen, wozu auch Terrorangriffe und Menschenrechtsverstöße gehörten.
Der britische Premierminister David Cameron bezeichnete die Aufhebung der Sperre ohne entsprechende Warnhinweise als verantwortungslos. Die Zeitung Guardian kritisierte, das Bilder von Schwangeren beim Stillen gelöscht würden, wenn die ganze weilbiche Brust zu sehen sei, Enthauptungsvideos aber nicht.
Warnhinweise sollen helfen
Facebook verteidigte die Kehrtwende. Den Nutzern sei daran gelegen, auch auf Menschenrechtsverletzungen oder andere Gewalttaten hinzuweisen. Wer solche Inhalte auf Facebook verbreite, tue dies oft, um die Taten zu verurteilen. „Falls sie aus Sadismus oder zur Gewaltverherrlichung geteilt werden, entfernt Facebook sie“, hieß es in der Erklärung weiter. Zudem werde die Einführung von Warnhinweisen geprüft.
Auch das später entfernte Enthauptungsvideo war nachträglich mit einem solchen Hinweis versehen worden, wie aus Screenshots hervorgeht, die unter anderem von der BBC veröffentlicht wurden. Zunächst hatte es jedoch keine Warnhinweise, was Stephen Balkam, Vorsitzender des Family Online Safety Institutes in einem BBC-Interview kritisierte.
Facebook hat nach eigenen Angaben weltweit mehr als eine Milliarde Nutzer. Wegen des Umgangs mit deren persönlichen Daten steht das Unternehmen seit Langem in der Kritik.
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