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Flüchtlingsunglück vor LampedusaWer kein Geld hat, kann nicht fliehen

Mehr Entwicklungshilfe wird die Migration nach Europa nicht stoppen. Denn es sind nicht die Ärmsten der Welt, die flüchten, sondern die untere Mittelschicht.

Auf der Suche nach einer besseren Zukunft: Flüchtling in Lampedusa. Bild: dpa

Die Taucher suchten im Schiffsrumpf vor der italienischen Insel Lampedusa noch nach den Leichen der ertrunkenen Flüchtlinge, als Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bereits eine Lösung für das Drama wusste: mehr Entwicklungshilfe. Die wirtschaftliche Lage in den Herkunftsländern müsse so verbessert werden, dass „die Menschen schon keinen Grund haben, ihre Heimat zu verlassen“.

Auch andere Politiker verschiedener Fraktionen und der scheidende Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) brachten die Bedeutung wirtschaftlichen Fortschritts ins Spiel, um zu verhindern, dass das Mittelmeer vor Europas Küste zum Massengrab wird. Klingt ebenso human wie logisch, denn Deutschland gibt ohnehin weniger als die angestrebten 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.

Tatsächlich aber stammt die Mehrheit der Bootsflüchtlinge aus Ländern, mit denen gar keine Entwicklungszusammenarbeit möglich ist. „Die Forderung nach mehr Entwicklungshilfe ist eine Nebelkerze“, sagt Günter Burkhardt, Geschäftsführer von Pro Asyl. „Da wird Stimmung gemacht und suggeriert, dass die Flüchtlinge aus wirtschaftlichen Gründen kommen.“

Die EU-Grenzschutzagentur Frontex gibt an, dass die 31.000 Menschen, die allein in diesem Jahr über die zentrale Mittelmeerroute gekommen sind, größtenteils aus Eritrea, Somalia und Syrien stammen. Wobei die Syrer bereits in das in Chaos versinkende Ägypten geflohen sind und sich von dort über das Mittelmeer wagen. Somalia und Syrien kommen mangels staatlicher Strukturen und Bürgerkrieg nicht für Entwicklungshilfe infrage. Eritrea ist eine Diktatur, die ebenfalls nicht geeignet ist für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Die Ärmsten können gar nicht wandern

Doch selbst dort, wo Entwicklungshilfe möglich ist, ist der Ansatz wenig erfolgversprechend. Nach Krieg und Gewalt führen eben gerade nicht Hunger und Elend zur Migration nach Europa. Im Jahr 2012 kamen große Gruppen aus Tunesien, Algerien und Nigeria auf Lampedusa an – Länder, die nicht zu den ärmsten zählen. „Die ärmsten Menschen der Welt können gar nicht wandern, sie haben weder die Mittel noch die Kraft, auch nur 50 Kilometer weit zu kommen“, sagt Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn. „Es ist vor allem die untere Mittelschicht, die emigriert. Ihre Motivation ist eine ganz andere als bei den Ärmsten. Sie wollen ihr Glück woanders suchen, suchen für sich und ihre Kinder eine bessere Zukunft.“

Wirtschaftliche Entwicklung wird deshalb sogar dazu führen, dass der Migrationsdruck in die EU zu- und nicht abnimmt. Es lasse sich nicht belegen, dass Entwicklungszusammenarbeit die Zuwanderung verringere, schreibt die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung (OECD) 2007 in einer Studie. „In vielen Fällen hat steigendes Einkommen die Auswanderung noch beflügelt“, heißt es dort.

Zum einen können sich Auswanderungswillige erst dann die Preise der Schlepper leisten, wenn ein gewisses Niveau an Pro-Kopf-Einkommen erreicht ist. Auch dann, wenn sich eine ganze Großfamilie zusammentut. Zum anderen bringt wirtschaftliche Entwicklung trotz guter Wachstumsraten viele negative Effekte mit sich. „Steigender Wohlstand und Demokratisierung bedeuten oft zunächst Umbruch, große Instabilität und enorme soziale Ungleichheit. All das erhöht den Migrationsdruck“, sagt Messner.

Bei einem Pro-Kopf-Einkommen unter 1.500 US-Dollar pro Jahr ist die Auswanderungsrate – es sei denn, es besteht ein Konflikt – sehr gering. Zwischen 1.500 und 8.000 US-Dollar pro Jahr ist sie dagegen am höchsten, schreibt der Schweizer Thinktank „Forum Außenpolitik“ in einer Studie. Danach nehme die Auswanderung wieder ab. Entsprechend ist der Migrationsdruck in sehr armen Ländern wie Jemen geringer als in vergleichsweise wohlhabenden wie Tunesien. „Die Idee, es seien vor allem die ,Hungrigen und Verzweifelten’, die auf der Suche nach Arbeit emigrieren, ist weitverbreitet, aber falsch“, so die Studie.

Kein Kriterium der Entwicklungshilfe

Gleichzeitig wird davor gewarnt, die Eindämmung der Migration zum Kriterium der Entwicklungshilfe zu machen. In der Schweiz spielt bei der Festlegung der Länder eine Rolle, ob die dortigen Behörden bereit sind, bei der Eindämmung der Migration zu kooperieren. Eine solche Politik würde dazu führen, dass nicht mehr die ärmsten Regionen im Fokus stehen, sondern die, aus denen die meisten Migranten stammen.

Für die ehemalige Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD ) steht deshalb vor allem eine neue europäische Flüchtlingspolitik als Konsequenz aus der Tragödie von Lampedusa im Vordergrund. „Es ist eine Schande, dass in den letzten Jahren Tausende von Menschen im Mittelmeer, im militärisch bestüberwachten Meer, unter den Augen der europäischen Öffentlichkeit umgekommen sind.“

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31 Kommentare

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  • M
    Mustafa

    Technisch ist es heute schon möglich die Straße von Sizilien so dicht zu machen, dass selbst eine Nussschale nicht durchkommt.

    Alles nur eine Frage der Zeit, bis diese Technik effektiv genutzt wird.

  • Die "Diktatur" in Eritrea besteht darin, die existenziellen Lebensbedingungen für Alle aufzubauen. Infrastruktur, Bildung, Grundnahrungsmittel, Wasser- und Stromversorgung. Das an Bodenschätzen reiche Eritrea fördert diese nach ihren eigenen Bedingungen und ist nicht, wie viele andere Staaten korumpierbar.

    So versucht man auf diese Weise, dass Land auszubluten um an die Rohstoffe zu kommen.

    Ist das demokratisch?

  • T2
    Teil 2

    Eine politische Antwort auf das Sterben im Mittelmeer muss die unterschiedlichen Motive und Schutzbedarfe der Betroffenen berücksichtigen und darf nicht so tun, als gehörten alle in eine Schublade, die man dann wahlweise mit "Flüchtlinge" oder "Wirtschaftsasylanten" beschriften kann.

    "Humanitäre Korridore" für Flüchtlinge kann man in der Form eröffnen, dass von UNHCR betreute Flüchtlinge im Wege des Resettlement übernommen werden (in Deutschland 300 Personen pro Jahr, in z.B. Australien 12.000).

    Arbeitsmigranten könnte man befristet eine Arbeitsmöglichkeit eröffnen, sie müssten sich aber verpflichten, nach einer bestimmten Zeit zurückzukehren, damit der/die Nächste kommen kann. Um das abzusichern, könnten sie verpflichtet werden, einen nennenswerten Anteil ihres Gehalts auf ein Sperrkonto einzuzahlen - Auszahlung erst nach Rückkehr in den Herkunftsstaat. Möglicherweise wäre das nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, aber das weiss man erst, wenn man es versucht hat.

  • T1
    Teil 1

    Einer Migrationsentscheidung können ganz verschiedene Motive zugrunde liegen, je nach Ausgangssituation. Bei Syrern ist es vermutlich der Bürgerkrieg, bei Ghanaern werden es häufiger wirtschaftliche Motive sein, letztlich ist es eine individuelle Entscheidung. Für die Auswahl des Zielorts der Migration gibt es ebenfalls verschiedene Motive. Ein Syrer kann im Libanon in Sicherheit sein, au0erdem ist er dann nicht weit von seiner Heimat weg. Vielleicht hat er aber Verwandte in Deutschland und will deshalb hierher kommen. Der Ghanaer, der in Libyen einen Job gesucht und gefunden hat, ist dort vielleicht nicht mehr sicher, deshalb muss er das Land verlassen. Er könnte zwar nach Ghana zurück, aber er will ja arbeiten, deshalb migriert er nach Europa. Auf den Schiffen können daher ganz unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlichen Motiven unterwegs sein. UNHCR spricht von mixed migration flows, aber auch das greift zu kurz, weil das "mixed" bis in die Köpfe hineinreicht. Mit der klassischen Unterscheidung, ob ein Schutzbedarf bei dem Betroffenen besteht oder nicht, kann man zwar die Betroffenen in Flüchtlinge (im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention) oder sonst Schutzbedürftige einerseits und Nicht-Schutzbedürftige andererseits unterscheiden. Aber auch die Nicht-Schutzbedürftigen haben ein Recht auf eine anständige Behandlung und insbesondere darauf, dass man nicht tatenlos zusieht, wie sie im Mittelmeer ertrinken.

  • S
    Stefan

    Auswanderung kostet zunächst einmal eine Investition. Die Investition muss gespart werden oder durch Schulden finanziert werden. Schulden sind zurück zu zahlen, und das erklärt auch die Arbeitsmotivation in der informellen Arbeitswelt ohne sozialen & rechtlichen Schutz zu arbeiten. Wenn die Arbeitsaufnahme im Einwanderungsland zum Familieneinkommen beiträgt, dann wird hier eben auch für die Versorgung der Alten, Frauen und Kinder mit gearbeitet. Der "Wirtschaftsflüchtling" ist eigentlich ein guter verantwortungsvoller Mensch.

     

    Das Wirtschaftswachstum wirkt sich in armen Ländern zunächst positiv im Auswanderungssaldo aus, weil die Lohnunterschiede zwischen den Staaten sehr groß sind. Wir kennen aber eine Reihe von Staaten z.B. Thailand, Taiwan,... bei denen das Wachstum am Anfang die Auswanderung hochzog und danach verflachte.

     

    Mehr Geld in die Entwicklungshilfe hilft nicht unbedingt weiter, sondern wir sollten die Entwicklungshife zurückfahren, die eigentlich Außenwirtschaftsförderung für heimische Unternehmen sind.

     

    Ohne mehr Steuergelder aufzuwenden, können wir uns für fairen Handel in der WTO einsetzen, d.h. wir statten NGO's und Auswanderungsregionen mit Anhörungsrechten und Veto-Rechten aus bei Welthandelsrunden.

  • Der Artikel ist lobenswert, wenn man die Fakten betrachtet, doch leider geht der O-Ton im Laufe des Artikels irgendwie verloren und das lässt sich an den Kommentaren gut erkennen.

    Die meisten Boatpeople sind eben keine Wirtschaftsflüchtlinge, sondern politische. Das wird schon durch den Titel nicht deutlich und des dürfte unerheblich sein, welcher Einkommensklasse die Flüchtlinge entstammen, denn die statistische Erhebung darüber stützt nur die These der Flucht aus wirtschaftl. Erwägungen.

     

    "Da wird Stimmung gemacht und suggeriert, dass die Flüchtlinge aus wirtschaftlichen Gründen kommen.“

     

    Der wichtigste Aspekt wird im

    Artikel zur Randnotiz.

    • K
      Klaus
      @lions:

      Der Interviewte der aus Ghana der ehemaliger Gastarbeiter in Nordafrika war und nur deshalb nicht nach Ghana will, weil er seine Geschwister finanziell unterstützen möchte, ist aber meines Erachtens ein Wirtschaftsflüchtling. Seine Motivation herzukommen mag nicht wirtschaftlich sein, aber seine motivation hier zu bleiben schon.

      • @Klaus:

        Ich beziehe mich auf Flüchtlinge aus Eritrea, Somalia und Syrien.

        Für Sie noch mal den ganzen Absatz:

         

        "Tatsächlich aber stammt die Mehrheit der Bootsflüchtlinge aus Ländern, mit denen gar keine Entwicklungszusammenarbeit möglich ist. „Die Forderung nach mehr Entwicklungshilfe ist eine Nebelkerze“, sagt Günter Burkhardt, Geschäftsführer von Pro Asyl. „Da wird Stimmung gemacht und suggeriert, dass die Flüchtlinge aus wirtschaftlichen Gründen kommen.“

  • G
    gast

    Die Entwicklungshilfegelder verschwinden leider meist in der Regierungsriege.

    Es müssten um den Menschen wirklich helfen zu können dafür kontrollierte Hilfe gegeben, das jedes Kind Schulbildung bekommt, das es nicht tausende Straßenkinder gibt, das Waisenkinder ein Dach über dem Kopf haben und Schulbildung bekommen, es müsste Häuser geben wo die durch permanente Kriege vergewaltigten Frauen und Mädchen unterkommen, es sollte Direkthilfe geben durch Kleinkredite, das sich die Menschen selbständig machen können.

     

    Es gibt Länder in Afrika die nennen sich Demokratie (um an Entwicklungshilfegelder zu kommen) nur weil sie angeblich "freie" Wahlen veranstalten. Der Rest hat mit Demokratie rein gar nichts zu tun, sondern Verbot von Meinungsäußerung, Verfolgung und Ermordung von Journalisten, Menschenrechtlern und Demonstranten.

     

    Solche Länder dürften keinerlei Gelder aus dem Ausland erhalten. Außerdem ist die sog. Entwicklungshilfe keine Aktion der Nächstenliebe, sondern wirtschaftliche Interessen im Vordergrund, hat Niebel selbst so gesagt.

  • K
    Klaus

    Stärkere Kontrollen erhohen die Kosten für die Flucht. So kann die Wirtschaftskraft Afrikas steigen, ohne das die Zuwanderung der für weiteren Fortschritt notwendigen Bevölkerungsteile zunimmt.

     

    Eigendlich doch zwei gute Ziele oder?

  • M
    Mittelschicht

    Vielleicht sollte erst einmal die dumme Definition der „Mittelschicht“ aus den VSA gestrichen werden. Drüben wird (wie leider auch oft in der amerikanisierten Presse bei uns) jeder Arbeitnehmer mit einem halbwegs geregelten Einkommen in die Kategorie „Mittelschicht“ gesteckt, damit die Leute sich besser fühlen. Das ist aber nicht sachdienlich. Tatsächlich gibt es einige wichtige Unterscheidungsmerkmale zwischen der Unterschicht und Mittelschicht (egal ob untere oder was auch immer). Eines der wichtigsten Merkmale ist die wirtschaftliche Unabhängigkeit. Wer sich seine Arbeit frei suchen und auswählen kann, und das ohne Abstriche vom Lebensstandard über ein Jahr oder mehr, zählt zur Mittelschicht. Gut bezahlte Akademiker gehören zu der Gruppe, aber auch einige wenige sehr erfolgreiche Handwerker. Die meisten Arbeiter und Angestellten müssen sich in der Regel sehr schnell einen neuen Arbeitsplatz suchen oder sie müssen den Gürtel enger schnallen und enden schließich beim Sozialamt. Die Mittelschicht aus Afrika kommt mit Visum per Flugzeug nach Europa! Die bereiten uns keine Sorgen. Es sind mal wieder die Arbeitnehmer ohne großes Einkommen aus der Unterschicht, die absaufen.

  • J
    jonesi

    Na, jetzt wird doch einmal etwas Licht ins Dunkle gebracht! Alle Gutmenschen erzählen etwas von Menschen, die alle aus bitterster Armut fliehen! Stimmt aber gar nicht.

    Ich habe mich auch immer gewundert, wieso Menschen, die angeblich aus armen Verhältnissen kommen, über die trotz allem guten Verhältnisse der Unterbringung in Europa meckern. Jeder wirklich arme Flüchtling wäre froh!

     

    Ein hier bei den Kommentaren schon erwähnter wichtiger Punkt: Wenn wir alle diese Flüchtlinge aufnähmen, entzögen wir den Afrikanern auf Dauer ihre "Elite". Zurückbleiben die, die aufgrund ihrer Bildung ihren Ländern nicht helfen können...

  • Wer wirklich helfen will, der muss den Kriegsherren und Korrupten Afrikas ihre Milliardenkonten sperren.

    Es ist nötig, immer wieder darauf hinzuweisen, daß die "Bootsflüchtlinge" tatsächlich nicht die Ärmsten dieser Länder sind, sondern wendige Angehörige der Mittel- und Oberschichten. Nur sie können die abertausende Euro an die Schlepper zahlen. Die meisten kommen mit aktuellen Handies an, um Brückenköpfe für den Nachzug ihrer Sippe zu bilden. Die wenigen Alten, Frauen und Kinder sind bestenfalls "lebende Schutzschilde" gegen die sofortige Ausweisung oder eine Schlechterstellung in den Auffanglagern.

    • AJ
      Andreas J
      @tokkath:

      Aua! Die afrikanische Oberschicht kommt mit dem Flugzeug und hat überhaupt keine Probleme nach Europa einzureisen.Was untere Mittelschicht in Afrika bedeutet, wirst du sicherlich auch nicht wissen, Dein Kommentar zeugt nur von deinen Vorurteilen.Die Klappe aufreißen und von nix eine Ahnung haben.

    • Z
      zensiert
      @tokkath:

      sei du froh, dass deine "SIPPE" und du nicht in derartigen situationen sind

    • G
      gast
      @tokkath:

      Welche Behauptungen werden hier in den Raum gestellt ? Wieso denken Sie das nur Afrika Bevölkerung flieht und davon die Mittel und Oberschicht, oder das man Kinder und Alte als Schutz gegen Abschiebung verwende.

       

      Das sind unglaubliche Behauptungen und zeigen wie so oft was vorgeplappert wird, wird nachgeplappert. Man kennt ja die Verbreitung von Behauptungen, um Flüchtlinge fern zu halten.

       

      Dagegen schreiben Sie nicht, das Tausende aus Syrien einreisen können und die werden dann vom deutschen Staat versorgt mit allem (Wohnung, Kindergeld, Sozialhilfe, Arbeitserlaubnis) während die Schwarzen in Lager untergebracht werden, nicht arbeiten dürfen und Fresspakete bekommen (Zeug das ich nicht essen möchte weil Billigstware und nicht gut schmeckt).

       

      Dann soll man die Leute, die angeblich nur wegen Arbeit flüchten als Arbeitsmigranten einreisen lassen und ist es nur Hilfsarbeit, ist immer noch besser als keine Arbeit zu haben und darum nicht im Heimatland die Familie unterstützen zu können.

  • "[...] denn Deutschland [gemeint vermutlich der dt. Staat] gibt ohnehin weniger als die angestrebten 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus"

     

    Dann zählen sie noch folgendes dazu:

     

    * Steuernachlässe wegen Spenden an Entwicklungshilfe: In dt. kann man wenn man Spendet (zb Brot für die Welt) das von der Steuer abziehen. Das ist dann aber so, als wenn der Staat ein Teil mit spendet. Da vom Spendenvolumen vor allem wohlhabende Spenden, und ein Abzug vom Grenzsteuersatz abgeht, nicht vom Durchschnittssteuersatz, ist etwa die Hälfte Staatlich. Wenn statt der Abzugsfähigkeit der Staat zu jeder Spende den Betrag aufstocken würde, dann würde das als staatl. Unterstützung gelten. Andere Staaten machen das übrigens so.

     

    * Sämtliche dt. Anteile an EU-Unterstützung für die EU-Mitgliedsstaaten Rumänien und Bulgarien sind ebenfalls als Entwicklungshilfe zu werten. Das BIP pro Kopf dort ist geringer als in Mexiko (!); nur weil die EU anders als die USA „ihr Mexiko“ mit in seinen Bund aufgenommen hat, heißt das nicht das die Unterstützung nicht als Entwicklungshilfe zu werten ist. Gleiches gilt für Unterstützung an östliche Nicht-EU Staaten (Ukraine etc.), auch wenn diese nach total veralteten Maßstäben als „Industriestaaten“ gelten. Der Lebensstandart spiegelt dass nicht wieder, dazu reicht der Vergleich mit Staaten Lateinamerikas, wo entsprechende Unterstützung als Entwicklungshilfe gelten würde.

     

    Dann erhöht sich der Anteil am BIP deutlich. Ob über 0,7% weiß ich nicht. Aber die offizielle Zahl nach Kriterien der UNO, lässt sowohl die Inner-EU-Entwicklungshilfe unter den Tisch fallen, als auch die dt. Subvention von Entwicklungshilfespenden im Steuersystem.

  • 1G
    1896 (Profil gelöscht)

    Natürlich wird anfängliche Entwicklungshilfe erst dazu führen dass mehr Flüchtlinge kommen als zuvor.

    Aber das liegt hauptsächlich daran, dass derzeit im Vergleich zu dem was angebracht ist und dem was wir leisten können faktisch nichts tun.

    Und ebenso rechtfertigt es nichts unsere Bemühungen noch weiter zu drosseln, denn wer sind wir bitte uns anzumaßen den ärmsten nicht weiter zu helfen weil sie, für den Fall dass das bisschen Hilfe auch was bringt, in die untere Mittelschicht aufsteigen und dann zu uns flüchten.

     

    In unserem Boot ist noch mehr als genügend Platz!

    • DN
      Dr. No
      @1896 (Profil gelöscht):

      Das Boot wird absaufen, unterg Garantie.

      Die Kommunen schreien schon um Hilfe, aber leider werden sie weder von Land noch Bund gehört.

      Träumen Sie weiter Ihren privaten Traum.

  • Das Prokopfeinkommen ist ganzt irrelevant, wenn die Familie, die riesig sein kann, fuer den hoffnungsfrohen Nachwuchs zusammenlegt, in der Erwartung, dass er sie dann von Europa aus beschenkt. Solche Leute koennen kaum ein Scheitern zugeben und schon deshalb nicht zurueck, aber ist das ein Fluchtgrund? Es ist alles sehr viel schrecklicher und wir koennen auch daran nichts aendern. Das Asylrecht ist fuer diese Probldeme vollkommen untauglich und nur ein westliches Theaterspiel. Vor allem wenn dem netten Asylrecht an Land eine vorherige illegale Immigration auf See gegenuebersteht. Die extraterritoriale Wirkung eines vollkommen verlogenen unmoeglichen Zustandes. Wir machen uns nur etwas vor! Wie beim Tierschutz geht es nicht um die Menschen, sondern nur um das eigene Wohlbefinden. Wir sollten uns klarma chen, dass die internationale Wirklichkeit einen ganz andere ist.

  • W
    Wolfgang

    Die Befreiungsbewegung steht am Neuanfang ihrer historischen Aufgabe. Notwendig wäre eine Neuauflage der nationalen und sozialen Befreiungsbewegung in den Herkunftsländern und Regionen. Eine Emanzipationsbewegung gegen nationale und imperialistische Ausbeutung, gegen die sozialökonomische und gesellschaftspolitische Rechtlosigkeit, für die national arabisch-afrikanische Selbständigkeit und die Beseitigung der ökonomischen Ausbeutung. Die Beseitigung der Unterwerfung und Abhängigkeit vom europäisch-arabisch-asistisch-nordamerikanischen Imperialismus.

     

    Dazu gehört auch die gleichberechtigte Aufteilung und dauerhafte Verteilung des Reichtums Saudi-Arabiens und Katars sowie der VAE auf die arabischen Völker und Regionen.

     

    Die Aufgabe ist die Sicherung der nationalen und sozial-ökonomisch-ökologischen Grundinteressen der werktätigen Völker, Klassen und Schichten Afrikas: Die Nationalisierung aller Bodenschätze und Rohstoffe, der ausländischen Industrien und Konzerne, auch gegen den NATO-CIA-BND-EU-Widerstand des europäisch-amerikanischen Finanz- und Monopolkapitals, gegen deren Monopolbourgeoisie und Administrationen. Dies wäre ein erster Anfang zur Emanzipation und für ein Ende der Fluchtbewegung, die keine Lösung ist ...

  • Das klingt immer so, als wenn die Verantwortung für Demokratie und Antikorruption in bspw. Afrika komplett im "pöhsen Westen" liegt. Ist denn schon abzusehen, wie lange es noch ungefähr dauern wird, ab wann dort auch mal ein Quentchen Eigenverantwortung zu erwarten sein darf?

    • Z
      zensiert
      @Lasse Einparkinson:

      achgottogott der arme arme westen, die armen armen firmen die in afrika investieren und milliardengewinne machen, was können sie einem leid tun, mit ihrer humanitären ader, die sowas von garnicht korrupt ist, geradezu gutmenschentum verbreitet...

      denk ma klar nach, es gibt noch mehr als nur 2 schubladen, wo man seine vorurteile reintun kann!!

      • @zensiert:

        Und was heißt das jetzt? Daß bspw. die Bevölkerung Afrikas null Eigenverantwortung für ihre jeweiligen Länder hat? Und wenn die fiesen Konzerne da raus sind, wird dort alles gut?

        Wovon träumen sie denn des Nachts?

  • R
    reblek

    "Denn es sind nicht die Ärmsten der Welt, die flüchten, sondern die untere Mittelschicht." - Aha, "es sind die untere Mittelschicht, die flüchten".

  • Liebe Frau Mertins,

     

    Sie erwecken den Eindruck, als sei Migration aus der Dritten Welt nach Europa ein unabänderliches Schicksal. Dem ist meiner Meinung nach nicht so.

     

    Zwar gebe ich Ihnen recht, dass es eher die untere Mittelschicht ist als die Unterschicht, die flieht. Es ist vmtl. derselbe brain drain, den die DDR in den 50er Jahren zu erleiden hatte, als viele Fachkräfte in den Westen rübermachten. Das DDR-Regime baute daraufin den "antifaschistischen Schutzwall", u.a. die Berliner Mauer.

     

    Dies ist eindeutig keine gute Lösung! Leider scheint Frontex eine solche Lösung im Mittelmeer durchsetzen zu müssen. Besser wäre es, in den Ländern der Dritten Welt Bedingungen zu schaffen, die Fluchtanreize mindern:

    1. Muss der Westen endlich aufhören, in der Dritten Welt Kriege anzuzetteln. Die Kriegsflüchtlinge kommen sonst zu uns. Wo Frieden herrscht, entsteht weniger Auswanderungsdruck als unter Kriegsbedingungen.

    2. Muss das organisierte Schleppertum in den südlichen Mittelmeer-Anrainerstaaten effektiv bekämpft werden. In Libyen zwingt die bewaffnete Opposition bspw. mutwillig SchwarzafrikanerInnen zur Flucht.

    3. Muss es eine Demokratieentwicklung in vielen afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Ländern geben. Wo ein Diktator bspw. die Meinungsfreiheit unterdrückt, fühlt sich die intellektuelle Mittelschicht möglicherweise in die Flucht geschlagen.

    4. Muss die Korruption in den Drittweltländern effektiv bekämpft werden. Gerade mittelständische UnternehmerInnen dürfen nicht das Gefühl haben, das von ihnen erwirtschaftete Geld verschwinde in den Privatschatullen von PolitikerInnen.

     

    Soviel für heute von Ihrem

    Sondermann

  • Danke für diesen Artikel. Es ist dringend angezeigt, den teilweise abstrusen, hasserfüllten Argumentationslinien so weit irgend möglich mit Fakten zu begegnen.

  • K
    Klarsteller

    Der beste Artikel, den ich je in der taz gelesen habe.

    • DN
      Dr. No
      @Klarsteller:

      Dann lesen Sie die taz aber noch nicht lange, sonst würden Sie den Artikel anders einordnen.

      • K
        Klarsteller
        @Dr. No:

        Die taz habe ich zum ersten Mal gelesen, als du wahrscheinlich noch nicht in die Windeln geschissen hast.

        • DN
          Dr. No
          @Klarsteller:

          Na, wenn du da überhaupt schon lesen konntest. Deine Ausdrucksweise beim Schreiben lässt nicht darauf schließen.