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Debatte FemenNaiv und kontrolliert

Ines Kappert
Kommentar von Ines Kappert

Als hätte man's geahnt: Die barbusigen Aktivistinnen unterstanden einem Mann. Was bleibt noch von ihren Aktionen gegen Prostitution?

Femen auf dem Filmfestival in Venedig, inklusive der neuen Chefin (Mitte). Bild: dpa

T ja, diese nackten Frauenkörper, tausend Mal gesehen und noch immer eine Provokation. Taucht irgendwo in der Öffentlichkeit ein entblösster Busen auf, ist Aufregung vorprogrammiert und auch die Polizei läßt nicht lange auf sich warten. Voyeurismus und Exhibitionismus – sie sterben zuletzt.

Und sie sind zentraler Bestandteil einer Blickordnung, die das männliche Subjekt privilegiert und das weibliche zum Objekt herabwürdigt. Ein urfeministisches Thema. Femen setzte es erneut auf die Agenda. Die 2008 in der Ukraine gegründete Aktivistinnengruppe protestiert barbusig gegen „Prostitution, Patriarchat und Islamismus“ und sorgte mit ihren Störaktionen etwa bei Heidi Klums Topmodel Show für Medienwirbel.

Allerdings ist für die Vorherrschaft des männlich-dominanten Blicks nicht nur ein maskuliner Herrschaftsanspruch vonnöten, sondern auch die Kollaboration der betrachteten Frauen. Erst wenn Frauen Freude daran haben, sich dem entwürdigenden Blick auszusetzen und mit ihm zu „spielen“, funktioniert die patriarchale Ordnung reibungslos. Ungewollt haben Femen auch dieses Prinzip bestätigt.

Der auf dem Filmfestival in Venedig gezeigte Dokumentarfilm „Ukraine Is Not a Brothel. The Femen Story“ entzauberte sie nämlich als Mädchenkombo, in deren Hintergrund ein Mann bis vor kurzem die Fäden zog. Wiktor Swjatski wählte die Aktivistinnen alleine aus und legte Ort und Zeit der Interventionen fest. „Als er sich als Vater unseres neuen Feminismus präsentierte, haute mich diese mutige Erklärung um. (...) Da wir in einem Land geboren wurden, in dem Feminismus unbekannt war, akzeptierten wir in der besten patriarchalen Tradition, dass ein Mann die Kontrolle über uns übernahm.“ So erklärt die Aktivistin Inna Shevchenko im Guardian vom 5. September die Situation. Damit kann die Akte Femen geschlossen werden – oder warum sollte man weiter über die Pseudofeministinnen reden?

taz am Wochenende

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Weil sie als Phänomen interessant bleiben. Femen macht sichtbar, wie schlicht die Mainstreammedien international auf feministische Parolen und weibliche Nacktheit nach wie vor reagieren: Nackter Busen = Schlagzeile. Nackter Busen in Verbindung mit Männerkritik auf öffentlichen Plätzen = rohe Polizeigewalt und noch mehr Schlagzeilen. Je naiver und politisch unterkomplex die Aussagen der Protagonistinnen desto besser. Auch das bedient den gängigen Antifeminismus und verhindert, dass man sich ernsthaft mit Prostitution und Frauenhandel beschäftigen muss.

Krasse Geschichtsvergessenheit

Darüber hinaus zeigt Femen, wie wichtig Geschichtsvergessenheit für den medialen Erfolg von „feministischen“ Aktionen ist. Interventionen im öffentlichen Raum mit vollem Körpereinsatz haben in der feministischen Bewegungen eine lange Tradition. Valie Export etwa, die Grande Dame der Performance- und Videokunst, machte mit ihren spektakulären Auftritten im öffentlichen Raum immer wieder die Verflechtung von Voyeurismus und Exhibitionismus, von Privat und Öffentlichkeit, Kapitalismus und Individuum zum Thema. Zum Beispiel mit ihrem „Tapp-und Tastkino“.

Export stellte sich 1968 in eine Fußgängerzone, ihre nackten Brüste verdeckte nur ein nach vorne geöffneter Pappkarton. Sie lud alle männliche Passanten ein, ihren Busen zu begrabschen. Viele griffen zu. Und bemerkten häufig erst während ihres Tuns, dass etwas anders passierte als etwa im Bordell. Denn nicht nur die Frau, auch sie als zupackende Männer wurden nun dem öffentlichen Blick ausgesetzt. Der Voyeur wird zum Angeschauten, das Objekt der Begierde zur Regisseurin – und auch wieder nicht. Es bleibt ein Zwischending.

Die Aktion kann die Hierarchie nicht aushebeln, aber sie macht sie sichtbar. In der Psychologie wurde diese ausgestellte Ambivalenz als paradoxe Intervention bezeichnet: Man reproduziert das Kritisierte, verhält sich damit widersprüchlich zur kollektiven Erwartung und thematisiert so eingeschliffene, aber tabuisierte Machtstrukturen.

Der feine, große Unterschied

Der Unterschied vom „Tapp- und Tastkino“ von Valie Export und Femen ist: Exports Performances bedienen den chauvinistischen Voyeurismus nicht. Der Voyeur wird zum Angeschauten und Exports Brüste sind dem öffentlichen Blick entzogen, da von einem Karton umgeben. Bei den Aktionen von Femen indessen fehlte das Moment, das die Akteurinnen zu Regisseurinnen und die Öffentlichkeit zum Gegenstand der Diskussion macht. Die Aktivistinnen gerierten sich stattdessen als attraktiv, kratzbürstig und häufig als dumm, sie bedienten ein Frauenklischee mehr als dass sie es kritisierten. Und sie taten so, als wären sie die erste Frauengruppe, die sich gegen Prostitution wehrte. Auch diese Geschichtsvergessenheit folgt einer gängigen medialen, patriarchalen Logik.

Seit den 90ern greift die Populärkultur, wie die Kulturwissenschaftlerin Angela McRobbie es zuspitzt, Geschlechterthemen auf, entkleidet sie jedoch ihres sozialen und auch historischen Zusammenhangs. Auf diese Weise werden insbesondere junge Frauen als Zeichen des sozialen Wandels gefeiert – und gleichzeitig die feministischen Bewegungen entsorgt: „Undoing Feminism“. Wurden die Protagonistinnen von Femen je ernsthaft danach gefragt, wie sie die Prostitution in der Ukraine erleben oder nach Zahlen oder Entwicklungen? Oder warum sie den Begriff des Patriarchats in ihren Slogans so roh verwenden, wo er doch seit den 80ern höchst umstritten, wenn nicht gänzlich diskreditiert ist?

Nein, die Aufnahmen der Brüste waren den Medien und den MedienkonsumentInnen Aussage genug. Das einmal mehr gezeigt zu haben, ist das Verdienst von Femen. Dass sich die Gruppe jetzt auflöst, geht allerdings auch in Ordnung. Mehr als Fehler zu reinitiieren ist ihnen nicht gelungen, und das reicht nicht. Zumindest nicht, wenn es um mehr als Blitzlichtgewitter gehen soll, gar um Emanzipation.

In den letzten hundert Jahren haben FeministInnen extrem viel Wissen produziert, ob in der Kunst oder in der Politik. Ein wesentlicher Mechanismus, um männliche Dominanz abzusichern besteht darin, dieses Wissen vergessen zu machen. Femen so wie viele anderen Postfeministinnen haben das leider noch nicht begriffen.

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Ines Kappert
Gunda-Werner-Institut
leitet seit August 2015 das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung.   Mich interessiert, wer in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und wer privilegiert wird - und mit welcher kollektiven Begründung.   Themenschwerpunkte: Feminismus, Männlichkeitsentwürfe, Syrien, Geflüchtete ,TV-Serien.   Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft zu: "Der Mann in der Krise - oder: Konservative Kapitalismuskritik im kulturellen Mainstream" (transcript 2008).   Seit 2010 Lehrauftrag an der Universität St. Gallen.
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37 Kommentare

 / 
  • @ VALERIUS:

    "Der "slut-walk", der so fern von Femen nicht ist im Auftreten, beruht ja genau in der Verabsolutierung dieser weiblichen Macht: ich will so auftreten können, dass bekannte Reaktionen in Dir auftreten, aber diese Reaktionen zu äußern soll Dir nur mit meiner nur Ausnahmsweise erteilten Erlaubnis erlaubt sein. Absolute Macht für mich - und Du hast Dich so zu verhalten, als wäre nichts, obwohl wir doch beide wissen..."

     

    Diese sehr eigenwillige Fehlinterpretation des "Slut-Walk" rechtfertigt seine Notwendigkeit.

     

    Im Kern willst du also sagen: "Die will das doch, so wie sie angezogen ist!"

     

    Interessant.

    Hast du schonmal darüber nachgedacht, dass sich nicht jede Frau die sich (deinem Empfinden nach)"aufreizend" kleidet, ausgerechnet DICH "aufreizen" möchte? Oder wie du es so schön ausdrückst, "bekannte Reaktionen" bei dir hervorrufen möchte?

     

    Valerius, es tut mir leid, aber wenn du meinst, eine Frau will Macht über dich ausüben, weil sie irgendein Outfit trägt, das dich "aufgeilt" dann ist das irgendwie dein Problem.

     

    Der Sexapeal von Kleidung ist Ansichtssache. In keinem Fall aber ist "sexy Kleidung" ein Freifahrtschein zur sexuellen Belästigung, wie du es scheinbar verstehst.

     

    Wenn du also glaubst, eine Frau will durch ihre Kleidung "bekannte Reaktionen" bei dir hervorrufen, dann frag mal lieber nach, ob das wirklich so ist.

    Aber sei dann nicht enttäuscht, weil sich das "was ihr doch beide wisst" nicht bestätigt.

  • 2
    2Kurze

    Alter Schwede, hier wird so viel Energie für so ein Riesenhaufen von Blödsinn verschwendet!

     

    Aber hier gibts wohl auch noch echte Männer! Danke Valerius!

  • Also weil Männer früher Frauen dumm nannten, wenn diese sich klug artikulierten, sollten Frauen heute Frauen klug nennen, selbst wenn die es gar nicht sind, Ihrer Logik nach. Bisschen abwegig, finden Sie nicht auch?

     

    Außerdem sind die Femen ja wirklich nicht dadurch bekannt, dass sie "den Mund aufmachen" (sondern eben dadurch, dass sie ihre Brüste entblößen).

     

    Und inwiefern genau der "soziale und historische" Unterschied zwischen der Ukraine und Deutschland Frau Kapperts Argumentation gegenstandslos machen soll, haben Sie leider nicht erklärt. Lediglich zu behaupten, es sei so, ist ein bisschen dünn.

    • @Ella:

      Sollte an "Flipper" unten gehen. Ich setze es noch mal an die richtige Stelle.

  • AU
    Andreas Urstadt

    @ Ella -

     

    Femen unterlaeuft gerade Normativitaet und Kritik an Femen wird idR entlang hoher Normativitaet gestellt und das ist immer autoritaer. Der erwaehnte Mann wirkt durchgehend entautorisierend, Femen macht dieses Normative gar nicht mit. Wer sich ueber den Mann aufregte, entlarvt sich selbst, naemlich als fundamental.

     

    Der von der Autorin vorgelegte Ton ist schon nicht nachvollziehbar, machte aber das Hohe-Normativitaetsfass auf und diskursiviert peinlichste Inquisition. Femen sind ludisch und playful und das Spiel mit dem Mann dahinter verhindert das Fundamentale, was keinen Unterschied mehr macht zwischen religioesen oder feministischen Kriegern.

    • @Andreas Urstadt:

      Könnten Sie das noch mal auf Deutsch wiederholen, bitte?

  • H
    Hinterfrager

    Frau Kappert, sind Sie in irgendeiner Weise von Neid motiviert?

  • E
    Ellerich

    FRAGE: Warum soll Mann sich nicht delektieren dürfen?

    • @Ellerich:

      FRAGE: Habe ich mich wirklich so schwer verständlich ausgedrückt?

  • AU
    Andreas Urstadt

    Bei Konkursbuch laesst sich Nachhilfe in weiblicher Wahrnehmung von Bruesten finden. Die Autorin hat ein Projektionsproblem. Support wird sich aus der Theorie geholt, also top down inkl eines autorisierenden Namens, der die eigene Sicht kanonisieren soll.

     

    Weiter handelt es sich nicht um Exhibitionismus. Vielmehr geht es um Liberalisierung und gegen a prioris. Dazu kommt playfulness, Liberalisierung und playfulness gehoeren zusammen und sind anti-inquisitorisch (die Autorin geht in der Verurteilung von Femen kongruent mit konservativen christlichen Zeitungen). Es gehoert sehr wohl der entdeckte Mann dazu, der von Femen schon lang erwaehnt wurde. Er fungierte dazu als komplementaer und antifundamentalistisch, in Bewegung haltend, undoktrinaer.

     

    Die peinliche Inquisition, mit der manche auf Femen reagieren ist selbstentlarvend, dazu die hohe Normativitaet, welche die authoritarian personality outet, empirisch, nicht theoretisch.

    • @Andreas Urstadt:

      Lol. Das ist doch Satire, oder?

      • AS
        Andrea S
        @Ella:

        hört sich aber gut an

  • Das "männliche Subjekt wird privilegiert?"

    Super, so eine "Privilegierung", die mit geringerer Lebenserwartung, sexistischen Zwangsdiensten und menschenrechtswidrigen Diskriminierungen beim Sorgerecht daherkommt.

  • F
    F

    "Als hätte man's geahnt" ist ein lustiger Untertitel.

     

    Nachdem deutsche Feministen seit 12 Wochen Femen als das Feindbild des sogenannten vernünftigen Feminismus aufgebaut haben, wird nun, als Schlußpunkt, ganz plötzlich und zufällig investigativ herausgefunden, dass Femen von einem Mann abhängt - ein Fakt, der schon seit langer Zeit bekannt war, aber bisher noch nicht so recht ins Bild passen wollte.

    • AS
      Andrea S
      @F:

      was heißt "bekannt"? Irgendjemandem wird es schon bekannt gewesen sein. Allgemeingut war das auf keinen Fall, da hätten sich sonst die Medien drauf gestürzt.

  • F
    Flipper

    Naja man kann von den hübschen Femenistinnen halten was man will (über "barbiehaft" kann man in dem Zusammenhang durchaus streiten, Ella), aber in Ihrem Artikel vergessen Sie völlig, Frau Kappert, dass - wie Bernhard völlig richtig bemerkt - Osteuropa und besonders die Ukraine nicht mit Deutschland gleichzusetzen sind, was Gender-Themen angeht! In diesem Sinne vergessen also Sie selbst den sozialen und historischen Kontext völlig. Problematisch finde ich davon abgesehen auch Ihren latenten Vorwurf der Naivität und Dummheit - wenn ich mich recht erinnere ein traditioneller patriarchaler Vorwurf an Frauen, die den Mund aufmachen.

  • R
    Ruhender

    Warum wird Prostitution immerzu einseitig wie ein Verbrechen behandelt? Ja, es gibt nunmal auch solche Prostituierte, die sich diesen Beruf ganz bewußt gewählt haben, die davor "seriöse" Berufe ausübten, aber darin keine Befriedigung fanden. Wenn man aber ausschließen will, daß Frauen gegen ihren Willen zur Prostitution gezwungen werden, oder aus existenzieller Not und mangelnden Perspektiven keine andere Möglichkeit haben, als sich zu prostituieren, muß man für entsprechende wirtschaftliche Rahmenbedingungen sorgen - europaweit, weltweit. Da dies aber nicht geschieht, ist es auch müßig, darüber zu debattieren. Die deutsche Regierung etwa, unter Merkel dem Chauvinismus der Bankiers und Wirtschaftsmanager bedingungslos ergeben, tut nicht das geringste dafür, überhaupt eine soziale Gerechtigkeit anzustreben. Für die Femen-Frauen und ihre Aktionen habe ich Respekt, so oder so. Wir brauchen mehr mutige Bürger wie sie.

    • AS
      Andrea S
      @Ruhender:

      Frau Merkel tut wirklich nichts für die soziale Gerechtigkeit in der Ukraine, komisch. Zitat:"Wir brauchen mehr mutige Bürger wie sie" wie meinst du das? Männer und Frauen, die es den Femen gleich tun?

      • R
        Ruhender
        @Andrea S:

        Konkretisieren Sie bitte Ihre Frage.

    • KG
      Kein Gast
      @Ruhender:

      Und schauen wir uns die Zustimmung für Frau Bundeskanzlerin an, ich stimme Ihrer Analyse vollends zu, dann sind die Frauen der Frauen Wolf, da braucht's gar keine Männer, damit es Frau so schlecht, wie nur irgend möglich geht.

      • R
        Ruhender
        @Kein Gast:

        Im übrigen bezweifle ich, daß eine nennenswerte Mehrheit den Femen-Protest und die Zusammenhänge überhaupt begriffen hat.

      • R
        Ruhender
        @Kein Gast:

        Genau. Mal ganz abgesehen von der Frage, inwieweit die Indienststellung seiner Arbeitskraft und Persönlichkeit zum Nutzen einer industriellen Kapital-Wirtschaft, die zum guten Teil vom Elend anderer lebt, sprich: den Brotwerwerb als funktionierendes Teil eines menschenverachtenden, regelrecht kannibalistischen Systems, als Prostitution anzusehen ist.

  • R
    RedHead

    Also diese feministischen Konstruktionen haben schon einen gewissen Unterhaltungswert. Also wenn eine Frau sich gerne präsentiert, schön sein will um gesehen zu werden und ein Mann sie dann tatsächlich gerne ansieht, dann gibt es ganz real eigentlich kein Opfer, niemanden der irgendeinen Schaden davon trägt. Das ist ganz gewöhnliches Balzverhalten. Das tun manche Frauen eben, wenn man sie lässt. Frauen mit weniger Rechten werden gleich in eine Burka gepackt und haben diese Freiheit nicht. Aus feministischer Sicht haben wir aber einen Täter, der mit seinem "männlich-patriarchalen Blick" die Frau zum Objekt degradiert und ein Opfer, dass gleichzeitig eine Kollaboratorin ist, weil sie sich nicht einmal als Opfer fühlt und sich freiwillig "unterwirft", obwohl sie die Situation selbst herbei geführt hat. Bei so einem Nonsens brauchen sich Feministinnen nicht wundern, wenn sie das Schlagwort "Opferabo" um die Ohren gehauen bekommen. Nennt mich patriarchal, aber ich lehne moralistische Bekleidungsvorschriften ab. Mir egal, ob diese von christlichen Fundis, Salafisten oder Feministen aufgestellt werden. Außerdem wirkt es auf mich wirklich ziemlich verklemmt zu sagen, ein Mann dürfe sich nicht freuen, wenn er eine Frau sieht, die er schön findet. Hier eine Form von Unterdrückung erkennen zu wollen wirkt auch etwas paranoid.

    Patriarchal wäre, wenn der Mann der Frau vorschreibt, was sie anzuziehen hat, nicht wenn die Entscheidung zu 100% von der Frau ausgeht.

  • KG
    Kein Gast

    @ Ella

     

    Der Grund könnte in der Freischaltung der Kommentare liegen.

    Kritik an Feminismus hat es hier nicht immer einfach. ;-)

  • "Ich verspreche mir von den Femen auf jeden Fall noch einiges.", sagt hier - wer?? Richtig, ein Mann! (Weisste Bescheid, oder?)

     

    Bisher habe ich tatsächlich noch nicht einen einzigen Mann getroffen, der ein Problem mit diesen angeblichen Feministinnen hatte. Dafür aber eine Menge Frauen.

     

    Und diese Erfahrung spiegelt sich - wenig überraschend - auch hier wider: Die (kluge und richtige) Kritik kommt von einer Frau, gleich vier Männer stehen sofort in Reihe, um die inhaltsfreie Brustentblößung der barbiehaften Damen wortreich als Widerstand zu loben!

     

    Ein "Feminismus", an dem Männer sich delektieren? Ist keiner, ganz einfach!

    • J
      Johnny
      @Ella:

      Ein "Feminismus", der auf Emanzipation der Frauen, nicht auf Männerhass gründet, kann von Männern gutgeheißen werden -- und damit natürlich kein Feminismus sein. Ist klar.

  • Einwandfrei funktionierender Widerstand gegen etablierte Machtcliquen, den die Femen zu bieten haben. Wenn sie sich nicht länger von singulären Interessen (Chef, Gründer) steuern lassen, könnte das eine weitere erfolgreiche Phase der Femen einläuten. Begrüßungswert zudem, wenn sich Femen nicht den dogmatischen Feminismus oktroyieren lassen. Das behält Frische, wirkt nicht lahm und von gestern. Das feminine Selbstbewußtsein muß hin Hinblick auf die jetzige Situation der Femen nicht weniger werden. Immerhin haben sie entgegen zu unserem Krisenhascherl Feminismus Widerstand zu bieten. Das kann sich bereits sehen lassen. Die offenbusige Performance im ständigen Widerpart zu Prostitution zu interpretieren, ist tatsächlich naiv und nährt ein Klischee. Das könnte man tatsächlich wertfreier, intelligenzter und natürlicher anpacken. Ich verspreche mir von den Femen auf jeden Fall noch einiges.

  • PP
    Peter P.

    Femen, die sog. Postfeministinnen sind dumm, naiv und politisch unterkomplex (abfälliger gehts ja kaum noch), haben die feministische Theorie nicht kappiert, sind natürlich von männlichen Patriarchaten ferngesteuert. Das Problem der sog. "richtigen Feministinnen" ist, dass sie immer noch in ihrer Zelle sitzen und mit aller Gewalt versuchen, ihrem Joch zu entfliehen - und nur sie kennen den richtigen Weg! -, während die bösen, dummen "Postfeminstinnen" einfach zur Tür raus sind und machen was sie wollen. Genderfragen und Rollenbilder sind mittlerweile viel diffuser und komplexer als dieses plumpe Mann=Subjekt und Frau=Objekt - und das haben die "Postfiministinnen" sehr wohl verstanden.

  • KG
    Kein Gast

    Urfeministisch, weil verlogen.

    Ich find's passend.

    Medial ausgeschlachtet, zu Kapital gemacht, ich find's passend, weil modern feministisch.

     

    Gäbe es einen guten Feminismus, er wäre an den Frauen verschwendet.

     

    Mensch und Frau und Arbeitssklave.

    Das ist die Aufteilung, die auch der Feminismus anstrebt, nichts mehr, nichts weniger.

     

    Und natürlich, Geld, schreibend, verdienen Mann wie Frau, bei dem Thema nicht durch langanhaltenden Einsatz des Verstandes.

  • Kaum zeigt ein Film den Mann hinter den Femen, werden diese fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Wo sind jetzt alle JournalistInnen, die zuvor so begeistert berichtet haben. Es ist ja so einfach immer auf der richtigen Seite zu sein, wie ein Fähnchen im Wind. Zivilcourage? Standpunkte? Wozu wir sind die Freie Presse.

    • J
      Johnny
      @Thomas Fluhr:

      Ja, es ist in der Tat erschreckend, wie unfrei die Presse ist. Leider wird nirgends mehr Journalismus betrieben, es gibt keine Berichterstattung mehr, es gibt nur noch Agenda-PR. Je nach Ausrichtung bekommt man vorgekaute Propaganda serviert. Will man moskautreue SED-Stories lesen, das Neue Deutschland steht bereit. Will man links-grüne Kapitalismuskritik, nimmt man die taz. Für rot-grüne PR nimmt man die Zeit, für schwarz-rote die FAZ.

       

      Unabhängig ist leider keine große Zeitung in Deutschland.

  • J
    Johanna

    Hach, das Stutenbeißen ist immer wieder amüsant. Da ist eine Zweckfeministin empört, dass auch attraktive Frauen Feministinnen sind und andere Aktionsformen bevorzugen, und schon kann sie nicht anders, als ihnen Intellekt und Wahrhaftigkeit abzusprechen.

     

    Liest man tiefer ist es doch der pure Tittenneid, der da aus der Redakteurin fließt.

  • B
    Bernhard

    Frau Kappert, Sie stehen auf einem deutschen bzw. westeuropäischen Standpunkt. Die Ukraine, das dortige Verhältnis von Männern und Frauen und die diesbezügliche gesellschaftliche Entwicklung sind an einem ganz anderen Punkt. Wäre es nicht die Aufgabe der Medien, die Damen danach zu fragen? Gerade wenn man den Anspruch erhebt, dass mehr dahinterstecken müsste als nackte Brüste?

  • V
    Valerius

    Naja, diese "Blickordnung, die das männliche Subjekt privilegiert und das weibliche zum Objekt herabwürdigt" äußert sich in einigen Merkwürdigkeiten wie der, dass Exhibitionismus strafreechtlich ein Verbrechen nur ist, wenn er von Männern begangen wird - das Männliche als ständiger Übergriff aufgrund seiner bloßen Männlichkeit?

     

    Man könnte aber auch mal den Blick umzudrehen versuchen: Der männliche Blick sucht den weiblichen Körper, weil dieser eine in der Regel angenehme Reaktion im männlichen Körper auslöst. Es soll Frauen geben, irgendwo, außerhalb der Opfertheorie des Feminismus, die mit dieser weiblichen Reaktionsauslösungsmacht über den männlichen Körper bewusst und aktiv umgehen können und wollen und dies lustvoll tun. Wer ist da Täter, wer Opfer?

     

    Der "slut-walk", der so fern von Femen nicht ist im Auftreten, beruht ja genau in der Verabsolutierung dieser weiblichen Macht: ich will so auftreten können, dass bekannte Reaktionen in Dir auftreten, aber diese Reaktionen zu äußern soll Dir nur mit meiner nur Ausnahmsweise erteilten Erlaubnis erlaubt sein. Absolute Macht für mch - und Du hast Dich so zu verhalten, als wäre nichts, obwohl wir doch beide wissen...

     

    Wie sagten nichtfeministische Mütter zu ihren Söhnen immer, wenn diese auch einmal zu weinen wagten: "Ein Indianer kennt keinen Schmerz!" Basta!

     

    Und dann dieser Mann hinter Femen: Die Geschlechter machen einander beständig zur Marionette voneinander. Wer weiß, was für eine Frau hinter dem die Strippen zieht, was für ein Mann hinter der, was für eine Frau hinter dem...

     

    Das Leben könnte interessant und vielfältig sein, wenn es nicht dauernd irgendwelche binären Ismen in eine potenzielle Bürgerkriegsfront ("wir gegen die") verwandeln würden.

    • J
      johnny
      @Valerius:

      So Süsser, nachdem du jetzt deinen vollkommen unqualifizierten Schwachsinn abgesondert hast, geh doch einfach wieder spielen. Wenn du Argumente suchst, geh lesen.

      • KG
        Kein Gast
        @johnny:

        Und dann soll er Ihnen bestimmt eines mitbringen, oder?

      • JW
        john wayne
        @johnny:

        johnnie be good tonight. dein kommentar platzt ja vor argumenten. danke