piwik no script img

Kommentar MenschenklonenGeld gegen Eizellen

Wolfgang Löhr
Kommentar von Wolfgang Löhr

Von einem „Durchbruch in der Stammzellforschung“ kann keineswegs die Rede sein. Aber es werden sich Forscher finden, die die Klone von einer Frau austragen lassen.

J etzt liegt auch der wissenschaftliche Nachweis vor: Der Mensch ist klonbar, so wie Affe, Schwein, Rind und Ziege. Dass wir uns in diesem Punkt nicht von anderen Säugern unterscheiden, ist eigentlich auch schon das Neue, was uns die Forscher aus Oregon mitzuteilen haben. Von einem „Durchbruch in der Stammzellforschung“ kann keineswegs die Rede sein.

Denn ob die aus geklonten Menschenembryonen gewonnenen Stammzellen jemals medizinisch nutzbar sind, steht noch in den Sternen. Und sollte sich herausstellen, dass sie tatsächlich nutzbringend eingesetzt werden können und keine Gesundheitsgefahr darstellen, dann ist da noch eine ganze Palette an ethischen Grundwerten über Bord zu werfen, bis sie den Weg in den klinischen Alltag finden werden.

Das fängt schon an bei den Eizellen an, die für jeden Klonversuch zur Verfügung stehen müssen. Bei den vielen Krankheiten, die mit diesen individuell zugeschnittenen Stammzellen geheilt werden sollen, wäre der Bedarf riesig. Mit Hormonen vollgepumpte Frauen werden sich als „Spenderinnen“ zur Verfügung stellen müssen.

Bild: taz
WOLFGANG LÖHR

ist Wissenschaftsredakteur der taz.

Ohne Not wird wohl keine Frau die Gesundheitsgefahren in Kauf nehmen, die mit einer künstlich ausgelösten Superovulation verbunden sind. Dann bleibt nur: Geld gegen Eizellen. So wie heute schon britische Forscher ihre „Eizellspenden“ in Rumänien einkaufen. Zynisch muss man da auch den Vorschlag nennen, den ein aus Bremen stammender, in Südafrika lehrender Bioethiker vor Jahren machte: Die Eizellspende wäre doch eine gute Einnahmequelle für arme Südafrikanerinnen.

Die Tür ist einen Spaltbreit geöffnet

Obwohl die Stammzellforscher betonen, dass sie nicht die Absicht hätten, ihre geklonten Embryonen von einer Frau austragen zu lassen: Die Tür dafür ist jetzt einen Spaltbreit geöffnet. Man weiß jetzt, dass es grundsätzlich möglich ist. Es werden sich Forscher finden, die diesen letzten Schritt auch noch gehen wollen. Selbst in Deutschland, wo ein restriktives Embryonenschutzgesetz noch alle Klonversuche mit Menschen untersagt, könnte das Verbot kippen.

Mit dem Präimplantationsgesetz ist der bisher strikte Schutz von Reagenzglasembryonen erstmals durchlöchert worden. Die in der Retorte gezeugten Embryonen dürfen demnach nach einer Güterabwägung auch vernichtet werden. Warum soll man dann damit nicht heilen dürfen, wird demnächst die Frage lauten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Wolfgang Löhr
Redakteur
Jahrgang 1955, war von 1993 bis Ende 2022 Wissenschaftsredakteur der taz. Er hat an der FU Berlin Biologie studiert. Vor seinem Studium hatte er eine Facharbeiterausbildung als Elektromechaniker gemacht, später dann über den zweiten Bildungsweg die Mittelere Reife und am Braunschweig-Kolleg die allgemeine Hochschulreife nachgeholt.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • S
    Seeräuber-Jenny

    Masse Mensch

     

    Schon als zarter Knabe hold

    hab ich eines nur gewollt:

    Reichster Mann auf Erden sein!

    Ließ mich aufs Gewinnspiel ein

    um das viele schöne Geld

    in der großen weiten Welt.

     

    Idealer Lebenszweck:

    Borstenvieh und Schweinespeck.

    Schwarze Zahlen auf Papier,

    schier unendlich mein Revier,

    Nimbus wie ein Superstar,

    eine große Dienerschar.

     

    Nur der Mensch bringt mir nicht viel

    in dem Maximierungsspiel.

    Seine Arbeit kostet Geld,

    hier wie in der Dritten Welt.

    Es ersparte mir viel Lohn,

    hätt ich endlich einen Klon!

     

    Nun, der Mensch ist Konsument,

    wie man Dümmeres nicht kennt.

    Ich verkauf ihm Scheiß für Gold,

    schließlich hat er's so gewollt,

    Weiber, Wein und Comedy,

    Massenvieh fürs Massenvieh.

     

    Doch es lässt des Menschen Hirn

    sich nicht richtig kalkuliern.

    Mag er auch geduldig sein,

    fängt er doch mal an zu schrein.

    Michel wurde Demokrat,

    Meinhof schritt zum Attentat.

     

    Zeit wird's, dass die Wissenschaft

    einen Roboter erschafft,

    der aus Fleisch und Blut besteht,

    kaufen, saufen, raufen geht

    und der fraglos und beglückt

    auf die roten Knöpfe drückt.

     

    Denn für jede Superdrohn

    gibt's für mich nen Extralohn.

    Könnt es so nicht immer sein?

    Bringt gleich einen Antrag ein

    morgen früh im Parlament,

    wenn noch das Gewissen pennt!

     

    Flink so ein Superding gebaut

    aus Kruppstahl und aus Menschenhaut,

    die Masse schuftet im Akkord

    für einen neuen Massenmord

    und alle schreien laut Hurra

    vom Belt bis Santa Lucia.

     

    Aber bald hab ich's geschafft,

    hab genug zusammgerafft,

    sag der Masse Mensch Ade,

    hinterlass ihr fürs Souper

    einen kahlen Erdenball

    und entfleuch ins Weltenall.