Streit der Woche: Brauchen wir den BH noch?

Ein französischer Wissenschaftler fand heraus: Der BH schadet der Brust. Müssen wir Frauen uns noch in diese Konstruktion zwängen?

Vermutlich der größte BH der Welt: Montiert an zwei Fesselballons, über dem Alexanderplatz. Bild: dpa

Natürlich hat den BH ein Mann erfunden. Und sich gleich patentieren lassen. 1883 war das. Seitdem machte der BH eine Wandlung durch: Praktisch, erotisch, eine Zeitlang sogar das Symbol der Emanzipation schlechthin.

Und heute? Brauchen wir den BH noch? Nein, lautet das Urteil von Jean-Denis Rouillon, einem französischen Sportmediziner. Vergangene Woche hat er seine Langzeitstudie vorgestellt. Rouillon, Professor an der Universität Besancon, nahm 15 Jahre lang Messungen an 320 Frauen vor und untersuchte den Einfluss von Büstenhaltern auf Brustgewebe, Haltung, Form und Umfang der Brust.

Sein Ergebnis: Das Tragen von BHs macht die Brust abhängig von der Stützfunktion des Kleidungsstücks, sorgt dafür, dass das Brustgewebe schlaff wird und das Eigengewicht der Brust nicht mehr ohne Hilfskonstruktion ergo BH getragen werden kann. Auch auf die Haltung und Rückenmuskulatur habe das regelmäßige Tragen negative Auswirkungen.

Ist der BH also am Ende seiner Karriere angelangt? Werden Großraumbüros, U-Bahnen, Chorproben und Aerobic-Kurse schon bald von Frauen bevölkert, die im Namen der Gesundheit nichts mehr drunter tragen? Die Frauen der 68er Generation zeigten sich aus politischen Gründen ohne BH und empfanden ihn als Unterdrückungssymbol. Ob es tatsächlich öffentliche BH-Verbrennungen im großen Stil gab, darf jedoch bezweifelt werden.

Initiationsritus BH-Kauf

Oder sind wir weit davon entfernt, auf die Festungen aus Gel, Stahl und Schleifchen zu verzichten? Schon jungen Mädchen gilt der erste BH-Kauf als Initiationsritus zu ihrem Leben als Frau.

Während die Mütter mit geschultem Auge durch die Abteilung für kleine Größen eilen und ihren Töchtern rosa Modelle, für den Anfang ohne Push-Up, in die Kabinen reichen, derweil in regelmäßigen Abständen die Kabinentür aufreißen und „Passt er denn auch?“ rufen, stehen die armen Mädchen vor einem Berg Büstenhalter und wissen nicht wohin mit dem Stoff, den es da auszufüllen gilt.

Sind die Zweifel an Nutzen und Verdienst des Büstenhalters demnach berechtigt? Sollten wir zukünftig die Brust quasi sich selbst überlassen? Oder brauchen wir den BH noch?

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