Champions League: Juve - Bayern: Die Rache bleibt aus
Die Sache war ziemlich schnell ziemlich klar: Bayern zieht ins Halbfinale der Champions League. Die Juve-Fans haben sich davon nicht stören lassen.
Die Startbedingungen: Bayern fährt mit breiter Brust auf die andere Seite der Alpen. Haben die Müncher doch die Bianchoneri, die traditionell in Schwarz-weiß spielenden Turiner, im Hinspiel mit 2:0 besiegt. Bei den Bayern sind alle dabei – bis auf den sonst als Zehner gesetzten Toni Kroos, der sich im Hinspiel bei einem Defensivzweikampf verletzte.
Vor dem Spiel heizt die italienische Sportpresse ein. Tuttosport titelt: Furia Turin: La vendetta negli occhi - wütendes Turin: die Rache in den Augen. Trainer Antonio Conte aber spricht gelassener, nämlich von einer minimalen Chance, die man nutzen wolle. „Anmaßende Ziele bedeuten oft Dein Ende", sagt er. Bayern-Trainer Jupp Heynckes bleit ebenfalls sachlich: „Wir wissen, was zu tun ist."
Das Spiel: Juve ergreift sofort die Initiative; die Bayern wissen nicht immer, was sie machen sollen. Allerdings ist Juve beim letzten Pass oder beim Abschluss oft überhastet. Die Bayern bemühen sich, allen voran Schweinsteiger, Spielkontrolle zu erlangen – aber das gelingt nur phasenweise. Juve spielt dagegen mit sehr viel Biss und Leidenschaft, wovon Bayern sichtlich beeindruckt ist. Auch Robbens Dribblings schaffen keine nachhaltige Entlastung. Beide Torhüter können sich mit großen Paraden bei Fernschüssen auszeichnen.
Nach der Pause kommt Bayern besser ins Spiel, ist überzeugender bei den eigenen Angriffsbemühungen. Nach einer knappen Stunde nähert sich die Entscheidung: Chiellini kommt im Bayern-Strafraum zu Fall, aber der Elfmeterpfiff bleibt aus. Im direkten Gegenzug trifft Robben den Pfosten. Wenig später, in der 64. Minute, dann der Knock out für Juve. Mandzukic staubt nach einem Freistoß ab – Bayern in Führung. Jetzt braucht Juve vier Tore, um weiterzukommen. Aussichtslos. Trainer Conte wechselt zwar noch mehrfach, aber es hilft nichts. Der Glaube bei den Turinern schwindet, und in der Nachspielzeit setzt der eingewechselte Pizarro mit dem 2:0 für Bayern noch eins drauf. Verdientes Weiterkommen der Bayern.
Der entscheidende Moment: Das Führungstor der Bayern durch Mandzukic, der nach einer gute Parade von Juve-Torhüter Buffon per Kopf abstaubt. Damit ist's für Juve gelaufen.
Der Spieler des Spiels: Bayern-Keeper Manuel Neuer. Hält die Bayern mit einigen guten Paraden im Spiel, strahlt große Souveränität und Ruhe aus.
Die Pfeife des Spiels: Juve-Keeper Buffon ist es nicht. Die war er im Hinspiel. Das reicht.
Die Schlussfolgerung: Zwei deutsche Teams im Halbfinale - eines souverän, eines mit Dusel. Und dann noch im Quartett mit Real und Barca! Die deutsche Fußballwelt wird sich kaum einkriegen vor Glück und Eigenlob.
Und sonst: „Fino alla Fine“ - bis zum Ende! Solch Fahnen schwenkten die Juve-Fans, und sie meinten es ernst: Selbst in aussichtsloser Lage machten sie noch ordentlich Stimmung. Alle Achtung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen