Mixed Martial Arts: „Bereit, geschlagen zu werden“

Clinchen, Ringen, Kicks – das ist für die Kämpferin Danielle West wie ihr Leben. Schon als Teenage-Mum hat sie einstecken und aufstehen gelernt.

Danielle West trägt einen Mundschutz, wenn sie kämpft. Wenn man genau hinsieht, erkennt man die Bienen darauf. Bild: Sonja Trabandt

Danielle West hat erst lernen müssen, wie man sich ins Gesicht schlagen lässt, ohne den Kopf wegzudrehen. Sie ist zu diesem Sport namens Mixed Martial Arts eher zufällig gekommen.

Eine Frau suchte noch eine Gegnerin für einen Mixed-Martial-Arts-Kampf und konnte niemanden finden. „Da hab ich gesagt: Ich mach's. Ich hatte fünf Wochen Zeit, um zehn Kilo abzuspecken und das Gewicht zu erreichen. Sie hat mich dann nach Strich und Faden verprügelt. Sie hat mir ins Gesicht gehauen, darauf war ich nicht vorbereitet“, erzählt Danielle West im sonntaz-Gespräch, die seit diesen Anfängen häufiger in den Ring gestiegen ist.

Kann man das wirklich lernen, sich verprügeln zu lassen? „Na sicher! Deshalb macht man doch Sparring! Wenn ich mir alte Kämpfe von mir ansehe, dann dreh ich immer das Gesicht weg, wenn ich Schläge kassiere. Heute nicht mehr. Das ist sicher keine Fähigkeit, die du in deinen Lebenslauf schreibst: 'Ist bereit, ins Gesicht geschlagen zu werden', aber du kannst das lernen.“

Danielle West ist heute 35. Sie wurde in Boston geboren. Seit rund einem Jahrzehnt ist sie Mixed-Martial-Arts-Kämpferin. Nach jedem Kampf schenkt sie ihren Gegnerinnen zum Dank selbst gemachte Seife.

Die Mixed Martial Arts, kurz MMA und zu Deutsch: gemischte Kampfkünste, sind eine Kombination aus allen Kampfsportarten. Elemente kommen etwa aus dem Boxen, Kick- und Thaiboxen, Taekwondo, Ringen, Brazilian Jiu-Jitsu und Judo. Der Sport hat in den letzten Jahren auf der ganzen Welt immer mehr Anhänger gefunden. Seit 2012 wird in den USA die "Invicta Fighting Championship" ausgetragen, ein Wettbewerb ausschließlich für MMA-Frauenkämpfe.

„Ich mag die vielen Möglichkeiten. Wenn du ein Boxer bist, und dein Gegner ist besser - was kannst du da machen?“, fragt sie im sonntaz-Gespräch. „In meiner Sportart hast du viele Optionen: Clinchen, Ringen, Kicks, Bodenkampf, Hebel und Würger. Das ist wie mein Leben: Ich habe nie akzeptiert, dass ich nichts aus mir machen kann, nur weil ich kaum zur Schule gegangen bin.“

West war eine Teenage-Mom, sie arbeitete für eine Gewerkschaft und zwischenzeitlich landete sie auf der Straße und wurde obdachlos. „Das Leben ist Chaos, Chaos ist überall. Du musst das für dich selbst ordnen und dir Regeln geben“, sagt West. „Ich hab das gelernt, als ich obdachlos war. Wenn ich da nicht Regeln und Werte für mich selbst aufgestellt hätte, hätten die Dinge sehr schnell schiefgehen können.“

Zuletzt stieg West im Dezember in Japan in den Ring und verlor nach Punkten. Kurz zuvor erschien bei dem kleinen US-Verlag Burning Horse ihr erster Roman: „All Change Please“.

West ist es gewohnt, sich durchzusetzen: „In Ostlondon hatte ich eine Zeit lang Probleme, weil da etliche Muslime trainierten, die meinten, eine Frau im Gym sei gegen ihre Religion. Ich habe ihnen gesagt, dann müssen sie in die Moschee gehen, nicht ins Gym.“

Wie sie ihre neues Buch auf dem Smartphone schreibt, warum sie die USA verlassen hat und wieso sie ihre Kindheit im Heim verbrachte, erzählt Danielle West im Gespräch in der sonntaz vom 26./27. Januar 2013. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo.

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