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Archiv-Artikel

zahl der woche Kindersklaven – nur nicht in Genf?

10 Millionen

Als Lasttier, Steineklopfer, Lastenschlepper, Schuhputzer, Teppichknüpfer – weltweit müssen rund 200 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren für ihren Lebensunterhalt arbeiten. 10 Millionen von ihnen leisten Zwangsarbeit in Privathaushalten. Die Mehrheit dieser jugendlichen ArbeitssklavInnen sind Mädchen, die zudem häufig auch sexuell misshandelt werden. Das berichtet uns die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Genf. Heute ist der „Welttag gegen Kinderarbeit“, und aus diesem Anlass hat die UNO-Organisation eine Studie unter dem Titel „Helfende Hände oder ein Leben in Ketten?“ herausgegeben.

Tatsächlich wäre die Internationale Arbeitsorganisation auf noch höhere Zahlen gekommen, wenn ihrer „globalen“ Studie tatsächlich auch eine lücken- und tabulose weltweite Datenerhebung zugrunde lägen. Stattdessen beschränkt sie sich auf Staaten Afrikas, Asiens und Lateinamerika. So erfahren wir, dass 2 Millionen der 10 Millionen Zwangsarbeiter unter 18 Jahren in südafrikanischen Privathaushalten „unter oftmals sehr unwürdigen Bedingungen“ schuften müssen – bis zu 15 Stunden am Tag. 700.000 sind es laut Internationaler Arbeitsorganisation allein in der indonesischen Hauptstadt Jarkarta, 550.000 in Brasilien und über 260.000 in Pakistan.

Ausschließlich aus den drei Subkontinenten stammen auch die Fallstudien und Einzelschicksale von Kindern, die manchmal erst acht Jahre alt sind und oftmals sieben Tage die Woche arbeiten müssen – für einen Hungerlohn oder gleich ganz ohne jedes Entgelt. Doch das Problem von Zwangsarbeit, Ausbeutung und sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in fremden Privathaushalten existiert – wenn auch längt nicht in demselben Ausmaß – durchaus auch in den reichen Industriestaaten des Nordens.

Nicht zuletzt in der internationalen Stadt Genf. Hier befinden sich nebem dem europäischen Haupsitz der UNO auch die Zentralen von 26 ihrer 34 Sonder-und Spezialorganisationen sowie der Welthandelsorganisation. DiplomatInnen aus den rund 150 Staaten, die in Genf eine UNO-Botschaft unterhalten, sowie MitarbeiterInnen der zahlreichen internationalen Organisationen – möglicherweise auch der ILO – beschäftigen billige Arbeitskräfte im Haushalt, zur Kinderbetreuung oder zu anderen Zwecken.

Darunter auch Minderjährige. Diese billigen Arbeitskräfte kommen überwiegend aus den Philippinen und anderen asiatischen Staaten. Immer wieder wurden in den letzten Jahren einzelne Fälle von Ausbeutung, sexuellem Missbrauch oder Gewaltanwendung bekannt. Stets wurden diese Fälle unter den Teppich gekehrt – oft mit dem Hinweis auf die „diplomatische Immunität“ der „Arbeitgeber“.

Die UNO sowie die Schweiz und der Kanton Genf als ihre Gastgeber hüllen sich ins Schweigen. Eine gründliche, tabulose Untersuchung ist überfällig. Das wäre einmal eine Aufgabe für die ILO. ANDREAS ZUMACH