wirtschaftsjournalismus: ein bedauerlicher sprachlich-genetischer unfall :
Um Wirtschaftsjournalist zu werden, braucht es eine besondere genetische Voraussetzung: das Gen luM wie „lustige Metapher“. Ist der Wirtschaftsjournalist mit diesem Gen ausgestattet, dann verfasst er solch humorige Überschriften wie „VW fährt Gewinn ein“ oder „Lufthansa hebt bei Umsatz ab“. Nur mit dieser schenkelzwinkernden Bildsprache gelingt es dem Wirtschaftsjournalisten überhaupt zu überleben, beschäftigt er sich doch ansonsten mit einer gefährlich drögen Zahlenmaterie, die bei gewöhnlichen Journalisten zu Gehirnerweichung führt. Gestern nun schickte dpa eine Wirtschaftsmeldung über die Ticker mit dem Titel: „Marsans zieht Angebot für Spanair zurück – Freie Bahn für Iberia?“ Dabei ist Iberia doch gar kein Bahn-, sondern ein Flugunternehmen! Muss es da nicht korrekt „Freier Flug für Iberia“ heißen? Hat das luM-Gen etwa versagt? Es wäre das erste Mal in der Geschichte des Wirtschaftsjournalismus und schon eine kleine Sensation. Wir können nur hoffen, dass dieser sprachlich-genetische Unfall ohne Folgen für die internationale Wirtschaftsberichterstattung bleibt.