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Archiv-Artikel

tschechisch-slowakische und serbisch-montenegrinische pikanterien

Zum Wahlausgang in Tschechien schreibt die liberale Budapester Nepszabadsag: Viele stimmten für liberale Reformen nach dem „slowakischen Modell“. Wer hätte gedacht, dass das Vorbild des kleineren und ärmeren Bruders – mit Flat Tax, Rentenreform usw. – auf die Tschechen eine derartige Anziehungskraft ausüben würde? Doch so ist es pikanterweise. Dabei wird ein bedeutender Teil der Slowaken, von den für die Tschechen derzeit noch so attraktiven Reformen enttäuscht, bei den Wahlen im Juni für die Wiederherstellung des Wohlfahrtsstaats stimmen. Das heißt, während die Tschechen für die slowakische Formel stimmten, stimmen die Slowaken für die tschechische.

Die regierungsnahe Belgrader Zeitung Politika meint zur Unabhängigkeit Montenegros: Milo Djukanović (Montenegros Regierungschef) hat mit offensichtlicher Beihilfe der internationalen Gemeinschaft praktisch der ganzen serbischen politischen Elite eine heiße Ohrfeige verpasst. Die so schwer angeschlagene serbische Öffentlichkeit ist wie ideal dazu vorbereitet (hinsichtlich der Kosovo-Frage oder der euroatlantischen Integration), neue bittere politische Pillen oder Prügel zu bekommen. Die einen werden dazu sagen, dass sie es nicht spüren, andere werden es als gerechte Strafe erleben und die Dritten als willkommene Therapie und guten Dienst empfinden.