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„Turbonegro“ sind ja jedermanns Sache sicher nicht. 1885 lokale Turbojugenden gibt es dennoch bereits weltweit – von Addis Abeba über Lichtenfels und Ottawa bis Zürich beherbergt fast jeder Winkel der Welt ein „Chapter“ der AnhängerInnenschaft der norwegischen Death Punks. Vor zehn Jahren erblickte der weltweite Fanclub im Anschluss an ein Konzert im St. Pauli-Klubhaus das Licht der Welt. Einmal jährlich treffen sich die pflichtschuldig in Denim-Jeansjacken und -hosen und lederne Seemannsmützen gewandeten Turbojugendlichen deswegen seit 2004 in St. Pauli um die Welt Turbojugend Tage zu zelebrieren. Höhepunkt sind auch dieses Jahr die Konzerte. Im Molotow spielen am Freitag „Boozed“ und „V8Wankers“, anschließend zieht es die KuttenträgerInnen ins King Calavera zum 5. Geburtstag der Turbojugend Bagdad, in Freds Schlemmereck oder in den Beat Club. Am Samstag spielen dann „Smoke Blow“, die „Turbo AC‘s“, „The Flaming Sideburns“ und „The Sewergrooves“ im Uebel und Gefährlich. Zum ersten Mal gibt es außerdem das „Turbojugend Filmlet Festival“ mit Kurzfilmen von oder über die Turbojugenden der Welt zu bestaunen.
Nicht nur für all jene, denen das dann doch zu laut und schnell ist, bietet sich die eher ruhige Seite Norwegens am Samstagabend im Grünen Jäger mit Schtimm an. Hier gibt es traurigen Slow-Lo-Fi-Pop und 80er-Inspiriertes zu hören, was sich nach Selbsteinschätzung der vier Trondheimer mit den hübschen Künstlernamen Æ, P, B und K dann „No-Rock/Alcojazz/Gloompop“ nennt. Vielleicht trifft man hier übrigens dennoch Turbojugendliche. Auf dem „Schtimm“-Album „Featuring“ ist die Stimme von Turbonegro-Sänger Hank van Helvete nämlich gleich zweimal vertreten.
Am Montag steht dann eher das gesprochene Wort im Mittelpunkt, wenn der „Schüler der Wahrheit“ Talib Kweli die FreundInnen intelligenten HipHops zum exklusiven Deutschland-Konzert ins Grünspan lädt, um sie an seinem außergewöhnlichen Talent für flowende Reime teilhaben zu lassen. Seit der College-Professoren-Sohn Anfang der Neunziger zusammen mit Mos Def den G-Funk-Hustlern Tiefsinniges entgegensetzte, wird sein kluger Kopf zu Recht als Ausnahmeerscheinung verehrt. Pflichttermin für alle „Conscious Rap“-Interessierten.
Eine gewisse Bildungsnähe lässt sich auch im Fall der ehemaligen Grundschullehrerin und Bibliothekarin Merrill Beth Nisker aka Peaches nicht von der Hand weisen. Wenn die Electroclasherin ebenfalls am Montag die Geschlechtsidentitäten der Anwesenden nachhaltig verunsichert und ihr neues Album „Impeach My Bush“ zum Besten gibt, lässt sich nicht nur lernen, was mit „explizit“ im Bezug auf ihre Texte explizit gemeint ist.ROBERT MATTHIESWelt Turbojugend Tage III: 8. 9., 21 Uhr, Molotow; 9. 9., 21 Uhr, Uebel & GefährlichSchtimm: 9. 9., 21 Uhr, Grüner JägerTalib Kweli: 11. 9., 21 Uhr, GrünspanPeaches, 11. 9., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich