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Archiv-Artikel

provinzpösschen Herzlichen Glückwunsch!

Dortmund bei Lünen lautete im 19. Jahrhundert die Postanschrift der Lüner Nachbarstadt. Jetzt soll das Städtchen am Rande des Ruhrgebiets wieder in die Liga der Großen aufsteigen. Und das ausgerechnet durch einen Akt, der sich an provinzieller Komik kaum überbieten lässt: Da schreibt ein Ratsherr in naivem lokalpatriotischen Enthusiasmus den europaweit größten Städtebund an – und plötzlich muss ein verschuldetes, vom Strukturwandel schwer gezeichnete, und vor allem völlig unbekanntes Städtchen sich neben Hamburg, Danzig und Riga einreihen und zum Tor Europas werden.

KOMMENTAR VONMIRIAM BUNJES

Klar, das könnte für Lünen eine Chance sein, bekannt und beliebt zu werden im großen Europa: Wenn sich das Stadtsäckel trotz Hartz IV, wegbrechender Gewerbesteuer und Stadtflucht irgendwie bis 2019 wieder füllen sollte. Oder man Sponsoren findet, die sich für die Hansestadt Lünen stark machen.

Allerdings dürften die ansässigen Firmen allein dazu kaum in der Lage sein – auch wenn die Konjunkturflaute sich in 15 Jahren in Luft aufgelöst hat. Denn es geht nicht um Tausende, sondern um Millionen Euro, die ein solches europäisches Großevent kostet. Schwierig genug für eine unbekannte Kleinstadt. Fast unmöglich für eine, die wegen eines gewaltigen Haushaltsdefizits kaum ihr Alltagsgeschäft bewältigen kann. Es ist wohl eher die Gelegenheit, sich auf internationalem Niveau zu blamieren.