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Archiv-Artikel

montagskolumne: lariam mau im spiegel ihrer geheilten welt

Anders als ich persönlich gehörte mein Kollege Meinhard Rohr einst zu den Linken. Vielleicht hat er sich deshalb eine Sommergrippe eingefangen. Ich springe aber gern einmal für ihn ein. Eine Kolumne ist rasch geschrieben. Einen Moment noch, Sekunde – jetzt: Früher konnte ich von meinem Arbeitsplatz bei einer Tageszeitung in den Hinterhof des Arbeitsamts sehen. Das ist jetzt nicht mehr wichtig, denn ich habe das Blatt grundlegend für mich gewendet. Obwohl ich als junger Mensch bestimmt fünfzehnmal „Die Kinder des Olymp“ sah, wurde ich Filmkritikerin. Inzwischen bin ich in der Welt angekommen und führe ein durch und durch ideologiefreies Leben. Ich bin die Stimme der Vernunft, finde ich. Ich bin zu der Auffassung gelangt, dass ich immer gegen den Strom schwimmen werde und einnehmend konservativ bin. Wir haben nicht viele Deutsche wie mich. Meine Entwicklung ist vorbildlich verlaufen. Heute bin ich Mutter von fünf prächtigen Sitzkissen.

Diese Vertretungskolumne erscheint in loser, aber glücklicherweise einmaliger Folge.