imame : Schluss mit dem Totstellen
Der größte muslimische Dachverband geht in die Offensive: Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, kurz Ditib genannt, will türkischstämmige Berliner, die hier ihr Abitur gemacht haben, in der Türkei zu Imamen ausbilden. Nach ihrem Studium sollen sie nach Berlin zurückkehren und in den Moscheen arbeiten. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch er reicht bei weitem nicht.
KOMMENTARVON SABINE AM ORDE
Richtig ist, dass bei den Imamen dringender Handlungsbedarf besteht. Bislang werden die muslimischen Geistlichen zum Dienst in den hiesigen Moscheen meist aus dem Ausland eingeführt. Das hat drei Konsequenzen: Sie können kaum Deutsch, haben keinen Bezug zur hiesigen Gesellschaft und wenig Verständnis für die Probleme der hier lebenden Muslime. Einen Beitrag zur Integration können sie deshalb kaum leisten. Das aber sollte eine wichtige Aufgabe der Imame sein. Deshalb ist es ein Fortschritt, wenn die muslimischen Geistlichen künftig junge Männer sind, die in Berlin aufgewachsen sind.
Doch warum sollen sie in Ankara unter der Kontrolle des türkischen Staates ausgebildet werden? Ziel muss sein, dass Imame – und auch islamische Religionslehrer – so wie ihre christlichen Gegenstücke an den deutschen Universitäten studieren. Dann hätte die deutsche Gesellschaft auch Einfluss auf die Studieninhalte.
Das kann man freilich Ditib nicht vorwerfen. Hier haben die deutschen Universitäten versagt –und die deutsche Politik. Denn sie haben sich jahrzehntelang nicht um die Muslime hierzulande geschert. Das gilt besonders für Berlin. Das Land mit seiner großen muslimischen Community hätte Vorreiter sein können. Stattdessen hat es sich totgestellt.
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