die taz vor acht jahren über erste schritte bei der bekämpfung von aids in afrika :
Langsam und eigentlich viel zu spät wird sich die Weltöffentlichkeit des Ausmaßes der Katastrophe bewusst, die Aids in Afrika verursacht. 5.500 Tote jeden Tag, zwei Millionen im Jahr – das sind Zahlen jenseits der normalen menschlichen Vorstellungskraft. Offenbar so sehr jenseits der Vorstellungskraft, dass es bisher keine koordinierte internationale Initiative gibt, um die rasante Ausbreitung der Seuche einzudämmen.
Das Schlimmste kommt erst noch. Nach neuesten Recherchen sind die Ausbreitungswege von Aids in Afrika nahezu identisch mit den Bewegungen bewaffneter Konflikte fünf Jahre zuvor, denn Soldaten und Rebellen sind die wichtigsten Verbreiter der Krankheit. Es ist fünf Jahre her, dass im Zuge des ruandischen Völkermordes und der damit verbundenen Fluchtbewegungen die Konflikte im Afrika der Großen Seen, einem der ursprünglichen Hauptverbreitungsgebiete von Aids, sich quer durch das gesamte Zentralafrika ausdehnten.
Nachdem in den 80er-Jahren Ostafrika und in den 90er-Jahren das südliche Afrika Epizentren von Aids waren, sind nun Zentral- und Westafrika an der Reihe. Und die größten Länder dieser Regionen, Nigeria und die Demokratische Republik Kongo, sind völlig unvorbereitet. Ihre Regierungen wissen nicht einmal richtig, wie viele Einwohner ihre Länder haben. Sie wären völlig außer Stande, ein noch viel schlimmeres Wüten von Aids zu verhindern, als es derzeit im südlichen Afrika zu beobachten ist. Die Pilotinitiative „Aids-Bekämpfung gegen Schuldenerlass“ in Sambia ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt. Denn sie bedeutet, dass Programme zur Aids-Bekämpfung nicht mehr nur allein Sache der Regierung sind. Internationale Geldgeber sind jetzt direkt eingebunden. Aids und andere weltumspannende Seuchen sind ein internationales Problem und müssen international gelöst werden. Die einzelnen Länder können damit nicht allein gelassen werden. Dominic Johnson, taz 17. 9. 1999