die anderen über die krawalle zum jahrestag des ungarn-aufstands :
Die Neue Zürcher Zeitung schreibt: Man kann durchaus sagen, in Ungarn herrsche heute ein kalter Bürgerkrieg. Keine Gesellschaft in Europa ist so fundamental gespalten wie die ungarische. Hüben wie drüben fehlt es an der Bereitschaft, die Gegenseite als demokratischen Partner zu anerkennen. Solange weite Teile der Gesellschaft der Ansicht sind, weder in der Revolution von 1956 noch im Umbruch von 1989 sei ein wirklich freier, demokratischer Staat geschaffen worden, wird der Aufbau einer friedlichen Bürgergesellschaft kaum zu verwirklichen sein. Das Traurigste ist, dass der heutige Konflikt das Gedenken an die Helden des Aufstands von 1956 restlos überschattet.
In Mailand meint der Corriere della Sera: Es hätte das Fest zum Jahrestag der „ungarischen Revolution“ werden sollen, die im Oktober 1956 von den Sowjets im Blut erstickt wurde. Doch es wurde zu einem der schlimmsten Tage für Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány, der unlängst durch eine Tonbandaufnahme verraten wurde, auf der er zugab, das Land zuvor über die wirtschaftliche Lage belogen zu haben. Auf Gyurcsány zielten am Montag die Sprechchöre normaler Leute und rechter Militanten von der Oppositionspartei FIDESZ, aber auch Besessener mit wenig demokratischer Gesinnung wie jene Motorradfahrer, die Helme im Stil der einstigen deutschen Wehrmacht trugen.