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Archiv-Artikel

die anderen über die geber-konferenz von madrid und den irak

Die Neue Zürcher Zeitung urteilt: In Madrid wurde Geld für den Irak gesammelt. Das heißt, es wurden Absichtserklärungen gegeben. Bei genauerer Betrachtung entpuppen sich viele der zugesagten Gelder nur als Kredite zur Förderung der Exportwirtschaft des Geberlandes. Jubel über 13 oder 33 versprochene Dollarmilliarden scheint unangemessen. Die Iraker wollten Bares, die Geber versprachen Papier.

Die Basler Zeitung kommentiert: Und was das Bedrückendste ist: Auch wenn die Geberländer mehr gegeben hätten, es wäre dem Irak nicht mehr geholfen. Denn ganz nebenbei hat die zweitägige Bedarfsanalyse in der spanischen Hauptstadt auch ergeben, was die Iraker am dringendsten benötigen: Sicherheit nämlich. Mehr Eigenständigkeit für die von den Amerikanern gegängelte irakische Übergangsregierung könnte so zur Sicherheit beitragen oder ein entschlosseneres Ausschreiten dieser Regierung auf dem Weg zu Verfassung und Wahlen. All das freilich war in Madrid kein Thema.

Die römische Zeitung La Repubblica schreibt: 33 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau des Iraks, die bis zum Jahr 2007 ausgegeben werden müssen. Das ist wenig im Vergleich zu den Erfordernissen des Wiederaufbaus, aber viel, wenn man an die Vorhersage vor Beginn der Konferenz und an die Furcht vor einem Scheitern denkt. Nach dem Konferenzende bleibt noch immer ein „Loch“ in Höhe von 20 Milliarden Dollar zu stopfen, gemessen an den von der Weltbank errechneten Erfordernissen für den Wiederaufbau. Die Experten im Weißen Haus sind jedoch der Auffassung, dass die fehlende Summe über den Verkauf irakischen Erdöls und private Investitionen gedeckt werden könnte. Das Hindernis ist aber nach wie vor die Sicherheitslage im Irak.

Der niederländische Volkskrant meint: Es kam zu viel zusammen, als dass man von einem Misserfolg sprechen könnte, aber auch zu wenig, als dass US-Außenminister Colin Powell eine Konfetti-Parade in New York erwarten könnte. Dass dies nicht möglich war, muss der Minister gewusst haben. Die Konferenz in Madrid war in hohem Maße von Abneigung gekennzeichnet. Viele Geberländer wollen nicht, dass die amerikanischen Besatzungsbehörden bestimmen, was mit ihrem Geld gemacht wird. Das muss ein unabhängiges Gremium bestimmen, in dem Weltbank und Vereinte Nationen vertreten sind. Madrid zeigte sehr gut den Stand der Beziehungen zwischen den USA und dem Rest der Welt in der Irakfrage. Es geht besser als vor einem Monat, aber es gibt weiterhin Reibungen.