die anderen über die deutsche gesundheitsreform :
In London kommentiert die Financial Times: Zum ersten Mal, seit Otto von Bismarck das erste europäische Wohlfahrtssystem aus einer Sozialversicherung geschaffen hat, in die Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam einzahlen, beginnt der deutsche Staat damit, Gesundheitskosten direkt aus Steuermitteln zu finanzieren. Viele der kontinentaleuropäischen Länder, die das Bismarck-Modell kopiert haben – Frankreich, Belgien und die Niederlande –, gehen davon ab. Jetzt auch das Vaterland des Eisernen Kanzlers selbst. Es ist sinnvoll, Rentner (durch Steuern) an der Gesundheitspflege zu beteiligen – schließlich sind sie diejenigen, die den größten Nutzen daraus ziehen.
In der Schweiz meint die Neue Zürcher Zeitung: Wem die Schuld an diesem Deal zuzuschreiben ist, kann nicht so ohne weiteres gesagt werden. Die Sachzwänge dieser Regierungsform scheinen aber dem Überlebenstrieb der Koalition eine viel wichtigere Rolle zuzuschieben als der inhaltlichen Vernunft. Wie anders ist zu erklären, dass auch diese Reform strenggenommen nicht zu bezahlen ist (außer durch neue Schulden) und dass sie, statt die einzelnen Träger endlich einem Wettbewerb auszusetzen, diese zu noch mehr Bürokratie und noch mehr Unbeweglichkeit verurteilt? Es ist nicht ersichtlich, wie sich die Tugend des Sparens im deutschen Gesundheitssystem breit machen soll.