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Archiv-Artikel

die anderen über die bundespräsidentenkandidaten

Die Neue Zürcher Zeitung meint: Hauptsache, man verhindert etwas. Einmal mehr – und besonders krass – hat diese Devise den Verlauf eines politischen Vorgangs in Deutschland bestimmt. Rache und Ranküne waren die Leitprinzipien, mit denen die Suche nach einer Nachfolge für den scheidenden Bundespräsidenten Rau betrieben wurde – mit dem Ergebnis, dass der beste Kandidat nicht zum Zuge kommt. Wolfgang Schäuble mochte nicht der beliebteste Anwärter gewesen sein; dazu hatte er zu viele Ecken und Kanten. Aber er hätte Deutschlands höchstes Amt nach der blassen Korrektheit seines Vorgängers wieder mit Inspiration und Visionen aufwerten können.

La Stampa aus Turin kommentiert: Die Nominierung Köhlers, der zwar CDU-Mitglied, aber zugleich für seine politische Unabhängigkeit bekannt ist, sehen viele als eine erhebliche Konzession an die FDP, und dies im Hinblick auf eine mögliche künftige Regierungskoalition, die Bundeskanzler Gerhard Schröder ablösen könnte. Die aktuelle Regierung wiederum dürfte nicht sonderlich zufrieden sein, mit einem Präsidenten wie Köhler zusammenarbeiten zu müssen: Als IWF-Chef hat er der Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung in Berlin viel Kritik entgegengehalten und war dadurch mehrere Male mit Finanzminister Eichel in Konflikt geraten.