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Archiv-Artikel

die anderen über den abzug britischer truppen aus basra und bushs blitzbesuch im irak

In London meint die Times: Es war immer das Ziel der Koalition, die Verantwortung für die Sicherheit im Irak an die irakische Regierung zu übertragen. Optimisten hoffen auf eine blühende Demokratie als Teil der Hinterlassenschaft. Aber solche Hoffnungen sind getrübt und der Sturz Saddam Husseins wird inzwischen als Trost, nicht als Rechtfertigung für das Chaos angesehen, das darauf folgte. Die Geschichte könnte immer noch zu dem Ergebnis kommen, dass es mehr als das war.

Der Independent bilanziert: Die traurige Realität ist, dass weder wir noch die Amerikaner den Irak mit gutem Ansehen verlassen. Alle Versuche, die Schuld anderen zuzuschieben, sind sinnlos.

In Wien findet Die Presse: Basra liegt in einer der ölreichsten Regionen der Welt, die Provinz ist der einzige irakische Verwaltungsdistrikt mit Zugang zum Persischen Golf. Die Provinzregierung aber hat niemals funktioniert, ein polit-mafioser Komplex hat sich des Ölterminals, des Hafens und sonstiger Einnahmequellen bemächtigt. Die Voraussetzungen für einen britischen Abzug sind also keineswegs gegeben. Die Soldaten ihrer Majestät packen dennoch zusammen – am Ende wird wohl ein vollständiger Abzug stehen. Denn die Briten haben festgestellt, dass die Bedrohung für Großbritannien aus den Stammesgebieten Afghanistans und Pakistans und nicht aus dem Irak kommt.

In Mailand schreibt der Corriere della Sera: Heute werden auf irakischem Gebiet mindestens drei Kriege geführt. Der erste ist der Kampf um die Vorherrschaft zwischen Sunniten und Schiiten. Der zweite ist die Kampagne, mit der al-Qaida in Mesopotamien isoliert werden soll. Der dritte ist der Kampf der kurdischen Minderheit im Irak, mit dem die Regionalregierung im Norden des Landes verteidigt und gestärkt werden soll. (…) Kurdistan ist sicher der überraschendste Erfolg der vergangenen vier Jahre: Die Provinzen werden hier größtenteils nach weltlichen Richtlinien regiert und zudem stellt sich langsam ein bedeutender wirtschaftlicher Wohlstand ein.

Die Salzburger Nachrichten kommentieren: Der Blitzbesuch des amerikanischen Präsidenten im Irak kommt weder zufällig noch wirklich überraschend. Das gesamte politische Establishment der USA ist dabei, sich auf den großen Showdown kommende Woche in Washington vorzubereiten. Allein die Tatsache, dass die „Air Force One“ statt in Bagdad in der Provinz Anbar gelandet ist, soll Erfolg signalisieren. Immerhin hatte die an Syrien grenzende, von Sunniten bewohnte Wüstenprovinz schon beinahe aufgegeben werden müssen. Anbar war Hochburg des islamistisch geprägten Widerstands. Das heißt noch lange nicht, dass sich das Blatt gewendet hat.