die anderen über das verfassungsreferendum im irak :
Die Gazeta Wyborcza aus Warschau meint: Bei diesem Referendum war das Wichtigste nicht die Verfassung, über die die Iraker abstimmten. Hier erkannten die Sunniten, unter Saddam an der Macht und heute frustriert und enttäuscht, zum ersten Mal, dass sie nicht Angst und Bomben, sondern nur eine Stimmkarte schützt. Diesmal gingen sie zu den Urnen, wenn auch, um mehrheitlich Nein zu sagen. Paradoxerweise wäre ein Scheitern der Verfassung sicher für den Irak am besten. Die Sunniten würden erkennen, dass ihre Stimme zählt, obwohl sie eine Minderheit sind. Und die übrigen Gruppen würden erkennen, dass sich ohne sie kein neuer Staat aufbauen lässt.
Die Gulf News aus Dubai meinen: Bereits jetzt gibt es einen eindeutigen Gewinner des Referendums: das irakische Volk. Zum ersten Mal in der Geschichte des modernen Irak standen die Menschen Schlange – inmitten des Ramadan und in der Hitze des Tages –, um am Aufbau des neuen Staats teilzuhaben. Einige erklärten, dass sie mit Nein gestimmt hätten, weil die Verfassung unter US-Besatzung zustande gekommen war. Andere sagten, sie seien gegen die neue Verfassung, da sie zu einer Teilung des Landes führen werde. Viele sprachen sich für die Verfassung aus, weil sie – nach Jahrzehnten der Marginalisierung – endlich das Gefühl bekamen, ein Teil des Irak zu sein.