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Archiv-Artikel

die anderen streiten um natascha kampusch und die medien

Die linke Pariser Libération schreibt zum Schicksal von Natascha Kampusch: Dies ist eine zeitgenössische Fabel, und die erste Frage nach diesem Albtraum ist nicht, wie Natascha Kampusch wiedergeboren werden und wieder leben kann. Vielmehr fragt man, wie sie nun kommunizieren wird – oder besser gesagt, wie sie am ehesten dem Druck der weltweiten öffentlichen Meinung entkommen kann. Natascha Kampusch hat beschlossen zu sprechen, denn sie hat schnell verstanden, dass ihr Schweigen sie auf eine vielleicht noch zerstörerische Weise einsperren würde als das Gefängnis, in dem sie acht Jahre lang wie eine lebendig Begrabene lebte.

Die rechte Wiener Presse meint im Gegenteil: Natascha Kampusch war acht Jahre unter tatsächlich unvorstellbaren Bedingungen gefangen. Jetzt ist sie in gewisser Weise wieder Gefangene, Gefangene der Medienöffentlichkeit. Vor dieser gab es bisher kein Entrinnen. Ursprünglich hätte ihr Gesicht ja nicht gezeigt werden sollen. Die ultimativen Drohungen internationaler Medien, Kampusch mehr oder weniger bis ans Lebensende Fotografen an den Hals zu hetzen, haben Kampusch und ihrem Betreuerteam keine Wahl gelassen. Wenn uns so nebenbei auch nur ein wenig an ihr liegt, müsste sie nun ein selbstbestimmtes Leben führen dürfen. Freiheit für Natascha Kampusch!