der wochenendkrimi … : Krimi nach Vorschrift
„Tatort: Unter Kontrolle“So., 20.15 Uhr, ARD
Was ist bloß an diesem Kopper dran? Wo er ermittelt, liest der pastageformte Halb- oder Viertelitaliener ohne großes Zutun die einsamen Herzen auf. Hier nun erweckt der ewige Assistent (Andreas Hoppe) beim Bettenprobeliegen mit Chefin und WG-Genossin Odenthal (Ulrike Folkerts) die Zuneigung einer Möbelverkäuferin, die ihm fortan telefonisch nachstellt.
Dieses moderate Stalking korrespondiert mit dem aktuellen Fall: Die Versicherungsangestellte Rike Hoffmann (fast wöchentlich im „Tatort“ zu Gast: Annett Renneberg) wird von einem Mann verfolgt, der sie auf Video aufnimmt. Ebenfalls auf Band gebannt hat der Spanner die Rangelei mit jenem Eventmanager, der ihr an die Wäsche wollte. Die Bedrängte stieß ihn eine Treppe hinunter, irgendjemand hat nachgetreten. Nachgetreten, bis der Impresario tot war.
Die Spanner-Perspektive, die Digitalbilder des Verfolgers, die hysterischen Fluchtbewegungen durch Straßenunterführungen: All diese Thriller-Standards schaffen hier nicht wirklich eine Stimmung ominöser Bedrohung – weil man sich nicht wirklich für die Figuren und ihre Beziehungen untereinander interessiert. Das ist vielleicht nicht mal den Machern selbst anzulasten; Autor Stefan Rogall hat zuvor den imposanten RBB-Polizeiruf „Kleine Frau“ geschrieben, Regisseur René Heisig patente Wochenendkrimis inszeniert. Beim „Tatort“ aus Ludwigshafen herrscht inzwischen einfach eine bleierne Routine, aus der sich Ermittler und Redaktion offensichtlich nicht mehr befreien können. Der langsame Tod des Fernsehbeamten heißt: Dienst nach Vorschrift. CHRISTIAN BUSS