das wichtigste : FDP-Tandem zerbricht
Westerwelle und Gerhardt haben sich zwar gütlich geeinigt, wollen vorerst aber getrennt kämpfen
BERLIN dpa/afp ■ Der Führungsstreit bei den Liberalen ist offenbar beigelegt: FDP-Chef Guido Westerwelle wird im Frühjahr 2006 den Fraktionsvorsitz von Wolfgang Gerhardt übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt soll Gerhardt Vorsitzender der parteinahen Friedrich-Naumann-Stiftung werden. Diesen Kompromiss wollten Westerwelle und Gerhardt am Abend dem FDP-Parteipräsidium vorlegen. Damit soll eine Kampfabstimmung in der Fraktion vermieden werden.
Der bisherige Vorsitzende der Naumann-Stiftung, Otto Graf Lambsdorff, kündigte an, dass er 2006 vorzeitig sein Amt niederlegen werde. „Wenn er will, ist er ein ausgezeichneter Kandidat“, sagte er zur Bewerbung von Gerhardt. In Fraktionskreisen wurde ausgeschlossen, dass Gerhardt als Ausgleich für den Fraktionsvorsitz ein Amt als Vizebundestagspräsident anstreben könnte.
Der 43-jährige Westerwelle hatte noch in der Wahlnacht seinen Anspruch auf den Fraktionsvorsitz angemeldet, nachdem die FDP ein fast zweistelliges Ergebnis erreichte. Der 61-jährige Gerhardt war der FDP-Kandidat für das Amt des Außenministers für den Fall einer schwarz-gelben Bundesregierung. Westerwelle hätte dann die Fraktionsspitze übernommen. Nach der Wahl drängten vor allem jüngeren Mitglieder der neuen Fraktion auf eine Verjüngung an der Spitze.
Westerwelle hatte Gerhardt 2001 nach einer Serie von FDP- Niederlagen aus dem Parteivorsitz gedrängt. Seitdem hat die FDP bei Wahlen meist zugelegt. Dabei traten beide Politiker als eine Art Doppelspitze auf. Auch in den offiziellen Sondierungen für eine Regierungsbildung vertreten Westerwelle und Gerhardt die FDP gemeinsam.