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Archiv-Artikel

Wowereit und der Bund Ein rotziger Kulturattaché

Ab dem 18. November wird Klaus Wowereit (SPD) nicht nur Regierender Bürgermeister, sondern auch Kulturbeauftragter Berlins sein. Mit seinem öffentlichen Auftreten in den letzten Wochen empfiehlt er sich allerdings nicht gerade für seinen neuen Zweitjob als hauptstädtischer Kulturattaché.

Kommentar von NINA APIN

Nach dem Karlsruher Finanzurteil steht die Zukunft von Kulturinstitutionen und Projekten wie der Staatsoper und dem Neubau des Humboldt-Forums auf dem Schlossplatz auf wackligen Füßen. Da ist es nicht gerade hilfreich, wenn Wowereit schon in seiner Antrittserklärung verkündet, Berlin werde keinen Cent für die Renovierung der Staatsoper zahlen. Noch weniger hilfreich ist seine Argumentation, es heiße schließlich „Staatsoper“ und nicht etwa „Stadtoper“, daher müsse der Bund die Kosten übernehmen.

Mit so einer rotzigen Ansage nährt der Regierende nicht nur den Verdacht auf eine Berliner „Subventionsmentalität“ im Rest der Republik. Ein Pleitier, der in unverschämtem Ton nach Milliardensummen fragt, wirkt einfach unsympathisch, egal ob seine Misere selbstverschuldet ist oder nicht. Das eigentliche Problem ist aber, dass Wowereit mit seinen lauten Tönen nun auch den Kulturstaatsminister Bernd Neumann gegen sich aufgebracht hat, den er als Verbündeten bräuchte. Der gültige Hauptstadtkulturvertrag, den Noch-Kultursenator Thomas Flierl (PDS) und die ehemalige Kulturstaatsministerin Christina Weiss (SPD) ausgehandelt haben, verpflichtet Berlin zur Beteiligung an Opernrenovierung und Bau des Humboldt-Forums. Wenn Wowereit pöbelt, statt zu verhandeln, muss er sich über das Echo nicht wundern: Neumann lässt nun prüfen, ob Wowereits Ankündigung ein Bruch des Hauptstadtkulturvertrages ist.

Das Parkett der Kultur ist glatt. Wenn Wowereit nicht ausrutschen will, muss er von seinen hemdsärmeligen Wirtshausmanieren Abstand nehmen. Oder sich aufs Repräsentieren verlegen und das Verhandeln seinem Staatssekretär André Schmitz überlassen. Der war früher bei der Deutschen Oper und kennt sich auch mit leisen Tönen aus.